Es ist 22 Uhr. Ein Notruf erreicht den DRK-Rettungsdienst. Die verzweifelte Ehefrau meldet sich: „Mein Mann liegt am Boden und bewegt sich nicht mehr.“ Über das Telefon geben die Rettungssanitäter ihr Anleitung, wie sie den Mann reanimieren kann. „Jede Minute zählt dann“, sagt Stephan Nigggemeier.

Der Geschäftsführer des DRK-Rettungsdienstes und des DRK-Kreisverbandes spricht von Notfällen wie Schlaganfall und Herzinfarkt, wo es um Menschenleben geht. Primär wird der Hubschrauber eingesetzt, wenn die schnelle Notfallversorgung gefragt ist. Innerhalb von zwölf Minuten müssen der Einsatzwagen oder der Hubschrauber beim Notfall sein. Das ist Vorschrift. Früher waren es 15 Minuten.

Rettungsdienst hat viel mehr zu tun

Seit die Hausärzte nicht mehr wie früher Hausbesuche bei ihren Patienten machen und nachts im Einsatz sind, muss der Rettungsdienst einspringen. Dessen Einsätze haben deutlich zugenommen. Ein Gutachten soll noch in diesem Jahr untersuchen, ob die vorhandenen Ressourcen für den Notfalleinsatz im Kreis ausreichen. Ob es zum Beispiel genug Fahrzeuge gibt. Eine andere Frage ist, ob genug Personal vorhanden ist. In jedem Rettungswagen sollten sich je ein Notfallsanitäter und ein Notarzt befinden.

DRK-Kreisgeschäftsführer Stephan Niggemeier sagt: „Hier bricht nichts zusammen, der Bürger muss keine Sorgen haben.“
DRK-Kreisgeschäftsführer Stephan Niggemeier sagt: „Hier bricht nichts zusammen, der Bürger muss keine Sorgen haben.“ | Bild: Felicitas Schück

Es gibt aktuell nicht genügend Notärzte

Jetzt hat eine Strukturanalyse des Rettungsdienstes im Schwarzwald-Baar-Kreis ergeben, dass für den Rettungsdienst im Bereich VS ab Dezember vergangenen Jahres eigentlich ein zweites Notarzteinsatzfahrzeug in der Nachtschicht von 19 bis 7 Uhr notwendig wäre. Doch es gibt nicht genug Ärzte mit einer entsprechenden Zusatzqualifikation, die bereit sind, diesen Dienst zu übernehmen.

Was sagen die Verantwortlichen? „Das Schwarzwald-Baar-Klinikum bildet zusammen mit der Bezirksärztekammer Südbaden Notärzte aus und bemüht sich, den zusätzlichen Dienst noch besetzen zu können,“ antwortet Kliniksprecherin Sandra Adams auf Anfrage des SÜDKURIER. Das Klinikum setze sich bereits sehr aktiv für die Notfallversorgung der Region ein: „Wir stellen rund um die Uhr die Notärzte für bisher insgesamt 6,5 Rettungsstrukturen. Dazu gehören die bodengebundenen Rettungsdienste in Villingen-Schwenningen, Donaueschingen, St. Georgen, Furtwangen und Blumberg sowie die Luftrettung in Villingen-Schwenningen.“

Stephan Niggemeier, Geschäftsführer des DRK-Rettungsdienstes im Kreis, mit den Rettungssanitätern Felicia Börsig und David Gris-Petrovic ...
Stephan Niggemeier, Geschäftsführer des DRK-Rettungsdienstes im Kreis, mit den Rettungssanitätern Felicia Börsig und David Gris-Petrovic und Notfallsanitäterin Lisa Schwer (von links) vor einem Einsatzfahrzeug. | Bild: Felicitas Schück

Das Klinikum, so bestätigt DRK-Rettungsdienstler Niggemeier, „tut schon sehr viel.“ Doch auch innerhalb des Krankenhauses sei die Personaldecke knapp. Insgesamt seien mehr als 100 Notärzte im Einsatz (Ärzte des Klinikums und Externe). Klar sei aber auch, „dass wir als Maximalversorger aber vor allem den Auftrag haben, die stationäre Notfallversorgung sicherzustellen“, betont Kliniksprecherin Sandra Adams. „Im Fokus steht entsprechend die Notfallversorgung an unseren beiden Klinik-Standorten in Villingen-Schwenningen und Donaueschingen. Deshalb können unsere Notärzte nur anteilig für die Besetzung der Rettungsstrukturen zur Verfügung stehen“, verdeutlicht die Kliniksprecherin.

So ein Defibrillator erleichtert Lebensrettern die Arbeit. Die Geräte sind an den Aussenseiten mancher Unternehmen angebracht und es ...
So ein Defibrillator erleichtert Lebensrettern die Arbeit. Die Geräte sind an den Aussenseiten mancher Unternehmen angebracht und es werden noch mehr Firmen gesucht, die solche Geräte installieren würden. | Bild: Felicitas Schück

Primär Chirurgen, Internisten und Anästhesisten mit entsprechender Zusatzqualifikation fahren mit dem Rettungsfahrzeug mit. „Obwohl das Klinikum also bereits sehr umfangreich bei der Notfallversorgung eingebunden ist, soll auf Basis eines Beschlusses des Bereichsausschusses seit Dezember 2022 noch einmal ein zusätzlicher, weiterer Dienst von einem Notarzt des Klinikums übernommen werden.

„Trotz aller Bemühungen konnte das Klinikum diesen zusätzlichen Ausbau der Dienste bisher nicht abbilden“, stellt Adams fest. Und sie sagt. „Es wird daran gearbeitet, diesen zusätzlichen Dienst auch noch besetzen zu können.“

Was sich auf den ersten Blick dramatisch anhört, erweist sich aber bei näherem Hinsehen als anscheinend doch nicht ganz so schlimm, sagen die Verantwortlichen. Bis zum 1. Dezember konnten alle Notfälle versorgt werden, obwohl es nachts keinen zweiten Notarzt gab. „Hier bricht nichts zusammen, der Bürger muss keine Sorgen haben“, beteuert DRK-Rettungsdienst-Geschäftsführer Niggemeier.

Und er sagt: „Wir hier im Schwarzwald-Baar-Kreis haben noch eine gute Konstitution. Und wir hoffen, dass es im Februar, März zunehmend besser wird.“

Hoffnung ruhen auf dem Notarztkurs im März

Dass seine Hoffnung berechtigt ist, wird von Sandra Adams untermauert: „Der nächste Notarztkurs wird im März 2023 angeboten. Für den Kurs gibt es bereits mehr als 30 Anmeldungen von Medizinern aus ganz Baden-Württemberg, darunter sind zehn Ärzte aus dem Schwarzwald-Baar Klinikum.“