Andrea Ulrich betreibt gemeinsam mit Ralf Bennetz in Brigachtal eine Hausarztpraxis. Sie fordert von der Politik vor allem eines: ...
Andrea Ulrich betreibt gemeinsam mit Ralf Bennetz in Brigachtal eine Hausarztpraxis. Sie fordert von der Politik vor allem eines: verlässliche und planbare Aussagen. | Bild: Anja Ganter
  • Andrea Ulrich aus Brigachtal

Gemeinsam mit Ralf Bennetz betreibt Andrea Ulrich eine Hausarztpraxis in Brigachtal. Inzwischen ist sie mehr als frustriert. „Es sind wirklich Zeiten, die keinen Spaß machen. Ich bin seit 30 Jahren Ärztin und hatte noch nie so viel Frust bei der Arbeit wie aktuell.“

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„Als Hausärztin war ich von Beginn der Pandemie an im Kampf gegen die Corona-Infektionen dabei: In der Praxis, im Abstrichzentrum, im Impfzentrum, später als Corona-Schwerpunktpraxis. Ich nehme unsere Aufgabe der Impfprävention sehr ernst und habe bereits über 2000 Patienten geimpft. Unser Personal arbeitet – wie wir auch – seit Frühjahr 2020 am Limit.“

Zorn über Planlosigkeit

„Aber das Schlimmste ist die derzeitige Situation der Planungslosigkeit bei den Impfstoffbestellungen. Die Terminierung und Planung der Impfsprechstunden sind eine logistische Herausforderung und mit der derzeitigen Impfstoffpolitik einfach nicht zu bewerkstelligen. Manchmal treibt einen der Zorn so weit, dass man am liebsten vier Wochen die Praxis schließen möchte, was natürlich nicht passiert. Ich fordere verlässliche, planbare Aussagen über die Impfstoffzustellungen, keine Schnellschüsse mehr wie die abends angeordnete Personaltestpflicht ab dem nächsten Tag und eine Reduktion der Bürokratie.“

Johannes Guhl betreibt in VS-Schwenningen eine Corona-Schwerpunktpraxis.
Johannes Guhl betreibt in VS-Schwenningen eine Corona-Schwerpunktpraxis.
  • Johannes Guhl aus Schwenningen

„Eine ausreichende Versorgung mit Impfstoff, damit nicht wieder, wie im Frühjahr, Impftermine ausfallen müssen oder kurzfristig mit viel Überzeugungsarbeit ein anderer Impfstoff eingesetzt werden muss“, das fordern Johannes Guhl und sein Teams aus Schwenningen. Dort betreibt der Hausarzt eine Corona-Schwerpunktpraxis.

Der Mediziner wünscht sich künftig außerdem eine positivere und in die Zukunft gerichtete Kommunikation, „um damit die weitere Spaltung in der Gesellschaft zu bremsen“. Zur Fehlkommunikation gehörten auch Notverkündungen, die am Sonntag verkündet und am Folgetag in Kraft treten. So ein Vorgehen steigere den Frust in der Gesellschaft.

Hausarzt Johannes Probst aus St. Georgen impft in seiner Schwerpunkte-Gemeinschaftspraxis gegen Corona.
Hausarzt Johannes Probst aus St. Georgen impft in seiner Schwerpunkte-Gemeinschaftspraxis gegen Corona. | Bild: Matthias Jundt
  • Johannes Probst aus St. Georgen

Hausarzt Johannes Probst aus St. Georgen fordert ein Ende „mit dem in Europa beispiellosen organisatorischen und strategischen Politikversagen“. Er will mehr Unterstützung der Hausärzte und die Einbindung derer fachlichen Kompetenz in die Pandemie-Bewältigungsstrategie. „Außerdem darf es kein weiteres Ausbremsen der Vertragsärzte beim Impfwesen geben und auch keine weitere finanzielle Benachteiligung der Hausärzte gegenüber den massiv subventionierten Impfzentren“, sagt Probst weiter.

Der Hausarzt und sein Team fordern weiter einen bundesweit einheitlichen Katalog der Strategien und Maßnahmen, der den Ländern verbindlich vorgibt, bei welchen Kriterien wie vorzugehen sei. Für die „maximal beanspruchten und gefährdeten“ medizinischen Fachangestellten der Schwerpunktpraxen fordert Probst einen staatlichen Corona-Bonus.

„Darüber hinaus halten wir es für unverzichtbar, die vierte Welle nicht wieder auf dem Rücken der Kinder und Jugendlichen und Studenten auszutragen. Bevor Schulen und Kindergärten geschlossen und Universitäten abgeriegelt werden, Mütter zum Homeoffice und Homeschooling verpflichtet werden, müssen volle Fußballstadien verboten, Massenveranstaltungen abgesagt, Lehrer und Schulen zu einem reibungslosen Online-Unterricht gebracht werden“, so Probst.

Gereon Dennebaum ist Hausarzt in Villingen. Auch er hat klare Forderungen an die Politik.
Gereon Dennebaum ist Hausarzt in Villingen. Auch er hat klare Forderungen an die Politik. | Bild: Matthias Jundt
  • Gereon Dennebaum aus Villingen

„Mit dem Wegfall der epidemischen Lage von nationaler Tragweite erhalten Praxen keine Schutzausrüstung wie FFP2-Masken oder Schutzkittel mehr. Ich fordere, dass diese uns zum Schutz der Praxisteams weiter gestellt werden, da wir uns tagtäglich von Angesicht zu Angesicht um die Erkrankten kümmern“, sagt Gereon Dennebaum aus Villingen.

Andreas Erdel ist Hausarzt aus Obereschach.
Andreas Erdel ist Hausarzt aus Obereschach. | Bild: Andreas Erdel
  • Andreas Erdel aus Obereschach

„Aus meiner hausärztlichen Sicht geht es immer noch um Grundsätzlichkeiten, die seit der Pandemie nicht praktiziert werden“, sagt Andreas Erdel aus Obereschach. Der wichtigste Punkt ist laut Erdel die Verlässlichkeit der Aussagen von Politikern. Wäre die gegeben, würde das zu weniger Frust und allgemeiner Verunsicherung in der Bevölkerung führen.“

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Daraus resultiert, dass es klare und transparente Regeln gibt und die verantwortungsbewusst von Bund und Ländern an der Basis umgesetzt werden können“, sagt Erdel weiter. Transparenz fordert der Hausarzt auch beim Thema Impfstoffe. Es müsse klar kommuniziert werden, wie viel Dosen bereitgestellt werden können und wann diese verfallen.

Mehr Transparenz

Erdel: „Wichtig ist auch Transparenz bei der Verteilung der Impfstoffe bis zum Endverbraucher sowie die Kontrolle durch die Politik darüber, was tatsächlich ankommt und wo der Bedarf am größten ist.

Erdel fordert außerdem die „Beendigung der Diskriminierung von Ungeimpften mit Anreizen der Verbesserung derer Lage“. Der Hausarzt schlägt vor, dass Ungeimpfte schon nach der ersten Impfung einen verlässlichen Termin für eine zweite erhalten. Zur besseren Bewältigung der Pandemie wünscht sich Erdel einen Krisenstab, der besser mit der Basis vernetzt ist.