Strahlende Gesichter bei den Bähringer Wildsaue: Die Vorfreude auf den großen Wettkampf ist den vier Extremhindernisläufern schon bei der Ankunft anzusehen. Am Hüfinger Römerbad soll bei praller Sonne und 30 Grad Hitze aber zunächst nur trainiert werden.

Doch wofür? Einen Hinweis gibt die nagelneue Garderobe der Riedböhringer. Schwarz-Rot-Gold prangt eine Flagge zentral auf ihren Trikots. Darunter jeweils ihr Name.

Janina Meilhammer, Bernard und Ian Kerek sowie Bernd Götz werden vom 14. bis 17. September die Baar als Teil des deutschen Aufgebots bei der Weltmeisterschaft im Extremhindernislaufen im belgischen Genk vertreten.

In unter fünf Jahren auf die Weltbühne

Für den erst viereinhalb Jahre alten Verein aus dem Blumberger Stadtteil Riedböhringen ein sensationeller Erfolg. „Dass vier von uns bei der Weltmeisterschaft dabei sind, ist wirklich die Krönung. Wir entwickeln uns jedes Jahr weiter. Ich dachte schon, besser als letztes Jahr geht es nicht, aber jetzt stehen wir hier“, schwärmt Vorsitzender und WM-Teilnehmer Bernhard Kerek.

Im Vorjahr konnten die BähringerWildsaue bereits die deutsche Rats-Runners-Serie im Mannschaftswettbewerb gewinnen.

„Dass vier von uns bei der Weltmeisterschaft dabei sind, ist wirklich die Krönung.“ – Bernhard Kerek, Vorsitzender ...
„Dass vier von uns bei der Weltmeisterschaft dabei sind, ist wirklich die Krönung.“ – Bernhard Kerek, Vorsitzender Bähringer Wildsaue. | Bild: Daniel Vedder

Doch im Verein geht es nicht nur um Wettbewerb, wie der 39-Jährige betont. „Wir haben eine unsichtbare Zweiteilung. Breitensport und Leistungssport trainieren zusammen. Es darf jederzeit jeder kommen.“ Und das macht sich bemerkbar. In kurzer Zeit konnten die Wildsaue bereits 50 Mitglieder gewinnen.

Ein überraschend schnelles Wachstum für den noch jungen Nischensport, wie Marcel Wunn, Vorsitzender der Obstacle Course Racing Association Germany (OCRA), weiß. Deutschlandweit seien beim Verband nur fünf Vereine gemeldet. „Aktuell besteht die Mehrheit der Mitgliedschaften aus Einzelpersonen.“

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Kein Lauf wie der Andere

Beim Extremhindernislaufen oder Obstacle Course Racing (OCR) wird verlangt, auf einer Laufstrecke diverse Hindernisse auf unterschiedliche Arten zu überwinden. „Das kann man sich vorstellen wie beim Militär. Da muss man verschiedene körperliche Übungen im Schlamm, Wasser oder Dreck absolvieren. Man muss hangeln, kriechen, springen“, erklärt Kerek.

Die Bähringer Wildsaue bei der Weltmeisterschaft Video: Vedder Daniel

Dabei sehen die Hindernisse bei jedem Wettbewerb ganz anders aus. Beispielsweise müssen Seile hochgeklettert, glitschige Holzwände bestiegen oder ein Feld an Autoreifen durchstapft werden. Für Bernhards Sohn Ian das Alleinstellungsmerkmal. „Bei jedem Lauf gibt es andere Hindernisse. Es sind immer andere Stärken gefragt. Das Adrenalin ist so immer hoch.“

Auch den erfahrenen Ausdauersportler Bernd Götz hat das OCR-Fieber in kürzester Zeit bis zur WM-Teilnahme angetrieben. Erst 2021 fing er mit dem Extremhindernislaufen an. „Obwohl Dreck, Matsch und Wasser eigentlich gar nicht meine Dinge sind, hat mir das so Spaß gemacht, dass ich weitergemacht habe.“

