Im Schwarzwald-Baar-Kreis haben die schweren Regenfälle mehrere Erdrutsche ausgelöst. Bei dem zu Villingen-Schwenningen gehörenden Ort Mühlhausen gerieten entlang einer Land- und einer Kreisstraße Erdmassen in Bewegung, die Straßen mussten nach Worten einer Polizeisprecherin vom Montag gesperrt werden. Im Ort selbst seien mehrere Menschen mit Schlauchbooten in Sicherheit gebracht worden, nachdem das Wasser in einer Straße dort bis zu 1,80 Meter hoch stand. Auch seien zahlreiche Unterführungen im Landkreis vollgelaufen, wie es weiter hieß.
Im Landkreis Tuttlingen waren vor allem die Orte Aldingen, Gosheim und Denkingen von Überflutungen betroffen, wie es weiter hieß. Keller liefen voll und Straßen wurden überspült. Zwischen Denkingen und Gosheim versperrte ein Erdrutsch eine Landstraße. Zu einem größeren Einsatz kam es, als Wasser in eine Tankstelle in Aldingen eindrang. Auf einer Bundesstraße wurde ein Fahrzeug von Wassermassen eingeschlossen. Die Feuerwehr befreite die Insassen, eine Person sei leicht verletzt worden.
Zugespitzte Lage in VS-Ortsteilen
In wenigen Augenblicken verwandelten sich am Sonntag, 2. Juni, Rinnsale in Fluten: Vor allem der VS-Stadtteil Mühlhausen war nach einem Starkregen massiv betroffen. Die Feuerwehr Villingen-Schwenningen war mit rund 120 Feuerwehrleuten im Großeinsatz. Auch in den VS-Ortsteilen Rietheim und Mühlhausen kam es zu Überflutungen.
Großeinsatz Sonntagnachmittag
Eine Starkregenzelle zog am Sonntag über Mühlhausen und Weigheim. Ab 15.30 Uhr erreichten die ersten Meldungen von zwei vollgelaufenen Kellern die Feuerwehr, berichtet Gesamtkommandant Markus Megerle vom Beginn der dramatischen Stunden. Schnell sei klar geworden, dass es dabei nicht blieb.
Die Regenmenge wuchs von Minute zu Minute an. Vor allem von der Mühlhausener Halde aus Richtung Weigheim schoss das Wasser ins Tal und riss Geröll und Steine mit. Der Mühlbach konnte die Wassermassen nicht aufnehmen und trat über die Ufer. Die Feuerwehr rief den Großeinsatz aus.
Etwa 25 Häuser betroffen
Um die 25 Häuser liefen voll, schätzt Megerle. Das Wasser stand in der Weigheimer Straße hüfthoch. Eine Person musste aus einem Haus gerettet werden, berichtet der Feuerwehrkommandant. Etwa 300 bis 400 Sandsäcke transportierte die Feuerwehr von Villingen nach Mühlhausen.
Sie wurden verwendet, um das Wasser auf der Straße zu lenken. Beim Ausbringen der Sandsäcke habe sich ein Feuerwehrangehöriger leicht verletzt. Zudem eilte ein Privatmann mit enormem Engagement zur Hilfe, half mit seinem Bagger, den Mühlbach von Geröll und Ästen freizuhalten.
Weitere Helfer alarmiert
Die Gefahr bestand, dass es in den überfluteten Kellern Heizöltanks aus den Verankerungen hätte reißen können. Zudem war nicht klar, ob sich der Regen noch verstärkt, weswegen Helfer der DLRG mit alarmiert wurden.

Gegen Abend entspannte sich die Lage. In der Zwischenzeit hatte sich auch Oberbürgermeister Jürgen Roth ein Bild von der Lage gemacht. Am Morgen des 3. Juni starteten die Aufräumarbeiten.

Schäden auch in Weigheim
Auch in Weigheim wütete der Regen. Die Schäden sind aber bei Weitem nicht so hoch wie in Mühlhausen, wie Ortsvorsteherin Ursula Mosbacher berichtet. Allerdings sei Wasser in die Halle eingedrungen, sie ist bis auf Weiteres nicht nutzbar. Die Außenanlage der Schule musste gesperrt werden, zudem drang Wasser in den Keller der alten Schule ein, wo die Trachten- und Heimatgruppe ihr Domizil hat. Zudem seien einige Keller von Privathäusern vollgelaufen.

