Die von der Regierung angekündigten Corona-Maßnahmen im Herbst und Winter lösen bereits jetzt bei vielen Menschen Unbehagen aus. Vor allem in der Gastronomie fühlt man sich den Entscheidungen der Politik oft ausgeliefert. Wie bereiten sich Wirte auf den Corona-Herbst vor? Gibt es in Zeiten von Ukrainekrieg, Energieknappheit und der daraus resultierenden Inflation viele Planungsmöglichkeiten?
Vorneweg: Nicht alle im Gastgewerbe möchten sich offen dazu äußern, obwohl natürlich jeder eine Meinung hat. Viele haben Angst um ihre Existenz. Beim genauen Hinsehen wird klar: Der Überlebenskampf hat bei einigen kleinen und großen Gastronomen im Schwarzwald-Baar-Kreis längst begonnen. Doch nicht alle sehen so schwarz, skeptisch sind dennoch viele.
Gäste buchen kurzfristiger
Michael Weißer vom Hotel/Restaurant „Rindenmühle“ in Villingen: „Befürchtungen sind da, dass ab Herbst die Corona-Zahlen wieder steigen. Einen Lockdown wird es aber nicht mehr geben, denke ich.“ Verändert habe sich vor allem der Vorlauf bei Hotelbuchungen: „Zimmer werden seit Corona viel kurzfristiger gebucht, das ist auffällig“, erzählt Weißer.
„Lieferketten funktionieren teilweise nicht mehr reibungslos.“Michael Weißer, „Rindenmühle“
Der Fachkräftemangel im Gaststättengewerbe habe sich außerdem durch Corona weiter verschärft und zusätzliche Ruhetage seien mittlerweile in der Gastronomie an der Tagesordnung. „Die Inflation spüren wir bisher noch nicht so stark, die Leute kommen nach wie vor zu uns“, erklärt Weißer weiter.
Einzig die Lieferketten würden teilweise nicht mehr so reibungslos funktionieren. Vor allem Fisch sei schwer zu bekommen. Der Fachmann betont auch: „Wir haben bisher auch die Preise noch nicht stark angehoben, aber keiner weiß, was in den Herbst und Wintermonaten wirklich auf uns zukommt, darauf kann man sich auch nicht wirklich vorbereiten.“
Das Thema Energieversorgung sei natürlich momentan auch ein kritischer Punkt: „Wir sind glücklicherweise nicht so stark von den steigenden Energiekosten betroffen, da wir sehr früh auf erneuerbare Energien gesetzt haben und thermisches Solar, einen Pelletofen und eine Photovoltaikanlage haben“, erklärt Weißer.
Maskenpflicht wäre negativ
Helmut Anzer vom Hotel/Restaurant „Federwerk“ in St. Georgen: „Wir können nur umsetzen, was die Regierung uns vorschreibt.“ Einen großen Spielraum gebe es da nicht. Zwar befürchte er keinen Lockdown mehr, dies sei vor allem auch finanziell für das Land nicht mehr machbar, dennoch könne sich auch eine allgemeine Maskenpflicht in Innenräumen negativ auf Entscheidungen potenzieller Gäste auswirken.
Angst habe Anzer vor allem davor, dass geplante Tagungen durch erneute Corona-Maßnahmen nicht stattfinden könnten oder kurzfristig abgesagt würden. Darauf könne man sich aber nicht vorbereiten, da keiner die genaue Lage im Herbst voraussagen könne.
Wirte haben bereits Erfahrung
Björn Dalbeck-Martin vom Hotel „Zum Ochsen“ in Schönwald: „Wir wissen nach zwei Corona-Jahren ja langsam, was uns bevorsteht und wie wir damit umgehen müssen.“ Auch er betont die fehlende Handlungsfähigkeit von Gastronomen gegenüber den Verordnungen des Staates: „Wir müssen erfüllen, was auch immer an Verordnungen auf uns zukommt, das ist ja die Bedingung, um weiter geöffnet bleiben zu können“, erklärt Dalbeck-Martin.
Ob diese Verordnungen und Vorgaben immer richtig und zielführend seien, stünde dabei auf einem anderen Blatt. Die aktuelle Inflation sei natürlich für die gesamte Branche belastend. Auch die gestiegenen Energiekosten seien für viele in der Gastronomie ein erdrückender und nicht kalkulierbarer Faktor, der auch in naher Zukunft kaum planbar sein werde.