Das Zweirad boomt. Immer mehr Menschen greifen zum Fahrradhelm statt zum Autoschlüssel. Bundesweit nutzen 80 Prozent das Fahrrad, 55 Prozent halten es für ein unverzichtbares Verkehrsmittel, so das Ministerium für Digitales und Verkehr.
Für den Schwarzwald-Baar-Kreis ein Anlass, den Radverkehrsplan überarbeiten zu lassen. Denn die bestehende Planung ist aus dem Jahr 2014. Nun wurde das aktualisierte Konzept in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik vorgestellt.
Wer übernimmt die Planung?
Die Überarbeitung übernimmt das Planungsbüro RV-K aus Frankfurt. Geschäftsführer Paul Fremer kennt den bisherigen Verkehrsplan sehr gut, da er selbst vor zehn Jahren an der Planung beteiligt war. „Ich freue mich, unsere eigene Planung fortzuschreiben“, sagt er.
Das Planungsbüro von Paul Fremer hat sich laut eigenen Angaben auf das außerörtliche Radnetz zwischen den Städten und Orten fokussiert. „Was wir nicht planen, ist das Thema der kommunalen Verbindungen“, erklärt er. Diese liege in der Verantwortung der jeweiligen Gemeinden, die sich um die Anbindung an öffentliche Einrichtungen, Arbeits- und Bildungsstätten sowie Einkaufsmöglichkeiten kümmern.
Wer der jeweilige Bauträger ist, hängt laut Planungsbüro von der Art der Verbindung ab. Das Land sei für die übergeordneten Verbindungen zwischen Mittel- und Oberzentren sowie touristische Radfernwege verantwortlich. Um die Hauptverbindungen zwischen Orts- und Stadtteilen und die Anbindung an Bahnhöfe kümmere sich der Schwarzwald-Baar-Kreis.
Wie sieht der Stand nach zehn Jahren aus?
Zum damaligen Zeitpunkt waren es laut Landratsamt insgesamt 169,6 Kilometer an Radwegen im Schwarzwald-Baar-Kreis, die Teil der Planung waren. Davon fielen 64,4 Kilometer in den Bereich der Kommunen und 58,5 Kilometer in den des Landkreises. Zudem war das Land Baden-Württemberg für 34,3 Kilometer verantwortlich und der Bund für 12,4 Kilometer. Doch in den zehn Jahren wurden lediglich 14,7 Prozent der Radwegeverbindungen umgesetzt.
Laut Planungsbericht wurden 2014 insgesamt 76 bauliche Maßnahmen über das gesamte Kreisgebiet empfohlen. Davon wurden 15 umgesetzt, das heißt etwa 20 Prozent der Vorschläge wurden neu- oder ausgebaut. „Das wirkt auf den ersten Blick relativ wenig“, sagt Paul Fremer. „Aber das ist tatsächlich relativ viel, im Vergleich mit anderen Landkreisen.“
Was wurde bisher umgesetzt?
So wurde zum Beispiel ein neuer Radweg zwischen Kirchdorf und Marbach gebaut, um die Verbindung zwischen Villingen und Donaueschingen zu verbessern. Zuvor mussten Radfahrer einen Umweg mit Steigungen über Rietheim nehmen. An anderer Stelle wurden beschädigte Radwege ausgebessert oder asphaltiert, wie beispielsweise die Verbindung von VS-Zollhaus Richtung Schwenninger Moos oder der Radweg zwischen Hubertshofen und Wolterdingen.
Drei Maßnahmen sind laut Landratsamt aktuell in Planung beziehungsweise in Bau. So entsteht in St. Georgen entlang der Kreisstraße zwischen Brogen und Hardt ein neuer Radweg. In Dauchingen sowie zwischen Pfohren und Neudingen laufen momentan Machbarkeitsstudien. Diese sind entscheidend dafür, ob ein Projekt ausgeführt wird oder nicht.
Aus welchen Vorschlägen nichts wird
Zwei andere Vorschläge wurden nicht umgesetzt: Ein neuer Radweg zwischen Tannheim und Überauchen und zwischen Schoren und Königsfeld. Wenn der Radverkehr über bereits vorhandene Wirtschaftswege geführt werden kann oder das Regierungspräsidium das Radverkehrspotential an gewissen Stellen zu gering sieht, können Maßnahmen abgelehnt werden.
Bei 57 weiteren Vorschlägen im Kreisgebiet gibt es laut bisherigem Planungsbericht keine laufenden Pläne.
Was ist zukünftig geplant?
Der neue Verkehrsplan sieht noch mehr Radverbindungen vor. In der Planungshoheit des Schwarzwald-Baar-Kreises zum Beispiel liegen laut Angaben des Planungsbüros nun 64,3 Kilometer an Radwegen. Hierbei handle es sich um straßenbegleitende Wege, die entlang von Kreisstraßen verlaufen. Insgesamt beinhaltet der neue Plan 205,3 Kilometer Radwege und 110 Maßnahmen.

Für den neuen Verkehrsplan wurden nicht nur die bisherige Planung verwendet, sondern auch Ideen und Vorschläge der Bürger durch eine Onlinebefragung und Workshops eingeholt. Um Irritationen zu vermeiden, stellt Silke Lanninger vom Dezernat für ländlichen Raum im Landkreis jedoch klar: „Das ist natürlich keine Planung in dem Sinne einer Ausführungsplanung, sondern ein Konzept.“

Dieses sei notwendig, um Fördermittel bei Bund und Land zu beantragen. Das bedeute auch, dass nicht alle gesammelten Ideen konkreter geplant oder umgesetzt werden.
Wo liegen die Kosten?
Laut Angaben des Landkreises liegen die aktuellen Baukosten geschätzt bei 1,25 Millionen Euro pro Kilometer. Die Förderprogramme von Land und Bund decken laut Verwaltung etwa 85 Prozent des Preises ab. Der Landkreis leite eine überschlägige Gesamtinvestition von 12,9 Millionen Euro ab, vorausgesetzt die Förderquote bleibt unverändert.
Um das ambitionierte Radwegausbauprogramm möglichst zügig voranzutreiben, hat der Kreistag einstimmig beschlossen, jährliche Haushaltsmittel zur Verfügung zu stellen. Für das weitere Vorgehen soll unter anderem ein Austausch mit den Kommunen stattfinden, um mögliche Maßnahmen zu priorisieren.