Was ist denn das? Wer bei Google Maps die Funktion Streetview einschaltet, sieht es auf den ersten Blick: Im Schwarzwald-Baar-Kreis klaffen große Lücken. Während sich in der nördlichen Hälfte ein Großteil der Straßen aus der Fahrerperspektive betrachten lassen, geht dies in der anderen Hälfte nicht. Südlich von Brigachtal und Bad Dürrheim das Netz aus blauen Linien quasi eine riesige Laufmasche.
Wer also spritschonend im Browser am heimischen Rechner über die Straße von Donaueschingen, Bräunlingen, Hüfingen oder Blumberg cruisen möchte, schaut in die Röhre. Dabei leistet die umstrittene Karten-Funktion doch Nutzern gute Dienste, die sich aus der Ferne vorab ein Bild von einem bestimmten Ort machen möchten.
Starkes Nord-Süd-Gefälle
Interessant ist das für Touristen oder Investoren gleichermaßen. Und die Sichtbarkeit ist folglich auch ein Standortvorteil – oder Nachteil. Je nach Haltung zum Thema Datenschutz. Interessant ist auch, dass es bei der Behandlung der verschiedenen Orte im Kreisgebiet massive Unterschiede gibt.
Auffällig ist das Nord-Süd-Gefälle. Zwischen Furtwangen und Bad Dürrheim sowie zwischen St. Georgen und Brigachtal gibt es zahlreiche blaue Linien auf der Karte. Die signalisieren: Hier gibt es Rundumsichten aus der Fahrerperspektive. Südlich der Autobahn 864 besteht dieses Angebot schlichtweg nicht.

Gravierende Ungleichheiten gibt es aber auch innerhalb von Kommunen. Bestes Beispiel ist Villingen-Schwenningen mit seinen Ortsteilen. Allein schon die beiden großen Stadtteile ... Während Streetview in Schwenningen fast jede Straße zeigen kann, heißt es in Villingen meist: Fehlanzeige. Dort sind lediglich wenige Hauptrouten wie Bundesstraße 33 oder Goldenbühlstraße erfasst.

Auffällig ist, dass die großen Straßen in der Wöschhalde den Google-Fahrern die eine oder andere Runde wert waren. Das benachbarte Gebiet Haslach geht hingegen leer aus.
Das sagt die Ortsvorsteherin von Tannheim
Das Bild wiederholt sich mit den Ortsteilen Weilersbach, wo die wichtigsten Straßen in der speziellen Ansicht verfügbar sind, und Tannheim, wo die Streetview-Route noch nicht mal hinführt.

„Ich weiß nicht, ob es immer so gut ist, dass man jedem in den Garten gucken kann, das finde ich nicht optimal“, bewertet das Anja Keller, Ortsvorsteherin von VS-Tannheim. Nicht jeder wolle alles preisgeben.

„Anderseits sollten alle Orte einigermaßen gleich dargestellt werden“, sagt sie. Dass der eine detailliert auftauche und der andere nicht, das sei schlecht. Die Nutzer sollten gleich viele Informationen über die Orte in der Region bekommen, findet Anja Keller.
St. Georgen oder Bad Dürrheim: Wen liebt Google mehr?
Keine Gleichbehandlung gibt es auch im Falle von Bad Dürrheim und St. Georgen. Nach Einwohnerzahl fast gleichauf sind das die dritt- und viertgrößten Städte im Kreis.
St. Georgen muss sich zwar momentan mit Platz vier der Rangliste begnügen, überholt die Salinenstadt auf der Baar jedoch in Sachen Streetview-Strecken mühelos. Die Mehrheit der Straßen in der Bergstadt sind erfasst, davon können die Bad Dürrheimer nur träumen.

Noch ein weiteres Kuriosum hat Streetview innerhalb von Villingen zu bieten. Die der 360-Grad-Ansicht auf der Straße An der Schelmengaß bricht dort auf Höhe der Alber-Schweitzer-Schule unvermittelt ab. Das ist umso erstaunlicher, da die Straße 150 Meter weiter auf die Schwenninger Straße mündet, eine der beiden Hauptverbindungen zwischen V und S.

Ähnlich unverständlich ist, warum das Google-Auto von VS-Marbach her zwar Richtung VS-Rietheim fährt, kurz nach dem Ortsschild aber offenbar die Aufzeichnungen stoppt.
Kameraautos respektieren die Grenze
Im südlichen Landkreis ist diese Form der Nicht-Beachtung sogar der Normalfall. Die Städte Donaueschingen, Bräunlingen, Hüfingen und Blumberg finden in der Welt der Straßenansicht gar nicht erst statt. An der Deutsch-Schweizer Grenze enden die Strecken von Beggingen beziehungsweise Bargen abrupt.
Auf der anderen Seite des Leerraums das biegen die Strecken nach Osten und Westen ab. Es wirkt fast so, als hätten die Kameraautos von Google Schwarzwald-Baar über die Bundesstraße 500 oder die Autobahn 864 fluchtartig verlassen, nachdem sie zwischen Triberg und Tuningen jeden Blumentopf am Straßenrand gescannt haben.
Was sagt Google dazu?
Auf Anfrage teilt ein Google-Sprecher mit: „In manchen Regionen sind wir bisher nur die Hauptstraßen gefahren, in anderen beginnen wir oft im Stadtzentrum, um beliebte Innenstadtbereiche zu erfassen, und bewegen uns dann nach außen. Dabei kann es sein, dass wir nicht jede Straße erfassen. Wann weitere Teile der Region abgedeckt sein werden, können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen.“