Auf dem Wohnmobilstellplatz in Bad Dürrheim herrscht am Donnerstagmorgen, 13. Juni, reger Betrieb. Größere Wohnmobile und kleinere Campingbusse rollen nach und nach in die Einfahrt. Für den Betreiber Andreas Bertsch bedeutet das: Neue Gäste checken ein. Er hat alle Hände voll zu tun.
Kein Wunder, denn die Campingbranche boomt. 2023 haben so viele Menschen wie noch nie in Zelten und Wohnmobilen auf Campingplätzen übernachtet, so eine Studie des Statistischen Bundesamts.
Ein Blick auf das Ranking der beliebtesten Campingziele zeigt: Es zieht die Menschen vor allem ans Wasser. Aber nicht nur.
Platz zwei für den Schwarzwald
Die Top-Destination ist demnach die Ostseeküste. Doch noch vor der Nordsee und dem schwäbischen Meer kommt ein Mittelgebirge: Der Schwarzwald landet auf Platz zwei der Bestenliste der Bundesstatistiker.
2,6 Millionen Camper haben im vergangenen Jahr in dieser klassischen Ferienregion zwischen Oberrhein und Neckar Urlaub gemacht. Zum Vergleich: Am Bodensee waren es lediglich 1,7 Millionen Übernachtungen auf den Campingplätzen. Der Schwarzwald steht bei Campingfans also deutlich höher im Kurs als die Wettbewerber an der Schweizer und österreichischen Grenze.
Den Eindruck bestätigt auch Stellplatzbetreiber Andreas Bertsch: „Uns wird nicht hier nicht langweilig.“ Rund 60.000 Gäste habe er 2023 auf seinem Wohnmobilstellplatz empfangen.
Und doch kommen die aktuellen Zahlen noch nicht an die Zeit vor Corona heran. „2019 war das absolute Rekordjahr“, sagt Bertsch. Etwa 70.000 Übernachtungsgäste waren auf seinem Stellplatz zu Besuch.
Steigende Kosten bei Sprit, Kurtaxe und Stellplatz
Was könnten Gründe für die aktuell etwas schwächere Nachfrage sein? Kosten für Sprit, Kurtaxe und Stellplätze seien teurer geworden, führt Bertsch aus. „Das Geld sitzt nicht mehr so locker“, meint er. Trotzdem ist er zuversichtlich, auch in naher Zukunft wieder ähnlich viele Gäste wie vor Corona begrüßen zu dürfen.
Ein kleines Fleckchen Ruhe
Eines der vielen Wohnmobile auf dem Bad Dürrheimer Stellplatz gehört Eva-Maria und Reinhard Vogel. Das Ehepaar kommt aus Friedrichshafen. Zwei bis drei Mal im Jahr fahren die beiden nach Bad Dürrheim. Campen am Bodensee kommt für sie nicht infrage. „Wir haben den See ja ständig vor der Haustür“, sagt Reinhard Vogel.

Im Winter der Nebel am See, im Sommer die Touristen – beides Gründe für das Ehepaar Vogel, Abstand zum heimischen Bodensee zu nehmen. „Wir genießen die Ruhe hier“, sagt Reinhard Vogel. „Außerdem ist das Wetter hier stabiler“, wirft seine Frau Eva-Marie ein.
Die Zeit auf dem Campingplatz nutzen die beiden für Radtouren oder ein Besuch im nahegelegenen Solebad. „Was will man mehr?“, sagt Eva-Marie Vogel lachend.
Von der Schweiz in den Schwarzwald
Das Wetter ist auch für Jörg und Mägy Bieri einer der Gründe, warum sie ihr Lager in Bad Dürrheim aufgeschlagen haben. Eigentlich hatte das Ehepaar aus der Nähe von Luzern andere Pläne: Eine Tour entlang der Donau mit Start in Passau. Doch das Hochwasser hat ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Auch Plan B, ein Kurzurlaub am Bodensee, ist wegen Hochwasser geplatzt. „Deshalb sind wir spontan hier hergekommen“, sagt Jörg Bieri. „Hier gibt es wenigstens kein Hochwasser.“ Gemeinsam mit seiner Frau ist er bereits zum vierten Mal auf dem Stellplatz von Andreas Bertsch.
„Das ist Luxus pur“
Das letzte Mal im Frühling wurden sie von Schnee überrascht. „Da haben wir dann mit Freunden Raclette und Fondue gemacht“, erzählt Mägy Bieri. Dieses Mal genießen sie die blühenden Pflanzen und grünen Wiesen. „Wir lieben die Gegend einfach.“
Besonders schätzen sie die Vielfältigkeit der Umgebung: Von einem Städtebummel über eine Tour mit E-Bike bis zum Thermenbesuch sei alles dabei. „Das ist Luxus pur“, sagt Mägy Bieri. Als Nächstes wollen die beiden dann ihre geplatzte Donautour nachholen – aber dieses Mal ab Donaueschingen. Und auch der Bodensee steht noch auf dem Plan.