Seit dem 30. Juni gilt in Deutschland die Alarmstufe des Notfallsplans bei der Gasversorgung. Laut Bundesnetzagentur ist diese in Deutschland aber gewährleistet. Allerdings könne eine Verschlechterung der Situation nicht ausgeschlossen werden. Grundsätzlich gilt: Alle fossilen Energieträger müssen eingespart werden.

Seinen Teil dazu beitragen will auch das baden-württembergische Justizministerium. Aus diesem Grund hat es veranlasst, dass die 17 Gefängnisse im Land Energie sparen und sich gleichzeitig auf einen eventuellen Ausfall etwa von Heizungen im Winter vorbereiten sollen.

Ilona Crispien ist seit dem 1. Januar 2022 Anstaltsleiterin der JVA Rottweil mit den Außenstellen Villingen, Hechingen und Oberndorf.
Ilona Crispien ist seit dem 1. Januar 2022 Anstaltsleiterin der JVA Rottweil mit den Außenstellen Villingen, Hechingen und Oberndorf. | Bild: Matthias Jundt

Sich mit Energie beschäftigen, muss nun auch Ilona Crispien. Sie ist die Leiterin der Justizvollzugsanstalt Rottweil, zu der die Außenstellen in Hechingen, Oberndorf und eben Villingen gehören. „Der Erlass des Ministeriums kam zu Beginn der Woche. Ich finde es prima, dass man sich jetzt für den Winter wappnet“, sagt Crispien.

Werfen Sie hier einen exklusiven Blick ins Innere des Gefängnisses in Villingen.

Zunächst gehe es darum sicherzustellen, dass im Falle einer möglichen Energieknappheit die Versorgung der Insassen und Mitarbeiter gesichert ist: „Die Notstromaggregate werden überprüft, so dass sie im Notfall drei Tage eine Versorgung sicherstellen könnten“, sagt Crispien. Dieser Zeitrahmen sei ohnehin schon immer in den JVA-Richtlinien niedergeschrieben.

Ein Blick ins Innere der JVA Villingen. Das Foto entstand im Mai, als der SÜDKURIER einen exklusiven Einblick ins Innere des ...
Ein Blick ins Innere der JVA Villingen. Das Foto entstand im Mai, als der SÜDKURIER einen exklusiven Einblick ins Innere des Gefängnisses erhalten hatte. | Bild: Matthias Jundt

Normalerweise werde mit Gas gekocht, im Notfall müsse mit Strom warmes Essen zubereitet werden. Auch das müsse gewährleistet sein. Prinzipiell wird laut der JVA-Leiterin in den nächsten Wochen überprüft, was vorrätig ist – etwa genügend Diesel – und was besorgt werden muss, falls es im Winter zu einer Energieknappheit kommt.

Energiesparmethoden

Neben dieser Vorbereitung, versuchen die Gefängnisse auch Energie zu sparen. Dazu kann der Austausch von Lichtmitteln auf Energie sparende Alternativen gehören. Es gehe aber auch um kleine Maßnahmen, wie das Ausschalten des Lichts beim Verlassen des Büros der Justizvollzugsbeamten. Crispien: „Es kann auch um die Frage gehen, ob wir Strom fressende Kühlschränke austauschen müssen.“

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Schon immer sei es üblich, dass es in den Handwaschbecken ausschließlich kaltes Wasser gebe. Die Anstaltsleiterin stellt aber klar: „Die Insassen können auch weiterhin warm duschen. Das können sie wie gewohnt in der Regel dreimal die Woche machen.“

Die Außenansicht der JVA Villingen am Romäusring.
Die Außenansicht der JVA Villingen am Romäusring. | Bild: Matthias Jundt

Trotz der Notstromaggregate und des zugesicherten warmen Wassers, wird der Winterbekleidungsvorrat noch einmal aufgestockt: „Für jeden Insassen gibt es einen Satz warme Winterkleidung und zwei Decken“, sagt Crispien weiter. Auch bislang habe es schon warme Klamotten gegeben. Parka-Jacken etwa wurden aber nicht von jedem Gefangenen erfragt. Im SÜDKURIER-Gespräch stellt die Anstaltsleiterin klar, dass sie hofft, dass all die Vorsorgemaßnahmen nicht notwendig sein werden.

Auch Insassen sollen Energie sparen

Zum Energie sparen ermutigt werden in den kommenden Wochen auch die Insassen. Crispien: „Wir werden sie informieren, wie sie Strom sparen können. Wer das nicht macht, wird aber selbstverständlich nicht sanktioniert. Wir appellieren aber an die Gefangenen.“ Veränderungen seien in Justizvollzugsanstalten grundsätzlich eine größere Herausforderung als außerhalb der Mauern: „Wir haben aber schon bei Corona gesehen, dass die Insassen diese gut mitmachen, wenn sie frühzeitig informiert werden. Wichtig ist: Die Basisversorgung ist stets gewährleistet.“