Shoppen ohne Schleppen in der Fußgängerzone – das geht doch nicht. Geht nicht? Geht doch – wenn es nach Rudolf Winker geht. Der Villinger hat einen innenstadttauglichen Einkaufswagen entwickelt. Diesen, so sein Plan, können Städte jetzt ihren City-Kunden anbieten.

Das Prinzip ist einfach und wohlbekannt aus dem Supermarkt: Es gibt Andockstationen an verschiedenen Stellen in der Stadt. Hier können sich Kunden einen Wagen holen, diesen für ihren Einkauf benutzen und ihn am Ende wieder an einer der Stationen zurückgeben. Fertig.

Perfekt fürs holprige Pflaster

Hier endet jedoch die Gemeinsamkeit. Rudolf Winkers CC City-Caddy, so der offizielle Name, ist kein klappriger Metallkorb auf Mini-Rädern. Er wirkt schon auf den ersten Blick massiv und stabil. Der Caddy besteht aus robustem Birkenholz, hat eine abschließbare Box für Einkäufe oder Handtaschen und hinten zwei große, luftgefüllte Reifen. Mit ihm, so sagt sein Erfinder, schafft man‘s selbst übers holprige Pflaster der Villinger Innenstadt.

Der City Caddie hat eine abschließbare Box für Einkäufe oder Handtaschen.
Der City Caddie hat eine abschließbare Box für Einkäufe oder Handtaschen. | Bild: Burger, Tatjana

Doch wie ist sie tatsächlich, die schlepp-freie Einkaufstour mit dem Caddy? Auf den ersten Blick wirkt das Gefährt – na ja – ordentlich schwer. Wie viel es tatsächlich wiegt, kann Rudolf Winker gar nicht sagen. „Schon einiges“, sagt er – schließlich soll es stabil, langlebig und standfest sein.

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Also gut – Hand an den Holzgriff, der übrigens gut in der Hand liegt, und los geht‘s. Schon die ersten Meter bringen die erste Überraschung: Der schwere Holzwagen, zusätzlich beladen mit einer vollen Sprudelkiste, einer Einkaufstasche und einem Rucksack, gleitet leicht über die Steinplatten an der Seite der Rietstraße. Kraftaufwand ist hier kaum nötig, selbst mit einer Hand lässt sich der Caddy problemlos steuern. Ein kleiner Randstein, der plötzlich im Weg ist? Gar kein Problem – mit leichtem Kippen überwindet der Einkaufswagen das Hindernis spielend.

So wird der Caddy münsterplatztauglich

Die Bewährungsprobe kommt beim Einbiegen auf den Münsterplatz. Jetzt geht‘s auf die Holper-Piste par excellence, ein echter Härtetest. Auch diesen Untergrund schafft der Caddy relativ problemlos, Unebenheiten und Spalten zwischen den einzelnen Steinen bewältigt er ordentlich. Doch die Geräuschkulisse trübt jetzt den Einkaufsspaß ein wenig: Ein Rattern begleitet den Gang über den unebenen Boden.

Rudolf Winker kennt diesen Schwachpunkt. Schuld daran, so sagt er, ist das vordere, kleine Rad beim Prototyp des Caddys. „Es ist zu hart“, erklärt er. Er habe aber schon eine andere, bessere Lösung parat, verspricht der Villinger und betont: „Es ist mein ganzer Ehrgeiz, dass der Caddy münsterplatztauglich wird.“

Derzeit noch der Schwachpunkt auf Kopfsteinpflaster: Das kleine Rad vorn am Einkaufswagen. Doch Rudolf Winker hat schon eine bessere ...
Derzeit noch der Schwachpunkt auf Kopfsteinpflaster: Das kleine Rad vorn am Einkaufswagen. Doch Rudolf Winker hat schon eine bessere Lösung im Kopf. | Bild: Burger, Tatjana

Mit einem kleinen Trick klappt‘s aber auch heute schon klapperfrei: Einfach den Caddy ein wenig rückwärts neigen und auf den großen Hinterreifen weiterfahren. Klingt anstrengend? Ist es aber nicht. Selbst mit beladenen Wägelchen geht das Steuern noch immer recht problemlos mit einer Hand.

Die Idee für seinen City-Caddy hatte Rudolf Winker schon vor vielen Jahren, seit 2018 hat er für seine Idee sogar ein offizielles Patent mit 13-stelliger Patentnummer. „Der jetzige Wagen hat kaum noch Ähnlichkeit mit dem ersten Modell“, erzählt er. Jetzt ist er so weit, dass er in Serie gehen kann. Gemeinsam mit einem Schreiner in Furtwangen will er nun in die Serienfertigung des Shopping-Gefährts einsteigen.

Potentielle Kunden sind etwa Städte, die Andockstationen und Caddys für ihre Innenstadt-Kunden anschaffen. Aber auch für größere Wohnanlagen oder Altenheime seien die Gefährte geeignet, so der Erfinder.

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Zumindest von Seiten der Stadt Villingen-Schwenningen gibt es derzeit allerdings kein Interesse, Winkers Einkaufs-Entwicklung in naher Zukunft einzusetzen. „Wir haben erst im vergangenen Jahr die CO2-freie Citylogistik eingeführt“, argumentiert Citymanager Thomas Herr. Auf diese Weise könnten die Händler in VS einen Heimlieferservice anbieten. Kunde könnten auch so ohne Einkaufstüten durch die Innenstädte bummeln oder ältere Menschen ohne schwere Einkaufstaschen den Heimweg antreten.

Eine Möglichkeit für Händler?

Es spreche aber nichts dagegen, dass sich einzelne Händler zusammentun und die City-Caddys anbieten, so Herr. „Wir sehen in der Idee einer Einkaufshilfe grundsätzlich ein großes Potenzial, insbesondere im Hinblick auf die Förderung der Mobilität und die Unterstützung von Personen, die aufgrund unterschiedlicher Einschränkungen oder aus anderen Gründen auf Hilfe angewiesen sind“, betont der Citymanager.

Greift Freiburg zu?

Rudolf Winker will jetzt auf jeden Fall größer in die Vermarktung des Einkaufswagens einsteigen. Ein möglicher Kunde aus seiner Sicht: die Stadt Freiburg. Für Bewohner der Innenstadt, die dort meist weiter entfernte Parkplätze haben, könnte der City-Caddie perfekt sein, glaubt der Villinger.