Am Brückenpfeiler in der Donaueschinger Hermann-Fischer-Allee gibt es eine Markierung. Das Datum 16. Februar 1990 ist dort zu lesen. An diesem Tag stand das Wasser der Brigach hoch wie nie, überflutete die Straße und Häuser, nachdem Schneeschmelze und Niederschläge zusammengekommen waren. Viele Keller liefen mit Wasser voll.
Kann das erneut passieren? Diese Frage stellt sich Anwohner Herbert Hirt. Er wohnt erst seit wenigen Jahren hier. Die Ereignisse von damals kennt er aber, geschildert von Nachbarn. Bis zur zweiten Treppenstufe im Haus soll das Wasser gestanden haben.

Mit Sorge hat er die jüngsten Extremwettereirignisse mitverfolgt. Er fragt sich, wie gut Donaueschingen auf solche Szenarien vorbereitet ist.

Erste Aufschlüsse liefert ein Blick in die Daten der Hochwasservorhersagezentrale. Für den Brigach-Pegel, der wenige Meter flussaufwärts der Straße zu finden ist, werden historische Wassermarken genannt. 1990 wurden hier 2,92 Meter gemessen. Beim Hochwasser am 25. Januar 2,40 Meter, im Dezember 2001 exakt 2,22 Meter.
Zahlreiche Verbesserungen
Das Ziel im Land sei, überall einen Schutz vor 100-jährlichen Hochwassern zu erreichen, sagt Michael Ortlieb vom Regierungspräsidium Freiburg (RP). Er leitet das mit Hochwasserschutz und Gewässerökologie beauftragte Referat, das auch zuständig für Brigach, Breg und Donau ist. In Donaueschingen sei dieser Schutz vielerorts gegeben, was ein Blick auf die Hochwassergefahrenkarten belegt. Auch in der Hermann-Fischer-Allee.
Die Hochwasserrisikokarten können auf dieser Seite abgerufen werden (ganz unten auf der Seite)
Lediglich bei extremen Werten wird dort von einer Überflutungstiefe der ersten Häuserreihe von 20 bis 30 Zentimetern ausgegangen, so wie einst 1990, also seltener, als einmal in 100 Jahren.
Grundlage sei sehr gutes Kartenmaterial, die Modelle seien geprüft, so Ortlieb. Dennoch werde an einer Aktualisierung gearbeitet, da sich Faktoren ändern können.
Seit dem großen Hochwasser von 1990 habe es viele Verbesserungen gegeben, etwa den Bau des Rückhaltebeckens Wolterdingen. Dieses habe Einfluss auf die Pegel bis hinunter nach Ulm. Aber auch kleinere Maßnahmen, wie die Reaktivierung von Überflutungsgebieten oder die Renaturierungen von Uferbereichen.

Absoluten Schutz gibt es nicht
Aber, so Michael Ortlieb, es gebe kein Recht auf Hochwasserschutz. Doch wenn bereits Schutzmaßnahmen existieren, dann müssten diese auch funktionieren.
Wo genau das RP Maßnahmen vorantreibt, ergebe sich aus Karten und Modellen, je nach Priorität, Kosten und Nutzen. Einen absoluten Schutz gebe es nicht. Ortlieb empfiehlt den Bürgern, sich auch mit Eigenvorsorge zu beschäftigen.
Akute Gefahr von oben
Neben Hochwasser an Flüssen spielen lokale Extremwetterereignisse eine immer größere Rolle. Diese bringen andere Gefahren mit sich und lassen sich nur schwer vorhersagen. Oft sind dann nicht große Flüsse überflutet, sondern Straßenzüge, kleine Rinnsale und Senken werden zur Gefahrenzone.
Für das Starkregenmanagement sind die Kommunen verantwortlich. In Donaueschingen wird derzeit ein Konzept erstellt, gefördert vom Land. Das wurde 2022 vom Gemeinderat auf den Weg gebracht. Damit können Schäden und Risiken im Ernstfall reduziert werden.
Was ist, wenn es doch passiert?
Tritt der Ernstfall ein, greift ein Alarm- und Einsatzplan, so steht es im Maßnahmenbericht des Landes. Die Abläufe werden mindestens alle zwei Jahre geübt und evaluiert.
Hier geht es zu den detaillierten Maßnahmenberichten des Landes für Donaueschingen.
Einsatzkräfte werden vorgewarnt
Die Einsatzkräfte fühlten sich gut vorbereitet, so Philippe de Surmont, Sprecher der Donaueschinger Wehr. „Die gefährdeten Überlaufstellen bei 100-jährlichen Hochwassern kennen wir“, sagt er. Eine davon, im Haberfeld, sei durch die Renaturierung des Zusammenflusses entschärft worden. Zwischen Grüningen und Aufen würde lediglich die Straße überflutet. Die könne man sperren.
Durch Pegelmessungen und automatisierten Meldungen werde man heute vorgewarnt, wenn sich flussaufwärts in Brigach und Breg Hochwasser bilden. Dann könne eine Stabsgruppe Vorbereitungen treffen, so der Sprecher.
Bundeswehr kann helfen
Die Feuerwehr steht für die Soforthilfe parat. Das Technische Hilfswerk kann mit etwas Vorlauf, dafür länger, zusätzliche Hilfe und Spezialausrüstung bieten. Bei größeren Lagen rufe der Landkreis den Katastrophenfall aus, was auch Voraussetzung für Unterstützung durch die Bundeswehr sei.
„Wir haben immer einen Vorrat an vorbefüllten Sandsäcken auf Lager“, so der Feuerwehrsprecher. Hinzu kommen ganz viele unbefüllte Exemplare. Außerdem könne man auf größere, überregionale Bestände zugreifen.
Ähnliches berichtet Andreas Stehle vom THW-Ortsverband Donaueschingen. 2500 bis 5000 leere Sandsäcke sind hier im Bestand und kommen je nach Bedarf überregional zum Einsatz. Stehle lobt die Zusammenarbeit mit Feuerwehr und Verwaltung. „Das funktioniert gut.“