Die Vogelgrippe ist das Todesurteil für Geflügel. Schon ein infiziertes Tier in einem Betrieb führt dazu, dass der ganze Bestand gekeult, also getötet werden muss. Während es im Oktober und November 2023 keine Fälle mit dem HPAI-Virus gab, stiegen die Zahlen laut des Friedrich-Loeffler-Instituts im Dezember wieder stark an.
Der bislang letzte Fall in der Region war im Dezember 2023 bei einem Wildvogel im Landkreis Rottweil entdeckt worden, wie das Landratsamt Schwarzwald-Baar auf SÜDKURIER-Anfrage erklärt. Bundesweit gab es seitdem aber zahlreiche Fälle in Geflügelhöfen.
Die Entwicklung ist alarmierend: Im bayerischen Dillingen an der Donau wurden Anfang Januar 20.000 Tiere nach einem Ausbruch getötet, teilt die Nachrichtenagentur dpa mit.
Außerdem ist das Virus nicht mehr auf Vögel beschränkt, sondern infiziert nun auch andere Arten. Beispielsweise ist der Stadt Karlsruhe zufolge inzwischen auch die Infektion eines Fuchses nachgewiesen worden – was einen weiteren Übertragungsweg eröffenen könnte.
Zugvögel verbreiten das Virus
Das hänge vor allem mit der Zugsaison der Wildvögel zusammen, berichtet Heike Frank, Pressesprecherin des Landratsamts. Martin Armbruster vom Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband (BLHV) bestätigt: „Die Vogelgrippe ist fast jedes Jahr Thema, meistens da, wo es viele Wildvögel hat, so wie in der Bodenseeregion.“

Viele tote Kraniche
Dabei sei es zumeist so, dass Wildvogelkadaver von Spaziergängern entdeckt und gemeldet werden, berichtet Heike Frank. Die Kadaver werden dann vom Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) untersucht. „Von dort kommt dann gegebenenfalls das Ergebnis, dass der Vogel an Geflügelpest verendet ist“, so die Pressesprecherin.

Laut dem Friedrich-Loeffler-Institut waren in Baden-Württemberg im Januar vor allem Kraniche betroffen.
Dass Zugvögel die Infektion ins Land bringen, lässt sich jedoch nicht vermeiden, meint Frank: „Das Risiko einer Einschleppung besteht natürlich immer.“
Dennoch gebe es unterschiedliche Maßnahmen, um das Risiko einer Übertragung auf Tiere in landwirtschaftlichen Betrieben oder in der privaten Haltung zu verringern.

Warum die Stallpflicht so wichtig ist
Eine der wichtigsten Maßnahmen ist die Stallpflicht. Denn im Stall gehaltene Tiere seien weniger gefährdet als Tiere mit Zugang zum Freien, so Heike Frank. Die Maßnahme gilt jedoch nicht nur für große Geflügelbetriebe, sondern auch für Zuchttiere im Kleintierverein oder auch für die Hühner im privaten Garten, sagt Martin Armbruster. Ziel der Stallpflicht sei es, den Kontakt zwischen Wildvögeln und Hausgeflügel zu verringern.
Das passiert nach einer Infektion
Doch was, wenn das Virus bereits auf domestizierte Tiere übergetreten ist? Dann seien die Regeln streng, meint Heike Frank vom Landratsamt: „Hier müssen die Tiere im Ausbruchsbestand alle getötet werden. Anschließend wird der Stall gereinigt und desinfiziert.“
Zudem gibt es einen Sperrbezirk von drei Kilometern und einen Beobachtungsbezirk im Umkreis von zehn Kilometern um den betroffenen Betrieb, erklärt Frank.
Diese Höfe haben „Einschränkungen beim Verbringen von Geflügel, Geflügelfleisch und Eiern“, wie die Pressesprecherin sagt. Ein großer Risikofaktor für den Ausbruch in Ställen sei, laut des Landratsamts, der Zukauf von Tieren ohne Gesundheitszeugnis.
Versicherungen decken nur einen Teil ab
Diese Maßnahmen seien drastisch, aber notwendig, erklärt Pressesprecherin Frank, denn es sei eine schwerwiegende Tierseuche: „Ein Ausbruch der Geflügelpest hat schwerwiegende Folgen für die Wirtschaft und führt somit neben dem Tierleid auch zu dramatischen finanziellen Einbußen.“
Die Folgen für die Betriebe durch das Keulen eines Bestands sind durchaus enorm, sagt Martin Armbruster vom BLHV. Der Wert des Bestands werde den Höfen zwar durch die Tierseuchenkasse ersetzt, doch in der Zeit in der Betriebe gesperrt sind und gereinigt werden, könnten die Geflügelbauern nichts verdienen. „Diese finanziellen Ausfälle ersetzt die Kasse nicht“, sagt Armbruster.
Daher würden viele Betriebe inzwischen mit Versicherungen für solche Fälle vorsorgen, erklärt Martin Armbruster: „Je spezialisierter ein Betrieb ist, umso eher muss dieser sich absichern.“
Schwäche der Region erweist sich als Stärke
Eine Gefahr für eine massive Ausbreitung für die Geflügelpest sieht Armbruster in Südbaden jedoch nicht. „Wir haben in unserer Region eine Schwäche und eine Stärke“, sagt er.
Es gebe hier weniger und kleinere Betriebe als im Nordwesten von Deutschland. Das sei zwar oft schwierig für die Betriebe davon zu leben, jedoch ist es in diesem Fall auch ein Vorteil. Denn das Virus könne sich so nicht ungebremst ausbreiten und von den Sperrungen seien weniger Betriebe betroffen.