Hatte die getötete 57-Jährige tatsächlich ein Alkoholproblem, wie ihr angeklagter Ehemann jetzt im Mordprozess vor dem Landgericht Rottweil behauptet hatte? Und was war sie für ein Mensch? Aussagen von Kolleginnen und Freundinnen der Getöteten zeichneten jetzt ein eigenes Bild des Opfers.
“Wenn hier Stress war, ist sie einfach länger geblieben“, sagte jetzt eine langjährige Berufskollegin der Getöteten, die in eine Pflegeheim gearbeitet hatte, jetzt vor Gericht aus. „Sie war sehr beliebt bei den alten Leuten. Ich habe gern mit ihr gearbeitet.“
Von Alkoholproblemen, wie sie der angeklagte Ehemann geschildert hatte, habe sie nichts bemerkt. „Ich habe nie gesehen, dass sie Alkohol trinkt oder dass sie danach gerochen hat. Nie einmal!“
Dass der Mann der getöteten Christina E. seine Freizeit vor der Spielekonsole verbrachte, sei nichts Besonderes, „meiner sitzt auch.“ Allerdings habe die 57-Jährige in den vergangenen Monaten vor ihrem Tod sehr abgenommen. „Ich hab sie gefragt, welche Diät sie macht.“ Der Grund seien aber Magen-Darm-Probleme gewesen.
Eine andere Kollegin wurde zur Freundin des späteren Opfers. Sie sagte aus, dass sie viel gemeinsam unternommen hätten mit ihren beiden Männern, hätten Minigolf gespielt, seien gemeinsam Essen gegangen oder zum Rottweiler Sommerfestival Ferienzauber.
Nur einmal angetrunken erlebt
Dass der Angeklagte oder seine getötete Frau übermäßig viel getrunken hätten, verneinte sie. Nur einmal habe sie ihn angetrunken erlebt, auch aggressiv, das sei gewesen, als dem Paar die Wohnung gekündigt worden sei.
Er habe auf den Tisch gehauen, sei dann aus dem Haus gegangen. Die Nacht habe er wohl in einer Ausnüchterungszelle verbracht, denn Christina habe ihr danach gesagt, er habe ein Zimmer ohne Frühstück für 98 Euro bekommen.
Auch Licht ins Leben der Getöteten brachte diese Zeugin: Sie habe früh ihre Mutter verloren, der Vater habe dann wieder geheiratet, doch mit der Stiefmutter habe sie sich nicht verstanden. Darum sei sie zuhause ausgezogen und habe dann ein Zimmer in Konstanz gehabt.
Stiefmutter schickte sie weg
Ein Freund – oder Ehemann, das wusste die Zeugin nicht – habe sie geschlagen und eingesperrt, dann sei ihr die Flucht gelungen und sie sei zum Vater zurückgegangen. Doch die Stiefmutter habe ihr fünf Mark in die Hand gedrückt und sie weggeschickt.
Christina habe sich dann in den Zug gesetzt und sei in Trossingen ausgestiegen, weil sie zur Toilette musste. Dort habe sie dann jemand in die Wohnungslosenunterkunft Spittelmühle nach Rottweil gebracht, wo sie ihren späteren Mann, den jetzt wegen Mordes Angeklagten, kennenlernte.
Als sie dann ab Sommer 2022 einen Freund hatte, habe sich der Angeklagte einerseits angestrengt, im Haushalt mitgeholfen, ihr Blumen geschenkt. Auf der anderen Seite habe er das Handy seiner Frau kontrolliert.
Nachdem Christina E. am 17. Dezember nicht zur Arbeit erschienen sei, habe eine Kollegin am Haus des Paares geklingelt. Es habe niemand geöffnet, der Mann habe durch die Sprechanlage gesagt, seine Frau lebe nicht mehr hier. Wie sich später herausstellte, lag die Leiche der Ehefrau zu dem Zeitpunkt bereits im Garten des Hauses verscharrt, unter Blumenerde und Estrich versteckt in einer Grube.
Angeblich zum Vater zurück gegangen
Sie selbst habe den Ehemann der Getöteten in diesen Tagen beim Einkaufen getroffen, sagte die Zeugin. „Er sagte mir, Christina sei mit zwei Koffern nach Hause gegangen. Er sprach ganz normal.“ Sie habe sich darüber gewundert, denn der Vater der Getöteten lebte schon lange nicht mehr.
Und dass sie ihren Hund, den sie über alles liebte, zurücklassen könnte, habe sie sich nicht vorstellen können. In seinem Einkaufswagen seien neben Wurst und Käse zahlreiche Flaschen Wein gelegen.
Die Zeugin erzählte noch, dass ihre Freundin einmal gesagt hatte, sie könne ihren Mann nicht verlassen. „Sonst landet er wieder auf der Straße.“ Nun sitzt er in Untersuchungshaft.