Die Proteste der Landwirte gegen die Ampelpolitik laufen nach der Protestwoche Anfang Januar weiter, es finden immer wieder Kundgebungen und Aktionen statt.

So auch am Dienstag, 30. Januar. In einer angekündigten Sternfahrt machten sich Landwirte auf in den Stuttgarter Stadtteil Bad Cannstatt zur Großdemonstration „Land in der Krise“.

Protesttreffpunkt Rottweil

Mit dabei waren auch etliche Landwirte aus der Region. Frühmorgens machten sie sich auf den Weg in Richtung Landeshauptstadt. Vom Treffpunkt Rottweil aus sollte es weitergehen nach Stuttgart.

Dann geschah allerdings etwas, das jetzt immer noch Diskussionen nach sich zieht: Die Autobahn war bei Sulz in Richtung Stuttgart stundenlang dicht, der Verkehr musste umgeleitet werden, Auto- und Lasterfahrer hatten kilometerlange Umwege zu fahren.

Was genau war da passiert? Polizei und Protestorganisatoren sagen Unterschiedliches.

Polizei: Autobahn tabu für Traktoren

Wie die Polizei in einer Mitteilung informierte, seien mehrere Traktoren der Landwirte an der Anschlussstelle Sulz auf die Autobahn 81 in Richtung Stuttgart aufgefahren – was nicht erlaubt sei.

Beamte hätten die Traktoren an der Weiterfahrt auf der Autobahn gehindert, schließlich sei der Abschnitt gesperrt worden. Die Polizei ermittelt jetzt in der Angelegenheit.

An jenem Dienstag waren die Landwirte Simon Kiefer aus Brigachtal und Markus Moßbrugger aus Bräunlingen mit dabei, wie sie berichten. Sie haben die Situation anders erlebt – und sehen die Schuld nicht bei den Landwirten.

Mehr als 1000 Fahrzeuge

Als einer der Organisatoren der Fahrt aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis nach Stuttgart schildert Kiefer seine Sicht der Dinge: „Es wurde im Vorfeld mit der Polizei gesprochen und es hieß, dass die Route für unsere Fahrt über die B14 führen soll.“

Vor Ort am Treffpunkt seien dann schließlich laut Kiefer mehr als 1000 Fahrzeuge gewesen, bis aus Freiburg und dem Landkreis Waldshut seien Landwirte gekommen.

Die Polizei spricht indes von etwa 500 Fahrzeugen.

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Organisator Kiefer berichtet weiter, dass die versammelten Teilnehmer mit ihren Fahrzeugen gegen 4.45 Uhr in Rottweil zugefahren seien, habe dabei die Kreuzungen gesperrt, wie es die Vorgabe gewesen sei.

Autofahrer „richtig sauer“

„In Villingendorf hatten wir dann eine Szene, da haben Autos versucht, sich dazwischen zu bewegen. Die Leute waren richtig sauer“, sagt Kiefer.

Man habe dann Kontakt zur Polizei aufgenommen und gesagt, dass man bei der Menge an Fahrzeugen auf die Autobahn ausweichen müsse.

Polizei greift ein

In Vöhringen habe sich dann ein Streifenwagen der Polizei in den Konvoi gedrückt „und uns auf die Autobahn geleitet“, sagt Kiefer.

Das sei im ersten Moment kein Problem gewesen. Im Endeffekt sei man dann aber bei Empfingen festgehalten worden. Man habe den Kontakt gesucht, wollte weiterfahren.

„Es hieß dann, es seien zu viele Fahrzeuge und dass wir über das Neckartal fahren sollen“, sagt Kiefer.

Autobahn bei Empfingen gesperrt

Schließlich habe die Polizei in Empfingen abgeriegelt. „Per Whatsapp haben wir erfahren, dass bei Sindelfingen Traktoren auf die A81 gelassen wurden. Dass wir wieder heruntermussten, das hat uns aufgestoßen.“

Kiefer vermutet, die Polizei habe die Größe des Konvois falsch eingeschätzt: „Wir hatten zwei Begleitfahrzeuge.“

Kiefer sieht die Polizei hier überfordert. „Wir hatten schon bei der Genehmigung das Gefühl, man will uns nicht in Stuttgart haben.“

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Der Landwirt findet es schade, wie die Sache gelaufen sei: „Die Proteste laufen immer friedlich ab, jetzt ist so etwas passiert, das ist schade.“

Man wolle, dass die Bevölkerung erfahre, dass man von der Polizei auf die Autobahn geleitet wurde, sagt Landwirt Markus Moßbrugger: „Die Bevölkerung steht hinter uns – und wir wollen zeigen, wie es wirklich war.“

Gegen Methoden wie in Frankreich

Die Autobahn absichtlich zuzumachen, das wäre aus Moßbruggers Sicht für die Landwirte ein Eigentor gewesen: „So wie es in Frankreich läuft, wollen wir das nicht.“

Ein Straf- oder Bußgeld habe er bislang nicht erhalten, so Moßbrugger, die Traktoren seien allerdings von der Polizei gefilmt worden, er habe seine Personalien angeben müssen.

Polizei widerspricht Landwirten mehrfach

Der Version von Landwirte-Seite habe man mittlerweile bereits mehrfach widersprochen, erklärt Dieter Popp von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Konstanz.

„Es gab eine Verfügung der Stadt Rottweil, dass die Fahrt auf der A81 nicht stattfinden darf“, so Popp.

Er könne sich nur schwer vorstellen, dass ein Streifenwagen die Traktoren daher dorthin geleitet habe: „Auf der Autobahn hat ein Traktor nichts verloren“, so Popp weiter. Er gehe daher nicht davon aus, dass es sich so zugetragen habe.

Angebliche Videos bislang nicht aufgetaucht

Es sei zudem die Rede davon gewesen, dass es Videos gebe, die die Version der Landwirte beweisen würden: „Bislang haben wir dazu nichts gesehen. Wenn es so etwas gibt, dann kann es gerne an uns geschickt werden“, sagt Popp.

Man sei nicht fehlerfrei und offen für einen Austausch, sollte etwas falsch gelaufen sein.

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Die Versammlungsbehörde hatte demnach bereits im Vorfeld für den angemeldeten Konvoi unter anderem die Auflage erlassen, Kraftfahrtstraßen und Autobahnen nicht zu benutzen.