Marisa Deubzer ist eine sympathische Frau. Sie kann in kürzester Zeit eine Umgebung schaffen, in der man sich wohlfühlt. Sie kann zuhören, an den richtigen Stellen lächeln und sich gut ausdrücken. Man könnte auch sagen sie hat all das, was sie für ihre Profession braucht: Marisa Deubzer ist eine Doula.

Das Wort Doula stammt aus dem altgriechischen und leitet sich von doúle ab – zu deutsch Dienerin. Groß geworden ist der Beruf in Amerika. Dort gibt es keine engmaschige Betreuung, wie wir sie durch Hebammen kennen. Oder nur sehr eingeschränkt.

Marisa Deubzer beschreibt es so: „Eine Doula ist eine nicht medizinische Geburtsbegleiterin, die zusätzlich zum Gynäkologen und der Hebamme unterstützen kann.“

Früher, sagt Deubzer, war es üblich, dass bei einer Geburt, die Mutter, Großmutter, Urgroßmutter und andere Frauen anwesend waren und die Mutter bei und nach der Geburt unterstützt haben. Heute sind die Familien kleiner. Bestehen häufig nur aus den Eltern und eventuell den Großeltern. In Deubzers Verständnis ersetzt die Doula also nicht die Hebamme oder den Arzt, sondern die umsorgende Struktur vor der Kleinfamilie.

Die Ausbildung dauert ein Jahr. Und wird bei privaten Vereinen absolviert.

Das Wort Doula stammt aus dem altgriechischen und leitet sich ab von doúle ab – zu deutsch Dienerin, Magd. Mit diesem Kartenspiel ...
Das Wort Doula stammt aus dem altgriechischen und leitet sich ab von doúle ab – zu deutsch Dienerin, Magd. Mit diesem Kartenspiel fragt Marisa Deubzer vor der Geburt bei den werdenden Eltern ab, welche Gedanken sie zu bestimmten Themen haben. Beispielsweise Plazenta, Kaiserschnitt oder Bonding. | Bild: Anja Ganter

Voraussetzungen, um eine Ausbildung als Doula beginnen zu können, sind ein gewisses Alter – mindestens 25 Jahre – und man muss selbst ein Kind auf die Welt gebracht haben.

Deubzer hat einen sechsjährigen Sohn. Mit dem Wissen von heute, sagt sie, würde sie vieles anders machen. Die Verbindung zum ungeborenen Kind stärken, zum Beispiel. Deubzer hat Weinbau studiert, lange in der Schweiz gelebt. 2018 ist sie nach Villingen zurückgezogen. Sie arbeitet Hauptberuflich bei einem lokalen Familienunternehmen. Die Ausbildung zur Doula hat sie im Sommer abgeschlossen. „Es ist mehr Berufung als Beruf für mich.“

„Eine Doula macht das, was gebraucht wird.“
Marisa Deubzer

Deubzer begleitet Frauen vor, während und nach der Geburt. „Es endet ja nicht mit der Geburt“, sagt sie. „Im Gegenteil, da fängt es ja erst an.“ Darum würde sie auch im Vorfeld immer schon versuchen, die Zeit im Wochenbett zu strukturieren. Beispielsweise wer in den ersten zwei Wochen für Essen sorgen kann, damit die Eltern nicht selbst kochen müssen. Auch wenn die Aufgabe der Doula vor allem die emotionale Stärkung der Familie ist, sie würde bei Bedarf auch selbst eine helfende Hand im Haushalt sein. „Eine Doula macht das, was gebraucht wird“, sagt Deubezer.

Eine Doula ersetzt nie eine Hebamme

Was eine Doula auf keinen Fall macht – weder vor, noch während, noch nach der Geburt – ist eine medizinische Betreuung oder Beurteilung. Das obliegt allein den Gynäkologen und der Hebamme. Da würde sie sich nie einmischen.

So kann eine Geburt ablaufen mit einer Doula

Im März hat sie die erste Geburt in ihrem Kalender stehen. Für Deubzer bedeutet das, neben den Gesprächen und Treffen im Vorfeld, vier Wochen Rufbereitschaft. Rund um den Geburtstermin muss sie vier Wochen Tag und Nacht erreichbar sein, darf nicht weit wegfahren, muss sicherstellen, dass sie innerhalb kürzester Zeit bei dem Paar sein kann. Es wird eine Hausgeburt sein. Eine Hebamme wird also auch dabei sein.

