Danny Barowka blickt prüfend in den Himmel. Beim Treffen auf dem Metalacker in Tennenbronn herrscht eigentlich das perfekte Festivalwetter: Es ist trocken, Wolken und Sonne wechseln sich ab. Noch ist es aber eine Weile hin, ehe die Heavy-Metal-Fans wieder zu den harten Klängen ihrer Lieblingsbands headbangen können.

2023 hatten Bands, Veranstalter und Zuhörer ziemliches Pech. Schon am Anreisetag, dem Donnerstag war das Wetter so schlecht, dass die Besucher zur Sicherheit in ihre Autos geschickt wurden. Am ersten Festivalabend, dem Freitag, musste das Gelände erneut evakuiert werden.

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„Es war kurz vor dem Headliner, der Band Any Given Day“, erzählt Barowka. Der Super-Gau für jedes Konzert. Aber die Organisatoren waren vorbereitet und konnten ihr ausgearbeitetes Sicherheitskonzept abspulen. Und das Publikum spielte mit.

So reagieren die 3000 Fans

„Alle haben Verständnis gehabt, es war ein tolles Miteinander von Fans und Helfer“, sagt Barowka. Die Wiese vor der Bühne sei in nur 15 Minuten geräumt gewesen – und das angesichts von über 3000 Metalfans.

Der Blick nach oben zeigt: Am Festivalsamstag 2023 spielt das Wetter wieder mit.
Der Blick nach oben zeigt: Am Festivalsamstag 2023 spielt das Wetter wieder mit. | Bild: Sprich, Roland

Aber wohin mitten im Gewitter mit so vielen Menschen? Mit-Veranstalter Simon Kaltenbach hatte die Zuhörer in seiner Durchsage von der Bühne aus aufgefordert, sich in ihre Autos auf dem benachbarten Campinggelände zu begeben.

Und was ist mit denen, die ohne eigenes Auto angereist waren? „Das ist ja das Schöne bei den Metallern“, sagt Barowka. „Die haben die anderen Leute einfach mit in ihre Fahrzeuge genommen.“ Eine hilfsbereite Gemeinschaft also.

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Die Musik spielt bis zuletzt

Parallelen zum EM-Spiel Deutschland gegen Dänemark drängen sich auf. Auch beim Metalacker lief das Konzert noch bis zum letzten Augenblick. Möglich war das, weil ein Meteorologe der EWB Wetterberatung GmbH direkt auf dem Gelände im Einsatz war. „Der hat jede Menge Monitore und Technik aufgebaut“, erzählt Barowka. Das Karlsruher Unternehmen hat sich auf Vorhersagen für Veranstaltungen spezialisiert.

Dieser Luxus macht sich bezahlt

Den Luxus eines Wetterfroschs vor Ort haben sich die Veranstalter laut dem Metallacker-Pressesprecher, weil die Wetteraussichten bereits im Vorfeld bedenklich waren. Normalerweise geben die Wetterberater ein viertelstündliches Update. 2023 hielt der Meteorologe – von seinem improvisierten Büro direkt hinter der Bühne – das Team im Minutentakt auf dem Laufenden.

So arbeitet ein Festivalmeteorologe

„Augenbeobachtung klingt altbacken, ist aber ein wichtiger Vorteil, den man nicht unterschätzen sollte“, sagt EWB-Geschäftsführer Bernhard Mühr. „Auf dem Radarbild sehe ich den Regen erst, wenn er tatsächlich fällt.“

Diplom-Meteorologe Bernhard Mühr an seinem Arbeitsplatz, dem Festivalgellände von Rock am Ring im Juni 2023. Klarer Himmel, keine ...
Diplom-Meteorologe Bernhard Mühr an seinem Arbeitsplatz, dem Festivalgellände von Rock am Ring im Juni 2023. Klarer Himmel, keine Unwettergefahr. | Bild: EWB Wetterberatung GmbH

Vor Ort könnten die Meteorologen hingegen mitverfolgen, wie sich die Wolken entwickeln, ob sich das Gewitter verstärkt oder doch abschwächt. „Das bringt einen Zeitvorteil von locker einer Viertelstunde“, sagt der Diplom-Meteorologe.

Außerdem verweist er auf die kurzen Wege. „Die Kommunikation mit den Veranstaltern ist das A und O bei unserer Arbeit“, sagt Mühr.

Die Last der Verantwortung

Wichtig für ihn und seine Kollegen sei dabei das Auftreten gegenüber Behörden und Organisatoren. „Man sollte nicht in einer Besprechung rumstottern, wenn es um schwerwiegende Maßnahmen geht“, sagt er. „Was wir sagen hat Tragweite.“

Schließlich entscheidet sich aufgrund der Experteneinschätzung, ob ein Sportereignis weitergeht, ein Festivalgelände evakuiert wird. Es gehe in erster Linie immer um die Sicherheit der Teilnehmer, aber auch um mögliche Umsatzausfälle.

Ganz klar: Abbruch

Beim Metalacker 2023 entschied sich die Koordinierungsgruppe, zu der unter anderem die Veranstalter Simon Kaltenbacher und Robert Broghammer sowie Vertreter von Feuerwehr und Rettungsdienst gehören, für den Abbruch. „Der Meteorologe vom Dienst hatte uns auf seinen Monitoren genau gezeigt, wie das Unwetter herankommt und dass es an der Zeit ist zu evakuieren“, sagt Barowka.

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Experte vor Ort rettet den Abend

Anderthalb Stunden harren die Besucher und die Helfer in ihren Autos aus, ehe die schwere Gewitterfront weitergezogen ist. „Laut dem EWB-Mitarbeiter war die Gewitterzelle zwölf Kilometer von uns entfernt“, erinnert sich Danny Barowka. Zehn Kilometer seien der gefährliche Bereich, in dem es noch Blitzeinschläge geben könnte.

Einfach weitermachen geht aber nicht. „Wir haben dann noch in der Nacht den Schramberger Ordnungsamtsleiter angerufen und der hat uns um 23 Uhr die Freigabe erteilt.“ So konnten die Bands ihre Konzerte tatsächlich noch in voller Länge zu Ende spielen, deutlich über die ursprünglich genehmigte Zeit hinaus.

Die passende Deko steht auf der Trombacher Höhe bereits bereit. Was noch fehlt sind die Zuhörer. Die Wiese im Hintergrund bildet beim ...
Die passende Deko steht auf der Trombacher Höhe bereits bereit. Was noch fehlt sind die Zuhörer. Die Wiese im Hintergrund bildet beim Metalacker eine natürliche Arena auf der Tausende die Konzerte genießen. | Bild: Block, Andreas

Mit den Nachbarn habe es keine da keine Probleme gegeben, sagt Barowka. Kein Wunder, schließlich stellen die umliegenden Landwirte ja auch ihre Flächen für das Festival zur Verfügung. „Das Landleben ist halt etwas ganz spezielles, da hilft jeder jedem.“