Wenn Markus Spettel an das Solemar denkt, hat das in der Regel wenig mit Entspannung zu tun. Im Gegenteil. Der Geschäftsführer der Kur- und Bäder GmbH Bad Dürrheim sieht aktuell nämlich vor allem eines: Den Gaszähler laufen.

Noch haben sie alte Gasverträge. Ab dem 1. Oktober müssen sie neue abschließen. Spettel hat das mal überschlagen: Etwa eine Million Euro müssen sie dann im Jahr mehr bezahlen. Nur für Gas. Aktuell belaufen sich die jährlichen Kosten dafür auf 1,8 Millionen Euro.

„Wir müssen jetzt schauen, wie wir das stemmen können“, sagt Spettel, als er gemeinsam mit Reinhard Freudenreich, stellvertretender Teamleiter Technik, die Stufen zur Heizzentrale hinuntersteigt. Die befindet sich unter dem Kurhaus.

Bis zum 30. September laufen noch die alten Gasverträge. Ab dem 1. Oktober wird die Preissteigerung dann aber auch das Solemar mit ...
Bis zum 30. September laufen noch die alten Gasverträge. Ab dem 1. Oktober wird die Preissteigerung dann aber auch das Solemar mit voller Wucht treffen. Insgesamt eine Million Euro mehr werden sie dann im Jahr bezahlen müssen. Die bisherigen Kosten liegen bei 1,8 Millionen Euro. | Bild: Anja Ganter

An wirklich guten Tagen, zwischen den Jahren meistens, wenn alle Urlaub haben, und das Solemar richtig voll ist, beläuft sich der tägliche Gesamtverbrauch an Gas und Strom auf 450 Kilowattstunden, sagt Freudenreich. Im Durchschnitt sind es 300 Kilowattstunden.

In zwei Monaten ist so etwa der jährliche Gesamtverbrauch einer Familie erreicht.

Nichts geht ohne Gas

Erzeugt wird die Energie über Blockheizkraftwerke. Zwei an der Zahl. Tagsüber versorgen die neben dem Solemar unter anderem das Kurhaus, das Therapiezentrum, das Haus des Gastes und das Haus des Bürgers sowie Verwaltungsgebäude. Nachts wird die Energie ins Stromnetz eingespeist.

Der Kontrollmonitor in der Heizungszentrale: Mittels zweier Blockheizkraftwerke werden Storm und Wärme erzeugt – für den gesamten ...
Der Kontrollmonitor in der Heizungszentrale: Mittels zweier Blockheizkraftwerke werden Storm und Wärme erzeugt – für den gesamten Wärmeverbund (darin unter anderem das Solemar, das Kurhaus, das Haus des Gastes, das Haus des Bürgers, das Therapiezentrum und Verwaltungsgebäude) insgesamt 14 Millionen Kilowattstunden pro Jahr. | Bild: Anja Ganter

Alternative Energien werden intern diskutiert. Klar. Zu einem Ergebnis kamen sie bisher noch nicht. Eine Biogasanlage sei denkbar. Eine Hackschnitzelanlage haben sie mal durchgerechnet. Ergebnis: logistisch unmöglich.

Jeden Tag müsste ein 7,5-Tonner kommen um den Bedarf an Hackschnitzel zu decken. Eine Photovoltaik-Anlage? Auch eher schwierig. Sieht man sich allein die Dachkonstruktion des Solemars an.

Aufgrund der Dachkonstruktion wäre eine PV-Anlage auf dem Solemar undenkbar. Hier muss vor allem mit der neuesten Technik auf ...
Aufgrund der Dachkonstruktion wäre eine PV-Anlage auf dem Solemar undenkbar. Hier muss vor allem mit der neuesten Technik auf Energieeffizenz geachtet werden. | Bild: Hans-Jürgen Götz

„Wir können das Solemar ja jetzt auch nicht quadratisch, praktisch gut bauen, nur damit eine Photovoltaik-Anlage draufpasst“, sagt Spettel. Immerhin, seinen Humor hat er noch nicht verloren.

