Schwarzwald-Baar Geld, das gibt es nicht nur in bar klingender Münze. Die modernen Zahlungsströme der Finanzmärkte fließen zu großen Teilen digital. In Europa ist man dabei allerdings auf große US-amerikanische Dienstleister angewiesen – aber wie lange noch?

Rund um dieses Thema referierte Matthias Endres, Ökonom von der Deutschen Bundesbank, für 120 Studierende der DHBW Villingen-Schwenningen im Haus der Wirtschaft der Industrie- und Handelskammer Schwarzwald-Baar-Heuberg, heißt es in einer Pressemitteilung. „Über 90 Prozent der Zentralbanken befassen sich mit digitalem Zentralbankgeld“, erklärte Matthias Endres. Auf den Bahamas und in Nigeria gebe es bereits Beispiele einer entsprechenden Nutzung. Auch ein europäischer Ansatz soll mit der Einführung des digitalen Euro forciert werden. Damit könne die Abhängigkeit von ausländischen Zahlungsdienstleistern verringert werden. Im Zahlungsverkehr wolle man nicht dasselbe erleben wie nach dem russischen Überfall auf die Ukraine mit den Gas-Lieferungen: „Das ist ein Argument für den digitalen Euro“, erklärte Matthias Endres. Ziel sei es, die europäische Widerstandsfähigkeit in diesem Sektor zu stärken. Die Motivation komme hier aus dem politischen Bereich, so der Ökonom. Den Versuch, ein europäisches Zahlungssystem zu entwickeln, gebe es bereits seit 30 Jahren, im Jahr 2020 wurde eine High-Level-Taskforce gegründet, um das Projekt eines digitalen Euros voranzutreiben.

„Wir rechnen allerdings nicht damit, dass es vor 2028 losgeht“, blickte Matthias Endres voraus. Aktuell befinde sich das Regelbuch in Entwicklung. „Wir sind in der Vorbereitungsphase. Es kann erst losgehen, wenn das EU-Parlament zustimmt.“ Damit sei nicht vor Dezember 2025 zu rechnen.

„Der digitale Euro wird als Ergänzung zum Bargeld verstanden und soll es nicht abschaffen“, so Endres. Das digitale Geld ist konzipiert als Verbindlichkeit einer Zentralbank, deren Wert wie Bargeld auf Dauer verlässlich und stabil bleiben soll. Das unterscheidet das digitale Zentralbankgeld von anderen digitalen Angeboten, wie etwa dem Bitcoin: „Das ist ein stark volatiles Asset. Und niemand haftet dafür, es gibt im Gegensatz zum digitalen Euro keine Ausfallsicherheit.“ Damit könne man in allen 20 Euro-Ländern zahlen: „Außerdem bietet die digitale Währung einen besseren Schutz der Privatsphäre. Wir schaffen damit eine europäische Lösung und sind nicht auf außereuropäische Dienstleister angewiesen, wie etwa Visa oder Mastercard“, erklärte Matthias Endres.