„Uns stinkt‘s, und zwar gewaltig“, ist von einigen Landwirten der ehemaligen Ferienlandgemeinden zu hören. Gerade Schwarzwaldbauern, deren Einkommen durch den bäuerlichen Betrieb allein längst nicht mehr gewährleistet ist, sind enorm eingeschränkt, da ihre Existenz oftmals mit den viel gepriesenen „Ferien auf dem Bauernhof“ verknüpft ist. Auf dem Schweizermichelhof von Manfred und Elke Henninger in Brigach trafen sich nun vier Vermieter aus der näheren Umgebung, um im Gespräch mit dem SÜDKURIER ihrem Ärger Luft zu machen.
Vier barrierefreie Ferienwohnungen hat etwa der Schweizermichelhof, seit Monaten haben diese keine Feriengäste mehr gesehen. „Mindestens drei Urlaubszeiten haben wir jetzt ohne einen Cent Einnahmen verpasst, dabei haben wir ein ausgezeichnetes Hygienekonzept, absolut getrennte Wohneinheiten – und auf Wunsch bieten wir sogar Brötchen- und Einkaufsservice, sodass man nicht einmal zum Einkaufen fahren muss“, regen sich Manfred und Elke Henninger auf.
Auch Elke Bähr vom Kernenhof in Oberkirnach, den sie gemeinsam mit Ehemann Ewald betreibt, ist auf 180: Die Leute kämen in der Regel mit dem eigenen Auto und könnten sich vollkommen aus allem heraushalten. „Und wenn vor allem die Kinder im Stall helfen wollen, ist auch dabei der nötige Abstand jederzeit gewährleistet“, stellen alle Beteiligten unisono fest. Sie haben die Novemberhilfen beantragt, angekommen sind bis dato nur wenige Euro, von denen ein guter Teil an den Steuerberater geht – denn die Novemberhilfen müssen über die Steuerbüros angemeldet werden.
Trotz der eigentlich hervorragenden Hygiene- und Sicherheitslage auf den Höfen vermissen die Vermieter eines: „Wir brauchen wenigstens Perspektiven, wie es weitergehen soll. Reisen in engen Fliegern nach Dubai oder Katar scheinEN wohl erlaubt, unsere guten Konzepte dagegen sind uninteressant“, regt sich auch Barbara Bruker-Wernet auf, die mit ihrem Mann in Gremmelsbach neben Ferienwohnungen auch das „Wunderbare Wiesenbett“ in festen Großzelten betreibt, wo die Abstände sowieso gewährleistet sind.
Auch auf dem Farnbauernhof bei Schönwald hofft man auf baldige Öffnung. Spätestens Ostern müsse etwas geschehen, sonst sehen Silke und Nikolaus Dold schwarz – nicht nur für den eigenen Betrieb. „Wir konnten uns mit Winterdienst einigermaßen über Wasser halten, das fällt jetzt auch aus“, sagt Dold. Sie sind sich sicher, dass etliche der Schwarzwald-Betriebe, deren zweites Standbein der Tourismus ist, ernste Probleme bekommen. „Das Höfesterben vor allem im Schwarzwald geht weiter, wenn wir keine kurzfristigen Perspektiven bekommen, denn hier können die wenigsten Höfe ohne Zweiteinkommen überleben“, lautet das Fazit der besorgten Landwirte der Region.