Ian Kerek (links) und Bernd Götz aus Riedböhringen hat die Faszination Extremhindernislauf sofort gepackt. Sie treten für die Bähringer ...
Ian Kerek (links) und Bernd Götz aus Riedböhringen hat die Faszination Extremhindernislauf sofort gepackt. Sie treten für die Bähringer Wildsaue im September 2023 bei der OCR-Weltmeisterschaft im belgischen Genk an. | Bild: Daniel Vedder

Qualifikation in letzter Sekunde

In den deutschen Kader schafften es die vier Hobby-Sportler durch die letzte Qualifikation im thüringischen Oberhof. Sie kämpften sich den Eiskanal und die Skiflugschanze des Wintersportorts hinauf und erreichten die benötigten Platzierungen in ihren Klassen. „Wir hatten eine relativ lange Heimfahrt. Da hat der Bär gesteppt“, erinnert sich Bernhard Kerek an die Feierlichkeiten danach.

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Gemeinsam mit Sohn Ian wird die Familie gleich doppelt vertreten sein. „Das ist schon etwas Besonderes, als Vater und Sohn gemeinsam bei einer Weltmeisterschaft dabei zu sein.“ Der 16-jährige Ian beginnt im September eine Lehre. „Da mussten wir gleich mal Urlaub einreichen“, sagt der Vater.

Kaum Trainingspausen

Für die Vorbereitung auf die Wettkämpfe haben die Freizeitsportler das Trainingspensum nochmal ordentlich angezogen. „Normal trainieren wir zirka zweimal die Woche ein bis zwei Stunden. Für die WM trainieren wir jetzt fünf bis sieben Mal in der Woche“, erklärt Janina Meilhammer.

Janina Meilhammer trat 2017 zum ersten Mal zu einem Extremhindernislauf an. Jetzt ist die Hondingerin im Team Deutschland für die ...
Janina Meilhammer trat 2017 zum ersten Mal zu einem Extremhindernislauf an. Jetzt ist die Hondingerin im Team Deutschland für die Weltmeisterschaften im belgischen Genk. | Bild: Daniel Vedder

Auch heute kämpfen sich die vier am Römerbad wieder mehrmals ein fünf Meter langes Seil aus der Breg hinauf – der Nachbau eines WM-Hindernisses. Die 23-Jährige bezwingt es ohne Probleme am schnellsten. Dann folgen 45 Minuten Waldlauf. Für die Extremsportler ein Ruhetag.

In der nun sechsten Trainingswoche meldet sich dennoch langsam der Körper zu Wort. „Es gibt keinen Morgen, an dem nicht irgendwas wehtut“, so Bernhard Kerek.

Rund um das Römerbad in Hüfingen trainieren die Bähringer Wildsaue für die Weltmeisterschaft. Hier klettern sie fünf Meter lange Seile ...
Rund um das Römerbad in Hüfingen trainieren die Bähringer Wildsaue für die Weltmeisterschaft. Hier klettern sie fünf Meter lange Seile aus der Breg hinauf. Ein Hindernis, wie es auch bei der Weltmeisterschaft vorkommen soll. | Bild: Daniel Vedder

„So weit nach vorne, wie es nur geht“

Knapp 70 Athleten hat der deutsche Verband laut OCRA-Vorsitzendem Wunn für die Wettkämpfe berufen. Vier davon aus Riedböhringen.

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Und die können den Startschuss kaum erwarten. „Ich war schon nach der Zusage total nervös“, beschreibt Janina Meilhammer ihre Gefühlswelt. Ihre Ziele für den Wettkampf fasst sie bescheiden: „Soweit nach vorne, wie es nur geht.“ Auch dann, wenn das Beste am Ende Platz 30 oder 32 bedeutet.

Verbandschef Wunn zeigt sich indes von den Medaillenchancen des Kaders überzeugt: „Das Team Deutschland erhofft sich natürlich viele Podiumsplätze und unsere Chancen stehen ziemlich gut.“ Und vielleicht strahlt dann bei den Bähringer Wildsauen neben den Gesichtern auch die eine oder andere Medaille in Bronze, Silber oder Gold um den Hals. Träumen ist erlaubt.