Für die Südstadtschule in Villingen-Schwenningen ist die Schulsozialarbeit unerlässlich. Sie werde ständig gebraucht, sagt Rektor Elmar Dressel, der persönliche Kontakt bei Problemen im menschlichen und sozialen Bereich helfe oft weiter, etwa bei Schülern, die fast eine Verweigerungshaltung der Schule gegenüber hätten. An seiner Schule teilen sich bisher zwei Kräfte von zwei Trägern eine Vollzeitstelle, künftig will er nur noch einen Träger haben.
Größter Träger im Landkreis ist die Caritas
Größter Träger der Schulsozialarbeit im Landkreis ist der Caritasverband Schwarzwald-Baar. Mit 28 Kräften, davon 24 Frauen und vier Männer, leistet er an 28 Schulen Schulsozialarbeit. Heike Schempp, Teamleiterin für alle 28 Kräfte, kennt die Entwicklung. Seit 2004 ist sie Schulsozialarbeiterin an der Werkrealschule in Blumberg.
Es geht immer um Orientierung in der Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen. Dabei, so betont Schempp, gebe es durchaus altersbedingte Unterschiede. In einer fünften Klassenstufe gehe es zunächst um das Ankommen in der Schule, das Zurechtfinden in der Klassengemeinschaft und die Frage, wie die einzelne Schülerin oder der einzelne Schüler mit den Klassenkameraden und anderen Mitschülern umgehe. In der neunten Klassenstufe gehe die Orientierung eher in Richtung Zukunft und Berufsplanung sowie um die Ablösung vom Elternhaus. Ein wichtiger Punkt sind die Beziehungen unter Gleichaltrigen.
„Dreh und Angelpunkt unserer Arbeit sind Einzelgespräche“, sagt Heike Schempp. Eines stellt sie klar: „Schulsozialarbeit ist nicht zum bestrafen da. Schulsozialarbeit ist lösungsorientiert, wir arbeiten mit allen Beteiligten, Schülerinnen und Schülern, Lehrern, Eltern, Schulleitungen und wenn nötig Behörden wie dem Jugendamt zusammen, um Lösungen zu suchen.“ Ein fester Bestandteil der Arbeit sind regelmäßige Fortbildungen und Supervisionen. Auf einer Fortbildung hat Heike Schempp folgenden Leitsatz mitgenommen, wie sie sagt: Welche Grund- und Entwicklungsbedürfnisse haben Kinder und Jugendliche, und wie können wir sie darin unterstützen.
Die Fortbildungen finden auch innerhalb der Caritas statt, zudem unterhalten Städte mit mehreren Schulsozialarbeitern oder mehreren Trägern gemeinsame Foren, zum Beispiel mit Kindergartenleiterinnen und Schulleitern, um sich auszutauschen und den Blick für Handlungsansätze zu schärfen. Die Stadt Blumberg hat mittlerweile drei Schulsozialarbeiterinnen.
Beim Jahresbericht der Schulsozialarbeiterinnen im Blumberger Gemeinderat wies Bürgermeister Markus Keller darauf hin, dass sich die familiären und sozialen Strukturen zum Teil so grundlegend geändert hätten, dass bei der Schulsozialarbeit möglicherweise noch aufgestockt werden müsse. Die Stadt sieht Keller als Stadtoberhaupt dabei in der Verantwortung.
Im Schwarzwald-Baar-Kreis bieten mehrere Träger Schulsozialarbeit an, allein fünf in Villingen-Schwenningen: An den städtischen Schulen wurde die Schulsozialarbeit seit 2012 intensiv ausgebaut. Aktuell gibt es in den zwei großen Stadtbezirken 18,5 Stellen Schulsozialarbeit, verteilt auf 29 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und 18 Schulstandorte.
Die Kernaufgaben der Schulsozialarbeit sind Einzelfallhilfe und Beratung, sozialpädagogische Gruppenarbeit, Projekte, Arbeit mit Klassen, Vernetzung und Vermittlung sowie offene Angebote, schildert Lena Wenzel vom Amt für Jugend, Bildung, Integration und Sport. „Gelingende Schulsozialarbeit hat einen positiven Einfluss auf das Schulklima und wirkt daher auf alle am Schulalltag beteiligten Personen“, weiß Lena Wenzel. Außerdem ist auch der Schwarzwald-Baar-Kreis über die Einrichtung „Impuls“ Träger von Schulsozialarbeit an den Beruflichen Schulen in Villingen-Schwenningen und Donaueschingen.
Die Erfahrungen der Träger sind ähnlich. Das Diakonische Werk im Schwarzwald-Baar-Kreis ist an vier Schulen in Villingen-Schwenningen mit Schulsozialarbeit vertreten. Die Schulleitungen und Kollegien seien über die Unterstützung froh, sagt Geschäftsführerin Anita Neidhardt-März. In den letzten Jahren nähme der Druck auf die Schulen und die Kinder zu, zum Beispiel auch durch Cyber-Mobbing, was zu psychischen Problemen führe, ein großes Thema sei daher Mobbing-Prävention.
