Als die Impfungen gegen das Coronavirus im Dezember 2020 beziehungsweise im Januar 2021 begonnen hatten, war die Hoffnung groß. Nur zwei Piekse – einer bei Johnson&Johnson – und die Corona-Pandemie kann beendet werden. In der Zwischenzeit hat die Wissenschaft, wie sie das schon immer getan hat, weiter geforscht und herausgefunden: Der Impfschutz lässt nach, deswegen sollte man sich boostern, also ein drittes Mal impfen lassen.

Aber wie stark lässt der Impfschutz tatsächlich nach?

Das lässt sich zum Teil mithilfe eines Antikörpertests herauszufinden. Einer, der solche Tests für seine Patienten durchführen lässt, ist Gereon Dennebaum. Gemeinsam mit seinen Kollegen Armin Strobel und Christiane Wage-Maisenbacher betreibt er eine Hausarztpraxis am Riettor in Villingen.

Gereon Dennebaum betreibt gemeinsam mit Armin Strobel und Christiane Wage-Maisenbacher eine Hausarztpraxis am Villinger Riettor.
Gereon Dennebaum betreibt gemeinsam mit Armin Strobel und Christiane Wage-Maisenbacher eine Hausarztpraxis am Villinger Riettor. | Bild: Matthias Jundt

„Wichtig ist aber zu wissen, dass die Antikörper nur einen Teil der Frage nach der Immunabwehr beantworten. Die besteht nämlich aus Antikörpern und Gedächtniszellen“, sagt Dennebaum. Das Boostern empfiehlt der Hausarzt deswegen auch unabhängig von der Anzahl der Antikörper, weil jemand mit wenigen Antikörpern gut und mit vielen auch schlecht geschützt sein könnte.

Dennoch habe er regelmäßig Anfragen von Patienten, die die Antikörper bestimmen lassen wollen: „Ich rate den meisten eigentlich dazu, sich das Geld zu sparen. Trotzdem machen das einige. In der Woche sind es zwischen drei und vier.“ Ratsam sei der Test bei Menschen mit einer Immunschwäche. Das sind etwa Personen, die mit einer Transplantation leben, aber auch Rheuma-Patienten, die das Immunsystem unterdrückende Medikamente nehmen.

Blutabnahme Video: Matthias Jundt

So läuft ein Antikörpertest ab

Auch SÜDKURIER-Redakteur Matthias Jundt wollte es genauer wissen und ließ sein Blut untersuchen. Das Prozedere funktioniert so: Für die Untersuchung der Antikörpertiter, also die Menge an Antikörpern im Blut, werden zunächst 7,5 Milliliter Blut abgezapft. Anschließend ruht das Blut etwa zehn Minuten im Röhrchen. Danach werden Latexkugeln in das Röhrchen gekippt. Die Kügelchen lösen sich langsam auf und trennen das Blut in einen festen und einen flüssigen Bestandteil. Der flüssige Teil wird ins Labor geschickt (manchmal wird das Blut auch erst im Labor in die Bestandteile aufgespalten).

Dennebaum lässt seine Tests im MVZ Labor/Labor Dr. Gärtner durchführen.
Dennebaum lässt seine Tests im MVZ Labor/Labor Dr. Gärtner durchführen. | Bild: Matthias Jundt

Im Fall von Dennebaums Patienten übernimmt das MVZ Labor Ravensburg, vormals Labor Dr. Gärtner & Kollegen, die Blutuntersuchung. Das Labor besteht eigenen Angaben zufolge seit mehr als 70 Jahren und besitzt ein breites Leistungsspektrum von der Allergologie, über die Endokrinologie, bis hin zur Mikrobiologie und der Immunologie.

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Nachfrage wächst

Die Bestimmung der Anzahl von Antikörpern gehört zu den häufigsten Dienstleistungen, die das Labor macht. „Aktuell werden etwa 5000 Proben pro Woche mit der Fragestellung nach einer Sars-CoV-2-Impftiterbestimmung in unserem Labor analysiert“, sagt Sandra Schmalz, von der Marketing-Abteilung. Das Interesse an solchen Tests sei seit dem Impfstart Anfang des Jahres gewachsen.

„Wir bieten im MVZ Labor Ravensburg unterschiedliche Sars-CoV-2-Antikörpertests an. Die Wahl des Tests richtet sich nach der Fragestellung, ob beispielsweise der Antikörperstatus nach einer Impfung oder nach einer Infektion mit dem Wildvirus für die Testperson von Interesse ist“, sagt Schmalz weiter. Noch viel häufiger als Antikörperbestimmungen würden im Labor PCR-Tests durchgeführt.

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Das Ergebnis

Im Fall des SÜDKURIER-Redakteurs wurden aber die Antikörper bestimmt. Und wie lautet das Ergebnis? „Dem Befundbericht ist zu entnehmen, dass in dem uns vorliegenden Probenmaterial IgG-Antikörper nachgewiesen werden konnten und dieser serologische Nachweis für eine stattgehabte Corona-Impfung oder eine zurückliegende Infektion mit Sars-CoV-2 spricht“, sagt Schmalz vom Labor.

Das Ergebnis des Antikörpertests von SÜDKURIER-Redakteur Matthias Jundt. Der Abschnitt, der mit „In einer publizistischen ...
Das Ergebnis des Antikörpertests von SÜDKURIER-Redakteur Matthias Jundt. Der Abschnitt, der mit „In einer publizistischen Studie...“ beginnt, steht erst seit Kurzem auf dem Befund. | Bild: Matthias Jundt

Allerdings: „Belastbare Daten über die Höhe des IgG-Wertes im Zusammenhang mit einer Immunität liegen allerdings noch nicht vor, somit ist eine definierte ‚Immunitätsgrenze‘ bisher nicht festgelegt.“

Seit Kurzem, sagt der Villinger Hausarzt Dennebaum, gibt es auf dem Laborbefund einen zusätzlichen Hinweis. Dort heißt es: „In einer publizierten Studie wies ein Spike-IgG-Wert > 264 BAU/ml (Binding Antibody Units) nach zweimaliger Impfung auf einen 80-prozentigen Schutz und ein Wert > 54 BAU/ml auf einen 50-prozentigen Schutz gegenüber einer symptomatischen Infektion hin.“ Dennebaum: „Die Studie bezieht sich aber auf den Wildtyp von Sars-Cov-2, nicht auf die Delta- oder die Omikron-Variante.“

Nächster Test nach dem Boostern

Bei SÜDKURIER-Redakteur Jundt wurden 268 BAU/ml nachgewiesen. „Das ist ein sehr hoher Wert. Die meisten meiner Patienten haben einen niedrigeren“, so der Villinger Hausarzt weiter. Dennoch gibt es die Empfehlung, sich ein drittes Mal impfen zu lassen. Und wie hoch die Antikörperanzahl danach ist, wird dann erneut gemessen.

Fortsetzung folgt.