Im Notfall muss es schnell gehen – so schnell wie möglich. Bis der Rettungswagen vor Ort ist, das dauert eine gewisse Zeit. Schneller sind die Helfer vor Ort. Wie wertvoll ihr Einsatz ist, zeigt ein dramatischer Fall in Hüfingen.

Dabei ist es zu einer Situation gekommen, die auch professionellen Rettern einiges abverlangt: einem Notfall, in den ein Säugling involviert ist.

„Mein Kollege Mete Ünal und ich saßen gerade in einer Hüfinger Pizzeria, als uns der Alarm erreichte: Baby mit Atemstillstand. Der Einsatzort war nur 500 Meter entfernt“, so schildert der 29-jährige Dominic Kocher einen seiner bisher beeindruckendsten Einsätze. Als er davon erzählt, ist deutlich zu merken: Das hat den Familienvater stark berührt – und tut es auch heute noch.

Glücklicherweise nimmt die Sache einen guten Verlauf: „Wir waren in einer Minute dort und konnten die Reanimation eines neun Wochen alten, bewusstlosen Babys einleiten und es erfolgreich an die später eintreffenden Notärzte übergeben.“ Wären die beiden nicht in nächster Nähe gewesen, wer weiß, was passiert wäre. Die etwas später eintreffende Kinder-Notärztin habe die Dramatik verdeutlicht: „Drei Minuten später und das Kind wäre tot gewesen.“

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Das Konzept der Helfer vor Ort hat hier seinen hohen Wert bewiesen. Der Rettungsdienst musste sich von Blumberg aus auf den Weg machen. Die Aufgabe der Helfer vor Ort ist es, im Ernstfall die therapiefreie Zeit bis zum Eintreffen des Notarztes oder Rettungsdienstes zu überbrücken.

Wie geht es dem Kind?

„Das Baby ist nach dem Krankenhausaufenthalt wieder zu Hause bei seinen Eltern und es geht ihm gut“, sagt Kocher. Schäden habe es keine zurückbehalten.

Dominic Kocher ist hauptberuflich Notfallsanitäter beim DRK-Kreisverband Donaueschingen und zusätzlich ehrenamtlich als Leiter der Sektion „Helfer vor Ort“ beim DRK-Ortsverband Hüfingen engagiert. Zusammen mit fünf Kollegen betreuen sie die Städte Hüfingen und Bräunlingen mit allen Ortsteilen und bei Verkehrsunfällen noch Streckenabschnitte der Bundesstraßen 27 und 31 in der Umgebung.

Helfer vor Ort werden von der Leitzentrale gleichzeitig mit den Rettungsdiensten alarmiert, sind jedoch aufgrund ihrer Ortsnähe früher an den Einsatzorten als die Rettungsdienste mit längeren Anfahrtswegen. Daher gilt es, die Zeit bis zum Eintreffen der Rettungsdienste mit ersten Hilfsmaßnahmen zu überbrücken. Also „sich einen Überblick zur Symptomatik zu verschaffen und mit entsprechenden Maßnahmen die Patienten zu unterstützen“, so schildert Dominic Kocher die Situation in den jeweiligen Einsätzen.

Die Einsatzorte sind sehr vielfältig

Notfälle im privaten Bereich, bei denen es etwa um Kreislaufprobleme geht, häusliche Unfälle oder kardiologische Symptomatik, also Herz-Probleme. Einsätze in Schulen bei Sport- oder Schulhofunfällen kommen öfters vor, wie auch Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Verkehrsunfällen oder bei Unfällen in Betrieben.

Es kommt auch vor, dass sie zu Einsätzen gerufen werden, die auch „nicht notwendig waren, aber das kann man immer erst nach dem Einsatz so feststellen“, sagt Kocher. Am Tag des Gespräches „hatte ich bisher zwei Einsätze, einmal eine akute Atemnot und zweitens einen massiven Bandscheibenvorfall“, sagt Kocher. Am Abend wird er das Einsatzfahrzeug an den Kollegen Mete Ünal übergeben, da er selbst zur Nachtschicht auf der Rettungsstelle muss.

Fünf Kollegen sind dabei

Alle fünf Kollegen arbeiten ehrenamtlich als Helfer vor Ort und sind ansonsten in ihre eigentlichen Berufe eingebunden. „Wir arbeiten sehr professionell, sind gut ausgebildet, um die Aufgaben der Ersthelfer kompetent zu erledigen“, betont Dominic Kocher. Regelmäßig werden interne oder auch Fortbildungen durch externe Referenten gemacht. Das Einsatzfahrzeug ist voll ausgestattet und wird in Zusammenarbeit mit den Rettungsstellen des DRK-Kreisverbandes und der Feuerwehr Hüfingen auf höchstem Niveau gehalten. Mit diesen Partnern finden auch regelmäßig gemeinsame Übungen statt.

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Da die Helfer vor Ort ehrenamtlich arbeiten, sind sie zum Unterhalt des Betriebes auf Spenden angewiesen und haben glücklicherweise durch Unternehmen in der Region Sponsoren, von denen sie großzügig unterstützt werden. Wie Kocher meint, wäre es dringend erforderlich, das Konzept der Helfer vor Ort auch für andere regionale Orte wie Donaueschingen, Blumberg oder Bad Dürrheim auszubauen.

Für Hobbies bleibt dem Familienvater mit zwei Kindern wenig Zeit: „Mir ist es persönlich wichtig, Hilfe anbieten zu können, die ich ja auch für mich im Notfall beanspruchen möchte“, so die Motivation für sein Engagement.