Knapp drei Wochen vor der Bundestagswahl wird der Ton in der Politik rauer – nicht zuletzt nach dem Scheitern des umstrittenen Gesetzentwurfs der Union zur Migration.

Demo gegen den Rechtsruck

Politische Welten treffen auch am Samstag, 8. Februar, in Villingen aufeinander: Im kleinen Saal des Theaters am Ring lädt die AfD am frühen Abend zum „Bürgerdialog“ ein, das Offene Antifaschistische Treffen (OAT) VS hat bereits eine Gegendemo angekündigt: „Gegen Faschisten und rassistische Hetze in Villingen auf die Straße“, heißt es auf der Webseite. Und außerdem will der Verein „VS ist bunt“ den Samstag zum Aktionstag machen.

Polizei ist vorbereitet

Bei der Polizei richtet man sich auf „jedes mögliche Einsatzszenario“ ein, sagt Pressesprecher Daniel Brill. „Wir wissen natürlich von einer gewissen Personenzahl, eine gewisse Zahl schätzen wir.“ Eskalationen seien nie auszuschließen und würden deshalb mit eingeplant.

Personelle Unterstützung erhalte man vom Polizeipräsidium Einsatz, zu dem unter anderem die Bereitschaftspolizeidirektionen in Göppingen und Bruchsal gehören.

Auch ein Verkehrskonzept werde erstellt, das gegebenenfalls angepasst werden müsse, so dass noch nicht gesagt werden könne, ob es zu Sperrungen komme.

„VS ist bunt“ setzt auf Gespräche

Geht es nach dem Verein „VS ist bunt“, verläuft der Samstag ohne Eskalation. Der Aktionstag steht unter dem Motto „Vielfalt leben – Demokratie wählen“ und ziele darauf ab, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, sagt „VS ist bunt“-Vorsitzender Axel Killmann.

Bündnispartner der Aktion sind die Omas gegen Rechts Schwarzwald-Baar-Heuberg, die IG Metall Villingen-Schwenningen, die Seebrücke VS und die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) VS.

Ein Lichtermeer für die Demokratie

Höhepunkt des Tages soll um 18 Uhr ein Lichtermeer aus (Handy-)Taschenlampen und Kerzen vor dem Riettor sein – angelehnt an die bundesweiten Protestaktionen gegen rechts der vergangenen Tage. Zuvor, um 17 Uhr, findet ein Poetry Slam statt.

Axel Killmann ist Vorsitzender des Vereins „VS ist bunt“.
Axel Killmann ist Vorsitzender des Vereins „VS ist bunt“. | Bild: Rüdiger Fein

„Die Gesellschaft ist aktuell sehr, sehr gespalten und die Abstimmung im Bundestag hat zu einer noch größeren Spaltung beigetragen“, sagt Axel Killmann.

Quiz zu Demokratie und Vielfalt

Vielen Menschen mache der starke Einfluss der Rechtspopulisten Angst. „Uns ist es wichtig, miteinander ins Gespräch zu kommen.“ Gelegenheiten dazu wird es am Samstag ausreichend geben: Es gibt ein eigens entwickeltes Quizspiel, bei dem man sich mit Freunden oder Familie zum Thema Demokratie und Vielfalt austauschen kann, Infomaterial zum Mitnehmen.

Und es gibt eine Fotoaktion für Social Media: Bei dieser kann jede und jeder sein Foto für Demokratie und Vielfalt erstellen. Das Bild kann außerdem vor Ort ausgedruckt und mit nach Hause genommen werden.

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Bei „VS ist bunt“ hofft man, mit dem Aktionstag Gelegenheit und Anlass für Gespräche zu bieten. „Für uns ist Vielfalt ein Zeichen von Gleichberechtigung und Demokratie“, sagt Axel Killmann.

Man wolle mit dem Aktionstag daher gar nicht so stark auf das tagespolitische Geschehen eingehen, sondern zum Dialog einladen. „Es soll keine Veranstaltung sein, bei der nur gesprochen wird, sondern bei der man miteinander spricht.“

Omas gegen rechts sind auch mit dabei

So sieht man es auch bei der Regionalgruppe der Omas gegen Rechts, die an der Organisation des Aktionstags beteiligt ist. „Wir protestieren friedlich. Wir möchten mit Argumenten überzeugen. Aggressives Verhalten liegt uns fern“, sagt Oma Heidi, seit Langem in der Regionalgruppe aktiv. Ihren Nachnamen veröffentlicht der SÜDKURIER nicht, weil sie in der Vergangenheit bereits anonyme Drohbriefe bekommen hat.

Global denken statt Nationalismus

„Der Rechtsruck bringt uns nicht weiter“, sagt Oma Heidi. „Vielmehr müssen wir miteinander und global denken.“

So formulieren die Omas gegen Rechts auch ihre Überzeugungen auf einem Flyer, den sie aktuell verteilen und auf dem sie unter „Säulen unserer Demokratie!“ unter anderem Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit, Gleichberechtigung der Geschlechter und das Recht auf Asyl auflisten.