„Blaues Auge“ in Rietheim
Einige Bäche und Gräben seien übergelaufen, berichtet Ortsvorsteher Bernd Bucher. Zudem habe man einen Wassereinbruch in einem Keller zu verzeichnen. „Alles in allem sind wir mit einem „blauen Auge“, sagt Rietheims Ortsvorsteher Bernd Bucher. Die Straßen in Richtung Pfaffenweiler und Villingen waren kurzzeitig überflutet, die Feuerwehr habe Warnschilder aufgestellt.
Die Situation in Mühlhausen erinnere ihn an das Hochwasser in Rietheim vor etwa drei Jahrzehnten. Damals sei der Bach über die Ufer getreten, danach sei in dem kleinen Gewässer neue Rechen installiert worden.
Erste Konsequenzen gefordert
Der Grünen-Kreisrat Armin Schott fordert in einem Schreiben an die Redaktion Konsequenzen nach dem massiven Regen: Der Mühlbach in Mühlhausen sei schon seit langer Zeit größtenteils unter dem Ort in einem großen Rohr versteckt. Wenn ein Starkregen-Ereignis wie jetzt am Sonntag in Mühlhausen „vom Himmel fällt“, behindern die notwendigen Sperrgitter und Holzteile den Abfluss und der Kanal reicht nicht aus. Deshalb gab es in der Vergangenheit immer wieder den Vorschlag, den Mühlbach im Ort, genauso wie den Neckar in Schwenningen, wieder an die Oberfläche zu holen. Leider habe es dafür bisher keine Mehrheit gegeben.
Jetzt werde es Zeit dieses Projekt anzugehen, was dazu gar nicht passe, sei das geplante Neubaugebiet mit dem passenden Namen „Im Ried“ am Ortsausgang Richtung Schwenningen, gelegen südlich des Mühlbachs, eingeengt zwischen Straße und Biotopen. Die Hochwasser-Gefahrenkarten zeigen „eindeutig die Probleme auf und der Aufwand für dieses Gebiet ist zusätzlich auch durch Maßnahmen für Natur- und Lärmschutz sehr hoch. Deshalb sollte die Planung schnellstmöglich eingestellt werden“.
Kreisel bei Trossingen unter Wasser
Doch es kam noch zu weiteren Überflutungen: Der Kreisel an der Bundesstraße 523 bei Trossingen stand am Sonntagnachmittag völlig unter Wasser. Daher war eine Zeit lang die Zufahrt zur Autobahn 81 nicht mehr möglich. Auf der Autobahn selbst kam es im Bereich des Schwarzwald-Baar-Kreises zu keinen größeren Behinderungen, sagte ein Polizeisprecher.
Landstraße gesperrt
Auch am Montag waren die Auswirkungen des Starkregens noch spürbar: Derzeit (Stand 3. Juni, 11 Uhr) ist die Landstraße von Mühlhausen in Richtung Tuningen noch gesperrt, berichtet die Polizei. Zunächst muss das Geröll wieder von der Straße entfernt werden.
Wasser bedroht Kühe auf der Weide
Vom Hochwasser gefährdet sind am Montag Kühe des Donaueschinger Landwirts Stefan Bolkart, der den Weiherhof in der Nähe der Alten B27 betreibt. Durch seine Weide fließt die Stille Musel. Aufgrund der starken Niederschläge in den vergangenen Tagen ist das Flüsschen über das Ufer getreten und hat große Teile der Weide geflutet.
Was geschehen ist, beschreibt, Bernhard Bolkart, Bruder des Landwirts. „Bei der Stillen Musel ist aufgrund des Bibers und ausgefallener Pflegemaßnahme der Durchfluss massiv erschwert“, sagt er. Das gelte schon zu normalen Zeiten. Die Niederschläge von rund 60 Liter pro Quadratmeter zwischen Freitag und Sonntag hätte die Stille Musel deshalb nicht verarbeiten können.

Stefan Bolkarts Herde stehen in drei Gruppen auf der Weide. Zwei noch relativ trocken, die dritte, relativ nahe zur Alten Bundesstraße, rund zehn Zentimeter im Wasser. „Leider wissen wir nicht, wie sich das noch entwickelt“, bangt Berhard Bolkart. Mutmaßlich müsse die Herde, auch ohne Futter, von der Weide geholt werden. Dazu müssen sie durchs tiefere Wasser waten.
Evakuierung birgt große Gefahren
„Das mögen Kühe überhaupt nicht“, weiß Bernhard Bolkart. Und den Kälbern würde das Wasser bis zum Bauch reichen, eine Panikreaktion drohe. Zweiter Gefahrenbereich: Die Evakuierung würde über die Alte Bundesstraße stattfinden. „Und die B27 ist da ganz in der Nähe“. Kaum vorstellbar, wenn da ein Rind auf die Straße rennen sollte, nennt Bernhard Bolkart seine Sorge.

Wehren aus dem Kreis helfen mit Sandsäcken
„Am Samstag haben sich die Feuerwehren aus Blumberg, Triberg, Villingen-Schwenningen und Vöhrenbach mit 3.000 gefüllten Sandsäcken auf den Weg in
das Feuerwehrhaus nach Biberach an der Riß gemacht. Außerdem halfen zehn Feuerwehrleute aus Hüfingen mit einer Sandsackfüllmaschine im Landkreis Sigmaringen über mehrere Stunden beim Befüllen von Sandsäcken“, berichtet Kreisbrandmeister Florian Vetter in einer Pressemitteilung.
In Deißlingen halfen Feuerwehrleute aus Dauchingen und Niedereschach bei der Bewältigung des Hochwassers. „Dank gilt allen Einsatzkräften und Unterstützern, die diese Einsätze durchgeführt und unterstützt haben“, so der Kreisbrandmeister. Auch die Stadt Villingen-Schwenningen dankte allen Einsatzkräften und Helferinnen und Helfern in Mühlhausen für Ihren Einsatz.