Lange Zeit konnte das Schwarzwald-Baar-Klinikum in kommunaler Trägerschaft mit schwarzen Zahlen glänzen, während landauf, landab viele andere Kliniken Defizite schrieben. Doch seit 2022 macht auch das Schwarzwald-Baar-Klinikum Millionen-Verluste. Geschäftsführer Matthias Geiser nimmt im Interview dazu Stellung und sagt, was er von der Politik erwartet.
Die Rede ist von einem mutmaßlichen Defizit in Höhe von 13 Millionen in 2023. Ist das definitiv der Betrag, der in der Kasse des Schwarzwald-Baar-Klinikums fehlt?
Vorab: Es geht um die Wirtschaftsplanung 2023. Was das Jahr tatsächlich noch bringen wird, hängt von unserer Patientenentwicklung und den weiteren Vorgaben der Tarifparteien und der Politik ab, zum Beispiel wie schnell die von Gesundheitsminister Lauterbach angekündigten Reformen greifen.
Welche Rolle spielen aktuelle Krisen bei der Entwicklung der wirtschaftlichen Lage?
Wie in allen Krankenhäusern bundesweit und in der Region ist die wirtschaftliche Situation des Klinikums angespannt und geprägt von den Nachwirkungen der Pandemie, der Energiekrise und der aktuellen Inflation. Und das bei gleichzeitig gesetzlich gedeckelten Preisen der Kliniken. Es ist beispielsweise auch unklar, in welchem Umfang die vom Gesundheitsminister angekündigte Unterstützung für Energiekosten tatsächlich bei uns ankommt.
Das macht ihre Arbeit nicht leicht?
Ja. Vor diesem Hintergrund war es dem Klinikum nicht möglich, einen ausgeglichenen Wirtschaftsplan für das Jahr 2023 vorzulegen. Deshalb hat der Aufsichtsrat die Gesellschafter gebeten, im Haushaltsplan 2023 einen Zuschuss in Höhe von 6,85 Millionen Euro einzuplanen, der das Defizit teilweise ausgleichen soll. Dazu möchte ich auch anmerken: Es ist für unsere Mitarbeiter irritierend, dass diese Zahlen – eine reine erste Prognose für 2023 – aktuell so im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Darüber geht verloren, welch tollen Job unsere Mitarbeiter machen und welchen Beitrag das Schwarzwald-Baar Klinikum für die medizinische und pflegerische Versorgung der Bevölkerung in unserer Region leistet. Das hat sich einmal mehr in der Pandemie gezeigt.
Zur Hälfte will das Klinikum das entstandene Defizit aus Eigenmitteln aufbringen. Wie? Und was bedeutet das für Patienten und Investitionen?
Das Klinikum arbeitet – wie alle anderen Krankenhäuser und Einrichtungen auch – intensiv daran, den Auswirkungen der Energiekrise und der Inflation entgegenzuwirken. Alle unsere Beschäftigten engagieren sich sehr für unsere Patienten und geben ihr Bestes. Wie bereits erwähnt sind die Preise für unsere Krankenhausleistungen aber gesetzlich festgelegt, sodass wir nicht mit höheren Preisen auf die gestiegenen Kosten reagieren können.
Können Sie als Klinik-Geschäftsführer in diesem Jahr auf zusätzliche Mittel hoffen?
Erfreulich ist, dass im Jahr 2023 erstmals die Mittel aus dem 2020 beschlossenen Digitalisierungsprogramm – das sogenannte Krankenhauszukunftsgesetz – an die Krankenhäuser ausbezahlt werden. Das ermöglicht es uns, bereits länger geplante Digitalisierungsprojekte anzupacken.
Und welche Forderungen haben Sie an die Politik?
Unser Appell an die Politik auf Bundesebene ist: Krankenhäuser benötigen sowohl einen Ausgleich der tatsächlichen Corona-bedingten Belastungen als auch der Inflationskosten. Der Gesundheitsminister, der von weniger Ökonomisierung in der Medizin spricht, ist an dieser Stelle gefordert. Selbstverständlich ist es uns sehr wichtig, die gewohnt gute Versorgungsqualität für unsere Patienten aufrechtzuerhalten.
Jetzt ist anscheinend die Klinikreform auf den Weg gebracht. Demnach sollen die Kliniken künftig in drei Kategorien aufgeteilt und bezuschusst werden. Was sagen Sie dazu? Was bedeutet das für das Schwarzwald-Baar-Klinikum?
Es handelt sich um die Stellungnahme einer Regierungskommission mit einem Vorschlag, wie die Vergütungs- und Planungsstrukturen aussehen können. Das Papier ist voller Unwägbarkeiten und soll bis zum Sommer in einen Gesetzentwurf gegossen werden. Erst dann ist eine erste Einschätzung möglich, was die Vorschläge für unsere beiden Standorte in Villingen-Schwenningen und Donaueschingen bedeuten könnten.
Am besten sollen wohl Krankenhäuser der Maximalversorgung gestellt sein. Wird das Schwarzwald-Baar-Klinikum zu diesen Kliniken zählen und würde das finanzielle Verbesserungen gegenüber dem jetzigen Status bedeuten?
Die Einteilung der Kliniken soll nach drei bis fünf Versorgungsstufen und mehreren Leistungsgruppen erfolgen. Wie genau die Bewertung für die einzelnen Krankenhäuser aussieht, bleibt noch abzuwarten. Ein guter Vorschlag muss für alle definierten Versorgungsstufen eine angemessene Vergütung vorsehen.
Ist etwas für Sie als Klinik-Geschäftsführer Neues dabei? Und wie beurteilen Sie es?
Neu eingeführt werden soll eine Finanzierungskomponente für Vorhalteleistungen. Das ist sinnvoll. Der Vorschlag der Expertenkommission hierzu ist allerdings sehr komplex, bürokratisch und greift tief in die Planungskompetenz der Bundesländer ein. Was davon im Gesetz ankommt, bleibt abzuwarten.
Wird das Klinikum in Zukunft mehr finanzielle Mittel zur Verfügung haben?
Gesundheitsminister Lauterbach spricht zwar aktuell davon, dass die Ökonomisierung in der Medizin vermieden werden soll – aber wie er mehr Qualität in der Medizin bei gleichzeitig geringeren Kosten erreichen möchte, ist fraglich. Mehr finanzielle Mittel hat er den Kliniken in der Summe nicht in Aussicht gestellt. Wenn es nur darum geht, vorhandene Budgets neu zu verteilen, müssten wir nicht einen solchen Aufwand betreiben. Da wäre eine ehrliche Antwort der Politik, welche Krankenhäuser in Zukunft noch bedarfsgerecht sein sollen, der einfachere Weg.
Welchem Problem wurde Ihrer Meinung nach bisher noch zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt?
Als sehr wichtigen Punkt, der nicht außer Acht gelassen werden darf, möchten wir die bisherige Investitionskostenproblematik der Krankenhäuser anführen. Dafür braucht es eine Lösung, und das ist mit weniger Geld nicht zu machen. Die Bundesländer kommen ihrem gesetzlichen Auftrag seit Jahren nicht nach.