Zwei große Strauße mit braunem Gefieder blicken durch die Löcher des Drahtzauns interessiert zu Ingrid Frick, als sie über die Wiese auf das Gehege zuläuft. Es ist noch nicht lange so, dass die anmutigen Vögel mit den langen Hälsen auf der Straußenfarm Hegau-Bodensee wieder draußen auf dem Gras stehen dürfen, denn seit dem 3. März gilt im Landkreis Konstanz eine Stallpflicht für Geflügelbetriebe. Grund dafür seien laut Landratsamt vermehrte Nachweise des Vogelgrippe-Virus bei Wildvögeln.
Stallhaltung macht Strauße aggressiv
Strauße seien Ingrid Frick zufolge eigentlich nur Überträger der Vogelgrippe und würden kaum selbst krank. Dennoch standen ihre Strauße bis vor Kurzem auch unter Stallpflicht, damit sich das Virus nicht in andere Geflügelbetriebe verbreitet. Strauße seien aber gar nicht für eine Stallhaltung geeignet.
Im Stall seien die Tiere aggressiv geworden und hätten sich gegenseitig bekämpft. Auch für die Leiterin der Straußenfarm selbst sei das äußerst gefährlich gewesen. „Ich bin einmal getreten worden von einem Jungtier“, erzählt sie. Das Ausmisten sei während der Stallpflicht gar nicht möglich gewesen.
Es habe sich viel Mist und Feuchtigkeit im Stall angesammelt und es seien Abbaustoffe entstanden, welche die Schleimhäute der Tiere gereizt und so für zusätzliche Unruhe gesorgt hätten.
Eine wirtschaftliche Katastrophe
Außerdem sei die Legeleistung gesunken und viele Eier konnten nicht aus dem Stall geholt werden. Wirtschaftlich sei die Stallpflicht eine Katastrophe gewesen, zumal es im vergangenen Jahr durch Corona auch schon Ausfälle im Oster- und Frühjahrsgeschäft gegeben habe.
Ursprünglich sollte die Stallpflicht nur bis Ende März dauern. Als sie Ende April noch einmal verlängert wurde, entschied sich Ingrid Frick dazu, eine Ausnahmegenehmigung für ihre Strauße zu beantragen. Seit dem 2. Mai dürfen die 150 Strauße nun endlich wieder ins Freie.
Eine positive Kotprobe wäre fatal
Aber die Maßnahmen zur Eindämmung von Infektionen sind trotzdem noch nicht ganz vorbei: Bis zum allgemeinen Ende der Stallpflicht am 14. Mai muss Ingrid Frick regelmäßig Kot ihrer Strauße auf das Virus testen lassen. „Das ist für uns natürlich immer eine Zitterpartie“, sagt sie, denn ein positives Ergebnis wäre für die Straußenfarm fatal.
Führungen können zwar wieder stattfinden, aber Besucher dürfen die Weide aktuell nicht betreten und die Tiere nicht anfassen. Zudem stehen Desinfektionsmatten und Schuhüberzieher für die Besucher bereit, damit sie das Virus nicht mit den Schuhen auf den Hof bringen.
Noch keine Frühlingsküken
Während Ingrid Frick von diesen Vorsichtsmaßnahmen erzählt, schreiten mehrere Strauße auf der Weide gemächlich in Richtung Zaun, um sich zu den anderen zu gesellen. Von dem aggressiven Verhalten ist nicht mehr viel zu sehen. Dass sich dieses Verhalten bei den Jungtieren gelegt habe, bestätigt auch Frick.
Licht und Wiese seien auch für die körperliche Entwicklung der Strauße gut. „Der Strauß wächst mit dem Gras“, sage man immer. Bei den Zuchttieren seien die Nachwirkungen der Stallpflicht jedoch noch nicht ganz verschwunden: Sie hätten aufgehört, Eier zu legen und daher gebe es jetzt noch keine Frühlingsküken.
Ingrid Frick hofft allerdings, dass sich das Legeverhalten der Zuchttiere in innerhalb von ein bis zwei Wochen wieder normalisiert.
Weidehaltung ist besser für das Tierwohl
Die Straußenherde ist nun am Zaun angekommen und etwa 15 neugierige Augenpaare mustern Ingrid Frick, die in ihren schwarzen Gummistiefeln vor dem Zaun steht und trotz der weiterhin schwierigen Situation noch lächelt.
Für die Sicherheit der Tiere sei die Stallhaltung angesichts der Vogelgrippe sicherlich vertretbar, meint sie. Aber für das Tierwohl sei die Weidehaltung eindeutig besser.