Für 500 Euro hatte Milan Zutic aus Bad Dürrheim im Sommer 2021 einen Impfpass in einer Arztpraxis im Schwarzwald-Baar-Kreis gekauft, ohne sich wirklich impfen zu lasen. Das Vorgehen war einfach: Impfpässe kann man im Internet kaufen. In der Praxis wurde dann ein Nachweis über die Impfung mit der Vakzine von Johnson & Johnson eingeklebt und schon galt Zutic als geimpft. So hatte es der Ex-Kunde selbst erzählt.

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Inzwischen aber ist der Bad Dürrheimer ein geläuterter Ex-Kunde geworden. Kurz nach dem illegalen Impfpasskauf erkrankte Zutic selbst an Corona – mit schwerem Verlauf bis hin zum Krankenhausaufenthalt. Seine Reaktion: Er zeigte sich selbst bei der Polizei an. Seine ganze Geschichte erzählte er dem SÜDKURIER.

Und wie waren die Reaktionen? „Die waren eigentlich durchweg positiv“, sagt Zutic. Aus seinem Freundeskreis habe er viel Zuspruch erhalten. Man habe seine Ehrlichkeit und Einsicht gelobt.

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Zutic erwartet wegen des illegalen Impfpasskaufs eine Geldstrafe. Wie hoch die sein wird, ist allerdings noch lange nicht klar. Zutic hat, so sagt er, der Polizei zwei weitere Namen von Käufern genannt. Das könnte sich „erheblich strafmildernd“ auswirken, wie der Konstanzer Oberstaatsanwalt Egon Kiefer dem SÜDKURIER jüngst sagte.

Arzt äußert sich nicht

Der Arzt, in dessen Praxis Zutic seinen gefälschten Impfnachweis erkauft haben soll, wollte sich auf SÜDKURIER-Anfrage nicht zur Sache äußern.

Razzien wegen gefälschter Impfnachweise in Baden-Württemberg

Gefälschte Impfnachweise sind unterdessen nicht bloß im Schwarzwald-Baar-Kreis ein Thema. Am Donnerstag hatte es eine größere Razzia in mehreren Bundesländern gegeben. In Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen und auch Baden-Württemberg wurden nach Angaben des Polizeipräsidiums Schwaben Nord gegenüber dem SÜDKURIER Privatwohnungen durchsucht – 15 waren es in Baden-Württemberg.

Die Durchsuchungen seien infolge von Ermittlungen gegen einen Arzt aus Wemding im bayrischen Donau-Ries-Kreis vollzogen worden. Der Arzt war wegen Unregelmäßigkeiten bei Covid-Impfungen in den Fokus der Polizei gerückt. Bei den Ermittlungen sind laut Polizei zwei Konstellationen bekannt geworden.

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Der Arzt habe bei Patienten, die geimpft werden wollten, dies nur vorgetäuscht. Den Patienten soll bei der Spritze – ohne deren Wissen – aber gar kein Impfstoff verabreicht worden sein. In anderen Fällen sollen Impfnachweise ausgestellt worden sein, ohne dass eine Impfung verabreicht wurde. Gegen diese Personen werde wegen der Beihilfe beziehungsweise Anstiftung zum Ausstellen unrichtiger Gesundheitszeugnisse und deren Verwendung ermittelt. Außerdem stünden Verstöße gegen das Infektionsschutzgesetz im Raum. Passiert sein soll das im Herbst 2021.

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Im Zuge der Razzien sind nach Polizeiangaben bei 50 Verdächtigen Blutproben entnommen worden. Mit diesen soll festgestellt werden, wie hoch die Antikörperanzahl im Blut ist.

Ermittlungen im Kreis laufen

Im Schwarzwald-Baar-Kreis hat es am Donnerstag keine Razzien gegeben. Dennoch laufen die Ermittlungen auch hier weiter, wie Jörg-Dieter Kluge, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Konstanz, sagt. Nähere Informationen gab es nicht, weil die Ermittlungen nicht gefährdet werden sollen.