Die Impfungen im Kreis nehmen zwar langsam Fahrt auf, noch immer ist es aber schwierig, einen Termin im Kreisimpfzentrum in Schwenningen zu ergattern. Oft verbringt man Stunden vor dem Computer oder hängt in der Warteschlange der Hotline. Um so glücklicher war Peter Hasemann, als ihm eine gute Bekannte, die kurzfristig erkrankt war, einen Impftermin in Schwenningen angeboten hat. Hasemann wohnt zwar in Stockach, arbeitet aber in Donaueschingen. „Ich habe da gar kein Problem gesehen, da ich ebenfalls impfberechtigt bin, alle Unterlagen beisammen hatte und eben keinen weiten Weg habe.“ Er wurde im VS- Kreisimpfzentrum nicht geimpft, das Weitergeben von Terminen sei hier nicht möglich. Ein weiterer Leser bestätigt dies, er hatte den Termin von seiner Frau übernommen, die kurzfristig beim Hausarzt geimpft worden ist. Er hatte sogar eine Vollmacht der Ehefrau dabei und wurde trotzdem nach Hause geschickt – ohne Impfung.
Martina Schmieder arbeitet in einer Apotheke im Culinara und hat sich um einen Termin für einen Kollegen bemüht. Nach vielen Versuchen glückte dies, der Kollege hat dann aber kurzfristig ebenfalls einen Termin beim Hausarzt bekommen. „Also haben wir den Termin einem Kunden von uns weitergebeben, ein pensionierter Arzt, der seine kranke Tochter pflegt und nicht so vertraut ist mit dem Internet und Onlinebuchen.“ Der ältere Mann ist ebenfalls abgewiesen worden im Schwenninger Impfzentrum und war daraufhin „todtraurig“, wie Schmieder berichtet. „Ich verstehe das nicht, das ist nicht richtig, den Mann, der impfberechtigt ist und schon lange auf einen Termin wartet, wieder nach Hause zu schicken.“
Das sagt das Landratsamt
Warum wird dies im Kreisimpfzentrum so gehandhabt? Der SÜDKURIER hat mit Arnold Schuhmacher, dem Leiter des Kreisordnungsamtes, und in dieser Eigenschaft auch zuständig für das Kreisimpfzentrum, darüber gesprochen. Schuhmacher sagt ganz klar: „Wir handhaben dies hier sehr restriktiv, uns geht es um eine gewisse Impfgerechtigkeit, da hier im Kreis immer noch viele Menschen auf einer Warteliste stehen.“

Er räumt ein, dass es rein rechtlich zulässig ist, Impftermine zu übertragen, trotzdem wolle man das im Sinne der Gerechtigkeit nicht zulassen – zumindest nicht, solange der Impfstoff noch so knapp ist. Auch ältere Menschen warten immer noch auf Impftermine und solange die Impfmengen für den Schwarzwald-Baar-Kreis so schwankend sind, müsse man schauen, dass die Menschen zuerst geimpft werden, die schon lange und verzweifelt auf einen Impftermin warten.
Keine Impfdose verfällt
Es sei auch nicht so, dass die Termine der beiden Männer, die wieder nach Hause geschickt worden sind, einfach verfallen oder im schlimmsten Fall sogar Impfdosen weggeworfen werden müssen. „Das war noch absolut nie der Fall“, so Schuhmacher. Die Termine werden sofort freigegeben und im Idealfall könne so jemand am gleichen Tag noch über die Homepage einen Termin buchen oder die Hotline vermittelt den Termin an jemanden, der auf der Warteliste steht. Auch gebe es im Kreisimpfzentrum Listen beispielsweise von Rettungskräften, die kurzfristig informiert werden können.

Arnold Schumacher sagt ganz klar: „Wenn wir ausreichend Impfdosen hätten, wäre die Weitergabe von Terminen gar kein Problem, dann würden wir das auch deutlich flexibler handhaben.“ Aber leider sei es so, dass zumindest in den nächsten drei Wochen eher mit wenigen Impfdosen zu rechnen sei. „Und solange das so ist, darf es keinen Terminhandel geben.“
Peter Hasemann ist trotzdem frustriert über das Vorgehen des Kreisimpfzentrums und sagt: „So bekommen wir die Pandemie nie in den Griff.“ Parolen wie „Ärmel hoch“ und „impfen, impfen, impfen“ empfinde er nur noch als Hohn.
So läuft es in Tuttlingen
Im Kreisimpfzentrum in Tuttlingen geht man einen anderen Weg als im Schwarzwald-Baar-Kreis. Dort können Termine kurzfristig an Bekannte abgegeben werden. „Ja, das nennen wir das Überstülpen von Terminen“, erklärt Pressesprecherin Julia Hager. Man vermeide so Frust bei den Bürgern und garantiere einen zügigeren Organisationsablauf. „Es ist nicht gesetzwidrig und wir können so ganz im Sinne der Bürger agieren, was uns wichtig ist.“ Julia Hager betont: „Die ganze Sache darf nicht zu kompliziert werden, da müssen wir nahe bei den Menschen sein.“ Die Abläufe rings um das Impfen seien in vielen Fällen eh schwierig und so wolle man unbürokratisch helfen.