Sie gehören zu den ganz geheimen Ecken in einer Bank. So geheim, dass manche Kreditinstitute gar nicht erst über sie sprechen wollen. Die Rede ist von Bankschließfächern. So mancher heimliche Schatz ruht hier auch in den Geldhäusern von VS.
Es ist eine irgendeine völlig unauffällige Tür irgendwo in der Bank, nicht anders als all die anderen Türen hier. Dahinter verbirgt sich nicht etwa ein Büro, die Mitarbeiterküche oder die Sanitärräume.
Nein, diese eine Tür führt zu den Schließfächern – in der einen Bank geht es jetzt vielleicht hinab in ein unteres Geschoss, in der anderen einfach ein Stück weit hinter die geschäftigen Kulissen des Geldinstituts.
Irgendwann jedenfalls steht man vor der dicken Panzertür, die die Fächer und ihre Geheimnisse vor Unbefugten schützt. Hier ist es still und einsam.
Das eigene Bankfach: Ein oft gehegter Wunsch
Über 7000 Bankschließfächer biete die Volksbank insgesamt an, so Pressesprecherin Nicole Kraus. Das Geschäftsgebiet des Kreditinstituts mit Sitz in Villingen und Offenburg reicht vom Rhein bis in den Kreis Konstanz, Schließfächer gebe es in allen größeren Filialen.
Zwischen 75 und 180 Euro, je nach Größe, kosten sie ihre Inhaber pro Jahr. Die Auslastung dieser Safes sei über die vergangenen vier Jahre sehr stabil geblieben, weiß die Pressesprecherin. „Nach wie vor besteht ein großes Interesse.“ Für gute Kunden sei es aber dennoch nach wie vor möglich, noch ein solches Depot zu bekommen.

Die Sparkasse Schwarzwald-Baar hingegen, ebenfalls Anbieter von Schließfächern in der Region, gibt sich bei der Angelegenheit äußerst bedeckt. Bei dem sensiblen Thema wolle man keine Fakten preisgeben, erklärt Pressesprecher Michael Pohl auf Anfrage.
Doch was steckt denn nun wirklich in den geheimnisumwitterten Fächlein und Fächern? Das weiß selbst die Bank nicht. „Unsere Mitarbeiter führen Inhaber oder bevollmächtigte Vertrauenspersonen zum Schließfach. Danach erhalten die Kundinnen und Kunden Privatsphäre – denn was im Schließfach liegt, dürfen unsere Mitarbeiter nicht wissen“, erklärt Pressesprecherin Nicola Kraus.
Wie wahr sind die Legenden über die Banksafes?
Gerhard Ruby ist Fachanwalt für Erbrecht in Villingen. In seiner Funktion als Testamentsvollstrecker war er über 34 Berufsjahre hinweg schon bei der einen oder anderen Öffnung eines solchen sagenumwobenen Fachs mit dabei. Lagen dort tatsächlich dicke Geldbündel, Rolex-Uhren oder Goldbarren? Ruby winkt ab, „ach was“, sagt er.
Etwa ein Drittel der Schließfächer sei leer, weiß er aus Erfahrung. Ebenso oft finden sich darin alte Unterlagen, Depotauszüge etwa oder Papiere zu Konten, die längst nicht mehr existieren. „In der Regel sehen wir hier enttäuschte Erben.“ Auch Modeschmuck lagere hier manchmal, religiöse Dinge und einmal auch eine Briefmarkensammlung, die heutzutage leider nichts mehr wert war.
Die große Enttäuschung beim ersten Mal
Gerhard Ruby erinnert sich gut an den Tag, als er einst als junger Anwalt das erste Schließfach aufbohren ließ. Der Schlüssel des verstorbene Inhabers war nicht mehr auffindbar. „Ich war so aufgeregt – und dann war das Fach leer bis auf zwei alte Prospekte über Geldanlagen“, erzählt er.
In etwa einem Drittel der Schließfächer hat der Villinger Testamentsvollstrecker aber tatsächlich Wertvolles vorgefunden. Oft sei es Bargeld gewesen, von kleineren bis hin zu fünfstelligen Beträgen – meist, so erzählt der Anwalt, in Schweizer Franken oder Dollar. Einmal aber lagen auch Scheine aus Singapur darin. Münzsammlungen hat Ruby bei den Öffnungen ebenfalls schon herausgeholt oder den guten Schmuck der Ehefrau.
Es geht nicht zu wie im Hollywood-Film
Ein Bankschließfach diene in erster Linie dazu, Wertgegenstände sicher zu verwahren, erklärt Nicola Kraus. Das könnten zum Beispiel Edelmetalle, Schmuck oder wichtige Unterlagen und Urkunden sein. „Natürlich ist es nicht gestattet, Lebewesen oder radioaktives Material darin aufzubewahren“, betont sie. Entgegen der Darstellung in Hollywood-Filmen sei es übrigens in Deutschland auch nicht erlaubt, Waffen und Munition in ein Schließfach zu legen.
„Ich habe noch kein Schließfach gesehen, in dem ein richtig großes Vermögen lag“, stellt Gerhard Ruby klar. Der weitaus größte Batzen, den er jemals aus einem Banksafe gezogen hat? Der Anwalt erinnert sich an einen Unternehmer aus der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg. Dieser hatte Werte in „einem unteren sechsstelligen Bereich“ in seinem Fächlein in dem stillen Tresorraum hinterlassen.