Kein Grad weniger!

Das Wasser in den Thermalbecken heizen – das kostet am meisten Energie. Allein die großen Innen- und Außenbecken fassen zusammen 680.000 Liter.

Aktuell ist das Solemar in Revision. Wenn ab dem 22. Mai wieder Gäste in den Becken entspannen dürfen, müssen sie sich zumindest um die ...
Aktuell ist das Solemar in Revision. Wenn ab dem 22. Mai wieder Gäste in den Becken entspannen dürfen, müssen sie sich zumindest um die Wassertemperatur keine Sorgen machen. Denn daran wird sich – trotz drastisch steigender Gaspreise – nichts ändern, wie Geschäftsführer Markus Spettel betont. | Bild: Rüdiger Fein

Dennoch schüttelt Spettel entschieden den Kopf auf die Frage, ob sie die Wassertemperatur senken werden. „Wir können nicht sagen, wir machen das Wasser kälter. Darunter würde sofort die Qualität leiden.“

Bereits in der Vergangenheit sind die Gäste sturmgelaufen, wenn das Wasser – aufgrund eines technischen Defekts zum Beispiel – um ein Grad kälter war als normalerweise.

Moderne Technik statt alternative Energien

Alternative Energien also sind erstmal nicht so schnell umsetzbar. Kälteres Wasser will auch keiner. Was bleibt dann noch um die Effizienz zu steigern? Moderne Technik. Die Umwälzpumpen sind dafür ein Beispiel.

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Das gesamte Wasser muss aus hygienischen Gründen immer wieder ausgetauscht werden. Sind mehr Menschen im Becken, muss das in kürzeren Abständen erfolgen. Sind es weniger, reichen längere Intervalle. Die Pumpen passen das automatisch an. So kann der Energieverbrauch zeitweise um bis zu 86 Prozent reduziert werden.

17 solcher Pumpen haben sie im Solemar. Eine kostet etwa 10.000 Euro.

Ein bis zwei Euro mehr

Jetzt also die Gretchenfrage: Wie halten Sie es mit einer Preissteigerung bei den Eintrittsgeldern, Herr Spettel? „Es wird definitiv eine Erhöhung geben im Oktober“, sagt er. Die war auch so schon geplant gewesen, bevor die Energiekosten explodiert sind. Aber jetzt wird sie wohl noch ein wenig höher ausfallen müssen.

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Wie hoch, das wird aktuell noch diskutiert. Sicher ist bislang nur eines: „Es wird unter zwei Euro sein.“ Und die Mehrkosten können damit auch nicht gedeckt werden. „Wir gehen davon aus“, sagt Spettel, „dass die Leute das verstehen werden.“

So sieht‘s im Badeparadies aus

Neben dem Solemar in Bad Dürrheim haben wir auch beim Badeparadies Schwarzwald in Titisee angefragt, wie sich die gestiegenen Energiekosten auf den Betrieb auswirken. Energieeffizienz und ein ressourcenschonender Betrieb spielten seit der Eröffnung des Badeparadies eine wichtige Rolle, so Christina Freund, Marketingleiterin.

Wie sehr sich die gestiegenen Energiepreise auf den Betrieb auswirken, dazu hält sich das Badeparadies Schwarzwald in Titisee eher bedeckt.
Wie sehr sich die gestiegenen Energiepreise auf den Betrieb auswirken, dazu hält sich das Badeparadies Schwarzwald in Titisee eher bedeckt. | Bild: Badeparadies

Das Bad werde durch darum auch durch mehrere Energieträger versorgt, unter anderem mit Hackschnitzeln aus der Region.

Wie hoch der Energieverbrauch ist und wie sehr die Kosten in den vergangenen Monaten gestiegen sind, dazu äußert sich Freund nicht. Auf Nachfrage sagt sie aber noch: „Eine Preiserhöhung ist aufgrund der aktuellen Lage nicht geplant.“