Rektor Thomas Sauter dankbar über Unterstützung
Schulsozialarbeit hat auch die Heinrich-Feurstein-Schule in Donaueschingen. Rektor Thomas Sauter kann nur Positives berichten. Die Bedarfe der einzelnen Schülerinnen und Schüler an der Förderschule seien vielfältig und könnten im Unterricht alleine nicht erfüllt werden. „Wir brauchen Unterstützung durch außerschulische Fachkräfte, wie die Schulsozialarbeiterin.“
Zur Person
Egon Bäurer ist seit 2003 an der Realschule Blumberg, zunächst als Konrektor unter Schulleiter Rainer Beha, seit 2008 als Schulleiter. Beha war 2008 als Rektor an die Karl-Brachat-Realschule in Villingen-Schwenningen gewechselt. Bäurer stammt aus dem Blumberger Nachbarort Behla, der inzwischen mit zum aktuellen Einzugsbereich der Blumberger Realschule gehört, und war dort auch schon Ortsvorsteher. Und er ist Gründungsvorsitzender des Musikvereins Behla und im Verein seit 31 Jahren Vorsitzender. (blu)
Das lesen Sie zusätzlich online:
Diese Erfahrungen hat die Stadt Blumberg mit Schulsozialarbeit gemacht:
Die Schulsozialarbeiterin kann Probleme aufgreifen und Lösungsmöglichkeiten suchen
Der Blumberger Realschulrektor Egon Bäurer weiß die Unterstützung an seiner Schule durch die Schulsozialarbeiterin Andrée Breyton zu schätzen.
Herr Bäurer, die Realschule war die dritte Schule in Blumberg, die nach der Werkrealschule und der Grundschule dann im Herbst 2017 eine Schulsozialarbeiterin erhielt. Was hat dazu geführt?
Auch an unserer Schule gibt es zunehmend Schülerinnen und Schüler, die teilweise auch abseits der Schule private Probleme zu bewältigen haben und die Unterstützung dringend benötigen. Oft spiegeln sich solche sozialen Themen im Unterricht und damit einhergehenden Störungen wider. Durch die Schulsozialarbeit können diese Probleme von einer fachlich qualifizierten Person thematisiert und Lösungsmöglichkeiten gesucht werden. Ein weiteres Aufgabenfeld ist die Ganztagsbetreuung.
Wie wurde die Schulsozialarbeiterin von den Schülerinnen und Schülern sowie vom Kollegium aufgenommen?
Ich habe die Schulsozialarbeiterin in einer Konferenz vorgestellt und sie wurde wertschätzend auf- und angenommen. Andrée Breyton hat sich allen Schülerinnen und Schülern jeweils im Klassenverband vorgestellt, dadurch konnte die erste Hemmschwelle überwunden werden, so dass das Angebot sowohl von den Schülerinnen und Schülern als auch vom Kollegium und der Elternschaft rege genutzt wird. Die Schulsozialarbeiterin wird zu jeder Konferenz eingeladen und kommt gerne.
Was sind die wichtigsten Themenfelder an der Realschule?
Zum einen können durch die Schulsozialarbeiterin Lernschwierigkeiten auf ihre Ursache untersucht werden. Des Weiteren werden auch disziplinarische und soziale Probleme in und außerhalb der Schule analysiert und nach individuellen Lösungsansätzen gesucht. Ein aus meiner Sicht erfreuliches Angebot von Andrée Breyton sind Hausbesuche oder Besuche am Arbeitsplatz, falls ein Erscheinen in der Schule aus irgendwelchen Gründen nicht möglich sein sollte.
Schulsozialarbeit wird oft eingerichtet, weil sich die früher gewohnten Familienstrukturen geändert haben. Alleine kann die Schulsozialarbeiterin nicht alles richten. Welche Personen arbeiten dabei zusammen?
Im erzieherischen Bereich ist seit jeher eine Kooperation von Eltern, Lehrern, Kindern und wenn nötig dem Jugendamt vorgesehen. Hinzu kommt seit geraumer Zeit der Einsatz der Schulsozialarbeit. Durch alleinerziehende Eltern aber auch dadurch, dass beide Elternteile berufstätig sind (oder sein müssen), ist der Erziehungsauftrag durch die Eltern teilweise nicht voll möglich. Dies bedingt häufig soziale Probleme, die im Umfeld Schule oft zu Konflikten führen. Die Schulsozialarbeiterin ist natürlich nicht das Allheilmittel für die sozialen, familiären und schulischen Defizite, kann aber unterstützend und heilend wirken.
Fragen: Bernhard Lutz