Ob aggressive Hornissen, krankheitsübertragende Zecken oder krebskranke Krebse: Invasive Arten stellen eine wachsende Bedrohung für Natur und Mensch dar. Haben sie sich einmal ausgebreitet, sind sie kaum noch zu vertreiben.

Prävention vor Verbreitung invasiver Arten

„Schwerpunkt im Umgang mit invasiven Arten liegt auf der Prävention, damit keine weiteren Arten in die Umwelt gelangen“, sagt Claudia Hailfinger, Pressesprecherin des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg. So werde der Handel kontrolliert, um zu verhindern, dass keine Unionslistenarten zum Verkauf angeboten würden.

Doch sobald gebietsfremde Arten sich erfolgreich im Freiland ausgebreitet hätten, sei eine Beseitigung der Population nicht mehr möglich. „Das macht bei vielen Arten massive Probleme und verursacht dauerhaft hohe Kosten“, erklärt Claudia Hailfinger. Als Beispiele nennt sie die Bekämpfung der Ameisenart Tapinoma magnum, die Asiatische Hornisse oder auch die Quaggamuschel im Bodensee.

Asiatische Hornisse

Laut Nabu verbreitet sich die Asiatische Hornisse seit 2004 in Europa aus. Das bemerkt auch Miriam Wahr. Sie ist ehrenamtliche Wespen- und Hornissenberaterin. „2023 bin ich mindestens zweieinhalb Stunden gefahren, um bei der Nestsuche und Abtötung dabei zu sein. 2024 waren es nur noch 22 Minuten“, erzählt sie.

In Tennenbronn befindet sich das nächste Nest der asiatischen Hornisse.
In Tennenbronn befindet sich das nächste Nest der asiatischen Hornisse. | Bild: Alfred Roth

Das nächste Nest befinde sich derzeit in Tennenbronn. „Wir werden sie dieses Jahr im Schwarzwald-Baar-Kreis auch haben“, sagt Miriam Wahr. Aktuell gebe es noch die Embryonalnester, aus denen die Arbeiterinnen bald herausschlüpfen. Die Embryonalnester befinden sich nicht in hoher Höhe, so Miriam Wahr. In Schuppen, an Balkonen, Terrassen oder Gartenboxen beispielsweise.

Miriam Wahr, eigentlich Schreinerin, ist nebenbei Imkerin und ehrenamtliche Wespen- und Hornissenexpertin.
Miriam Wahr, eigentlich Schreinerin, ist nebenbei Imkerin und ehrenamtliche Wespen- und Hornissenexpertin. | Bild: Miriam Wahr

„Ende Juli, August ziehen die Hornissen hoch in die Bäume oder in Gebüsche um. Manche bauen sich dort, wo sie sind, weiter aus“, erzählt die ehrenamtliche Beraterin. Die sogenannten Sekundärnester würden bis zu einem Meter groß werden. 2500 Tiere befinden sich darin.

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Weil die Asiatischen Hornissen Insektenfresser sind, gefährden sie die Vielfalt der Natur, sagt Miriam Wahr: „Ein Nest schafft es, über das Jahr 11,3 Kilogramm Insektenmasse zu vertilgen. Wenn wir dann irgendwann an eine Nestdichte von mehr als zehn Nestern pro Quadratkilometer kommen, wie es in anderen Gebieten schon ist, dann haben wir einfach ein Biodiversitätsproblem.“

Zudem drohen vor allem wirtschaftliche Schäden in der Imkerei, erklärt Claudia Hailfinger. Denn die Asiatische Hornisse nutze Honigbienen in hohem Maße als Beute.

Ein Embryonalnest. Wichtiges Erkennungsmerkmal ist die ansitzende Königin.
Ein Embryonalnest. Wichtiges Erkennungsmerkmal ist die ansitzende Königin. | Bild: Laura Schmidt

Ein großes Problem sei das Angriffsverhalten der Asiatischen Hornisse. „Die greifen im Pulk an. Der Stachel ist länger und sie sprühen auch in die Augen“, erzählt Miriam Wahr. Die Abtötung müsse deshalb immer mit einem dicken Anzug und Visier durchgeführt werden.

Die erste Sichtung der asiatischen Hornisse sei schon Mitte Januar gewesen. „Die fliegen auch bis Mitte, Ende Dezember“, so die Expertin. Die Pause sei also nur kurz, bis die Jungköniginnen ausfliegen und ein neues Nest gründen.

Nester der Asiatischen Hornisse sowie Einzeltiere können der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg gemeldet werden.

Kein Vorkommen der Asiatischen Tigermücke

In einigen Städten ist die invasive Asiatische Tigermücke bereits zu Hause. Bei einem Stich kann sie verschiedene Viren übertragen. Dazu zählt das Dengue-, Chikungunya- und Zikavirus. In Radolfzell wird die Tigermücke bereits bekämpft.

Laut Stadt-Pressesprecherin Madlen Falke gab es in Villingen-Schwenningen noch keine Vorkommen der Asiatischen Tigermücke. „Weshalb die Verwaltung auch keinen Anlass sieht, vorbeugend durch den Einsatz von Abwehrstoffen tätig zu werden.“

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Invasive Flusskrebse verdrängen heimische Arten

„Den größten Schaden an der Biodiversität in Baden-Württemberg verursachen gebietsfremde Flusskrebsarten“, erklärt Claudia Hailfinger. Der Signalkrebs breite sich in den Fließgewässern bis in die Oberläufe aus. Er stammt aus Nordamerika.

