Villingen-Schwenningen – Bis um 20.30 Uhr herrschte Hochspannung bei der FDP, dann war klar, dass Frank Bonath in den Landtag einzieht. „Er hat das drittbeste Ergebnis hier im Regierungsbezirk, da bin ich als Kreisvorsitzender sehr stolz“, erklärt Marcel Klinge. Lange hatte sich Bonath ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Jürgen Keck aus Konstanz geliefert, am Ende lag Bonath mit 12,2 um 1,3 Prozent vorne. „Das ist extrem spannend“, hatte Bonath noch kurz zuvor gesagt. Das gute Ergebnis sei auf die gute und konsequente Sacharbeit der FDP zurückzuführen. Mit Nico Reith für den Wahlkreis Tuttlingen-Donaueschingen sind gleich zwei FDP-ler aus dem Kreis im Landtag vertreten.

Freude auch bei der großen Gewinnerin Martina Braun, die nochmals mehr Stimmen einfahren konnte als 2016 und ihr Direktmandat verteidigt hat. „Ich bin sehr froh, das ist ein klarer Sieg und ich kann meine Arbeit fortführen.“ Den Wahlabend hat sie mit den Mitgliedern des Kreisverbandes in einer Onlineschalte verbracht: „Da sind bis zu 75 Leute online“. Aber Martina Braun hätte lieber eine Wahlparty gefeiert: „Das fehlt schon.“ Sie freut sich, direkt mit ihrer Arbeit weitermachen zu können. „Beim letzten Mal musste ich mich ja erst einarbeiten, das fällt jetzt alles weg.“

„Ich bin sehr enttäuscht, man geht ja mit klaren Erwartungen in so einen Wahlkampf.“ Raphael Rabe von der CDU hat sich mehr erhofft, das Ergebnis ist für den jungen Politiker sehr enttäuschend. Erstmals seit Jahrzehnten vertritt kein CDU-Kandidat den Wahlkreis mehr in Stuttgart. Rabe wollte Karl Rombach nachfolgen, der seit 2006 Abgeordneter war, davor war seit 1976 Erwin Teufel direkt gewählter Landtagsabgeordneter. Für Raphael Rabe bedeutet die Wahlniederlage, dass er erst mal normal in seinem Beruf bei der Sparkassenversicherung weitermacht. Ob er in fünf Jahren nochmal an den Start geht, dazu wollte er sich am Wahlabend noch nicht äußern. „Das muss erstmal alles sacken.“ Überrascht zeigte sich Rabe über das gute Abschneiden der FDP mit Frank Bonath, der es in den Landtag geschafft hat. Für Raphael Rabe war der gesamte Wahlkampf sehr „bereicherend“. „Da gab es viele schöne Momente und interessante Gespräche im ganzen Kreis.“

Enttäuschung auch bei Nicola Schurr von der SPD: „Mein Team und ich haben viel Einsatz gezeigt, aber es ist ein wirklich schwieriger Wahlbezirk.“ Schurr sagt voller Überzeugung: „Wir brauchen uns nicht verstecken.“ Für ihn ist wichtig, dass er sich auch im Wahlkampf nicht verbogen hat. Natürlich habe er mit mehr Stimmen gerechnet, für ihn sei aber klar: „Ich stehe wieder auf und mache weiter.“ Die Sozialdemokraten würden vor Ort eine gute Politik machen, „da können wir stolz drauf sein.“ Auch Nicola Schurr hat den Abend vor dem Computer in verschiedenen Schalten mit SPD-Genossen verbracht.

Martin Rothweiler von der AfD hätte mit einem besseren Ergebnis gerechnet, aber: „Krisenzeiten scheinen Zeiten der Exekutive zu sein.“ Seiner Meinung zeige das gute Abschneiden der Grünen, das die Diskussion um mehr Klimaschutz die wirklichen Problemen wie Arbeitslosigkeit oder Sicherung der Rente überlagere. Rothweiler hatte am Wahlabend Kontakt über Whatsapp-Gruppen und Facebook zu seinen Parteifreunden. Zeit für eine Onlineschalte habe er nicht, da er zwei kleine Kinder hat und die müssen pünktlich ins Bett. Allerdings könnte es sein, dass Rothweiler mit seinem Ergebnis von 11,3 Prozent noch in den Landtag einzieht, das wird erst klar sein, wenn das endgültige Wahlergebnis für das Land vorliegt.