Bei der Geburt geht es dann für Deubzer darum, der Mutter und auch dem Vater das zu geben, was sie im Moment brauchen. Das kann Zuspruch sein, das kann auch Ruhe sein. „Man muss sehr intuitiv sein“, sagt Deubzer. „Man muss die Situation erspüren.“

Am Ende schreibt sie für jedes Paar einen Geburtsbericht aus der Sicht des Kindes. Da steht dann auch drin, wie gut die Eltern das beispielsweise gemacht haben. Es gibt Paare, die holen das an jedem Geburtstag das Kindes wieder hervor.

Doula vs. Hebamme?

Das Verhältnis zu den Hebammen ist mal so mal so. „In die Ausbildung sind auch Hebammen involviert“, sagt Deubzer. Es gibt Hebammen, die offen dafür sind und welche, die eher negativ eingestellt sind, sagt Deubzer. „Manche haben das Gefühl, die Doula nimmt ihnen was weg oder sei eine Schi-Schi-Räucherstäbchen-Tante.“ Deubzer will dem entgegenwirken. Sie sagt: „Eine Doula kann nicht ohne Hebamme. Es kann nur in Zusammenarbeit funktionieren.“ Mitunter, sagt Deubzer, sei auch unter Fachleuten noch Aufklärung nötig über die ergänzende Arbeit einer Doula.

Das sagen Klinikum und Hebammen

„Wenn ich als Hebamme eine 1:1 Betreuung gewährleisten kann, dann brauche ich keine Doula.“ Eine Doula, sagt Casar, brauche es in dem Moment, wo die 1:1 Betreuung nicht gewährleistet ist.

Casar arbeitet mittlerweile frei als Hebamme. Als sie noch in großen Kliniken, unter anderem im Schwarzwald-Baar-Klinikum, gearbeitet hat, musst sie auch schon mal acht Geburten gleichzeitig zu betreuen. „Das wären die Frauen wahrscheinlich dankbar gewesen, wenn sie nicht allein gewesen wären und jemand am Bett gestanden wäre.“

Betreuungsfelder sind unterschiedlich definiert

Julia Steinmann vom Hebammenhaus in Villingen sieht es so: „Hebamme und Doula können Hand in Hand arbeiten.“ Die Betreuungsfelder seien unterschiedlich definiert. Im besten Fall wäre es wünschenswert, dass man sich vorher kennenlernt. „Ich finde die Tätigkeit sehr wertvoll und hilfreich. Die Frauen sind sehr gut ausgebildet“, sagt Steinmann.

Aufgrund der aktuellen Corona-Regeln ist derzeit bei der Geburt im Schwarzwald-Baar-Klinikum nur eine Begleitperson erlaubt. „Als Begleitperson kann auch eine Doula mitkommen“, sagt Sandra Adams, Pressesprecherin des Klinikums. In normalen Zeiten können auch der Partner und eine Doula bei der Geburt dabei sein, so Adams.

Wer bucht eine Doula?

Zur Kundschaft einer Doula zählen Frauen, die ihr erstes Kind bekommen, genauso wie Frauen, die ihr zweites Kind bekommen. Letztere vielleicht sogar noch etwas mehr. „Zweitgebärende waren dann oft nicht so zufrieden mit ihren Geburtserfahrungen beim ersten Mal.“ Sie wollen ein wenig Sicherheit und vielleicht auch ein wenig Heilung.

Die Leistung der Doula wird nicht von der Kasse übernommen. Zwischen 350 und 1000 Euro kann die Betreuung durch eine Doula kosten. Für Deubzer eine Frage der Perspektive und der Prioritäten. „Es braucht ein anderes Bewusstsein. Wir geben zum Beispiel so viel Geld für Hochzeiten aus, das ist ein einmaliges Erlebnis.“ Eine Geburt begleitet eine Frau oft ein Leben lang. „Anstatt sich Klamotten und Trinkfläschchen schenken zu lassen, kann man auch sagen, man möchte eine Doula.“