Ein Signalkrebs liegt in einer Fischkiste. Die invasive Art stellt eine Gefahr für ihre streng geschützten einheimischen Verwandten dar. ...
Ein Signalkrebs liegt in einer Fischkiste. Die invasive Art stellt eine Gefahr für ihre streng geschützten einheimischen Verwandten dar. (Archivbild vom 23.09.2021) | Bild: Markus Scholz/dpa

„Die invasiven Flusskrebsarten verdrängen die letzte Population unserer heimischen Flusskrebse“, so die Pressesprecherin. Der Signalkrebs infiziere die heimischen Flusskrebsarten mit der Tierseuche Krebspest. Diese verlaufe für die heimischen Arten stets tödlich.

Waschbär verursacht immer mehr Probleme

„Immer mehr Probleme treten mit dem Waschbär auf“, sagt Claudia Hailfinger. Als geschickter Allesfresser erschließe er sich vielfältige Nahrungsquellen. Außerdem könne er lokal erhebliche Beeinträchtigung zum Beispiel von Amphibienpopulationen verursachen kann.

Ein junger Waschbär schaut von einem Dach herunter. (Archivbild vom 18.06.2023)
Ein junger Waschbär schaut von einem Dach herunter. (Archivbild vom 18.06.2023) | Bild: Britta Pedersen/dpa

Um den Einfluss des Waschbärs zu reduzieren, werde aktuell an Konzepten gearbeitet. Dazu zählen die Fallenjagd und den Schutz von Amphibienlaichgewässern durch Elektrozäune.

Zeckengefahr nicht nur im Frühling und Sommer

19 Zeckenarten gibt es laut Nabu in Deutschland. Als ideale Lebensräume gelten Wälder, Waldränder, Wiesen und Flussauen. Milde Winter und feuchte Sommer begünstigen die Zeckendichte.

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Durch den milden Winter begann die Zeckensaison 2025 bereits im Januar, heißt es in einer Pressemitteilung des Landes Baden-Württemberg. Dies gehe aus ersten Meldungen von Meningoenzephalitis-Erkrankungen (FSME) des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervor. Dabei handelt es sich um eine Hirnhautentzündung. Ein Teil der Erkrankten erleide Entzündungen von Gehirn, Hirnhäuten und Nerven. Zu 30 bis 40 Prozent würden sich Dauerschäden am Nervensystem zeigen.

Größenvergleich einer Zecke mit einem Kugelschreiber. Diese Zecke hatte nicht viel Zeit, sich vollzusaugen und ist deshalb noch recht ...
Größenvergleich einer Zecke mit einem Kugelschreiber. Diese Zecke hatte nicht viel Zeit, sich vollzusaugen und ist deshalb noch recht klein. Vollgesaugt können Zecken schonmal so groß wie eine Johannisbeere werden. | Bild: Wienrich, Sabine

Laut RKI sind in Baden-Württemberg alle Land- und Stadtkreise Risikogebiete für FSME – mit Ausnahme der Stadt Heilbronn. Vorbeugend weist der Nabu auf die FSME-Schutzimpfung hin.

Die häufigste übertragbare Krankheit ist jedoch die Borreliose. Die Borrelien-Bakterien kommen laut Nabu in Europa und Nordamerika vor, „je nach Region in 15 oder mehr Prozent der Zecken“. Diese leben im Darm und in den Speicheldrüsen der Zecken. Bei einem Stich können die Bakterien weitergegeben werden. Eine frühzeitige Behandlung mit Antibiotika kann chronische Verläufe der Borreliose verhindern.

Invasive Ameisenart schädigt Infrastruktur

„Die Ameisenart Tapinoma magnum verursacht in erster Linie Schäden an der Infrastruktur“, so Claudia Hailfinger. Ob sich die Art auch im Außenbereich etablieren wird und es dort zur Schädigung der Biodiversität kommt, sei zurzeit nicht abschätzbar.

An der Verschalung eines Hochbeets krabbeln Ameisen. Die badische Gemeinde Schutterwald bei Offenburg wurde Ende März 2025 von einer ...
An der Verschalung eines Hochbeets krabbeln Ameisen. Die badische Gemeinde Schutterwald bei Offenburg wurde Ende März 2025 von einer Ameisenplage heimgesucht. Große Mengen der als invasiv geltenden Ameisenart Tapinoma magnum ziehen durch das gesamte Örtchen. | Bild: Uli Deck/dpa

Über die Ausbreitungswege der Ameise gebe es keine wissenschaftlich belegten Kenntnisse. Aber: „Die bisherigen Ansiedlungen gehen vermutlich auf importierte Pflanzen aus dem Mittelmeergebiet zurück“, sagt Claudia Hailfinger.

Die Art sei verhältnismäßig kältetolerant, deshalb sei unklar, welche Rolle die Temperatur bei der Ausbreitung spiele. Aufgrund ihrer Lebensweise benötigt die Art aber gut grabbare, sandige Böden.

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