Die Justizvollzugsanstalt in Rottweil wird Deutschlands teuerster Gefängnisbau. Zumindest, wenn das Vorhaben wie geplant umgesetzt wird.
- 57,4 Milliarden Euro – so hoch ist der baden-württembergische Staatshaushalt für das laufende Jahr.
- 2,73 Milliarden Euro erhält das Ministerium für Justiz und Migration.
- Ein Teil dieses Geldes fließt in den Neubau der Rottweiler Justizvollzugsanstalt (JVA).
- Insgesamt werden die Kosten für den Neubau aktuell auf 240 Millionen Euro geschätzt.
- Bislang wurden für die Planung Kosten in Höhe von 9,5 Millionen Euro ausgegeben.
Das teilt das Finanzministerium auf SÜDKURIER-Anfrage mit.
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Genaue Kosten noch unklar
„Die Gesamtbaukosten sind auf Grundlage der Vorentwurfsplanung grob geschätzt und weiterhin der aktuelle Kostenstand. Nach der Kündigung der Architekten im Frühjahr 2021 und der Beauftragung des neuen Architekturbüros läuft seit Sommer 2021 die Entwurfsplanung für den Neubau der JVA Rottweil“, sagt Sebastian Engelmann von der Pressestelle des Finanzministeriums.
Dabei werde die bestehende Planung überprüft und überarbeitet. Belastbare Kosten könnten erst auf Grundlage der abgeschlossenen Entwurfsplanung ermittelt werden. Das soll Mitte des Jahres der Fall sein.
Das sagt die Anstaltsleiterin
Leiten wird den Neubau Ilona Crispien. Die Juristin steht seit dem 1. Januar an der Spitze der aktuellen Justizvollzugsanstalt mit ihren Außenstallen in Hechingen, Oberndorf und Villingen. Zuvor war sie unter anderem in Mannheim, Heilbronn und Rottenburg tätig. Der SÜDKURIER traf sie zum Gespräch.

„Aktuell werden Zufahrtswege und Versorgungsrouten gebaut. Außerdem erfolgen die öffentliche Erschließung des Areals und Ausgleichsmaßnahmen. Das alles soll Im Sommer fertig werden. Gebäude werden 2022 aber noch keine gebaut“, sagt Crispien. Bislang wurden laut Finanzministerium 5,9 Millionen Euro in die Vorwegmaßnahmen gesteckt.
„Ende 2027 soll die JVA fertiggestellt sein und dann in den Vollbetrieb gehen.“Ilona Crispien, JVA-Leiterin
500 Haftplätze sollen auf dem 25.000 Quadratmeter großen Areal entstehen. Und dafür wird dringend Personal benötigt. Crispien: „Wir brauchen etwa 80 bis 90 neue Justizvollzugsbeamte für den uniformierten Dienst. Hinzu kommen weitere Personen für Werkdienste.“

Bewerben könne sich jeder, der mindestens einen Hauptschulabschluss sowie eine Ausbildung vorweisen kann. Auch Quereinsteiger seien gefragt, so die JVA-Leiterin. Die Ausbildung läuft wie folgt ab: „Zunächst gibt es einen mehrmonatigen Einführungslehrgang, bei dem die Teilnehmer unter anderem in den Fächern Recht, Psychologie, aber auch Staatsbürgerkunde und Transport unterrichtet werden. Anschließend geht es in eine Anstalt, in der die Teilnehmer als Anwärter mitlaufen und nach und nach mitarbeiten.“
Am Ende der zweieinhalbjährigen Ausbildung stehe die Prüfung, die aus Theorie, Praxis und einem mündlichen Teil bestehe.
Und was wird aus Villingen?
Weil so viele neue Bedienstete für Rottweil gesucht werden, werde es wohl einen Sonderlehrgang geben. Der soll voraussichtlich Ende des Jahres beginnen. Die Mitarbeiter, die bislang in Rottweil, aber auch Villingen und Hechingen tätig sind, werden laut Crispien natürlich im neuen Gefängnis arbeiten. Die Außenstelle in Oberndorf mit ihrer sozialtherapeutischen Einrichtung soll bestehen bleiben.