Max Grabs war am Samstagabend privat auf einem Bierfest in Unterkirnach zu Gast, als plötzlich sein Telefon nicht mehr stillstand. „Über verschiedene Gruppen und in sozialen Medien wurden auf einmal viele Bilder vom Brand veröffentlicht“, erinnert sich der 29-Jährige, der noch in dieser Woche seinen 30. Geburtstag feiert.
Rauch und Flammen über einem Haus in Riedöschingen waren darauf zu sehen. Für Max Grabs war gleich klar, welches Haus und welche Bewohner betroffen waren, denn vor über einem Jahr war er noch ein direkter Nachbar in der Bogengasse, dort, wo jetzt das Unglück in der Nacht auf Sonntag seinen Lauf genommen hatte.
Die Familie, die dort wohnte, kennt Max Grabs gut. Nach kurzer Recherche in einschlägigen Gruppen und einigen Chatnachrichten mit seiner Familie und anderen Bürgern aus seinem Heimatort, war für alle gleich klar: Da muss geholfen werden.
Spendenaktion von Bierbank aus gestartet
Noch von der Bierbank in Unterkirnach aus hatte Max Grabs geschwind eine Spendenseite über den Bezahldienst Paypal eingerichtet und dieses Spendenadresse in einer Blumberger Facebook-Gruppe sowie über den Nachrichtendienst Whatsapp verbreitet.
„Alle im Ort waren immer für mich da, jetzt bin ich für die anderen da“, beschreibt der 29-Jährige seine Motivation, und das, obwohl es ihn vor über einem Jahr seinen Heimatort in Richtung Hondingen verlassen hatte.
Die tiefe Verbundenheit mit Riedöschingen ist geblieben. Hier ist er aufgewachsen, hier kennt er sich aus und seine Eltern wohnen noch immer hier. „Im Ort kennt man sich“, beschreibt er den besonderen Zusammenhalt im beschaulichen Ort.

Erste Spenden gehen kurz von 21 Uhr ein
Und dieser Zusammenhalt machte sich sogleich bemerkbar. „Um 20.45 Uhr habe ich die Spendenseite online gestellt, um 20.52 Uhr ging die erste Geldspende ein“, erzählt er. Es sollte nicht die letzte bleiben. Am Montagmittag belief sich die Zahl der Unterstützer auf insgesamt 345 Personen, die rund 11.000 Euro überwiesen haben.
„Viele davon kenne ich, aber es waren auch zahlreiche mir fremde Personen darunter“, freut sich der 29-Jährige über die enorme Hilfsbereitschaft in der gesamten Region. „Damit habe ich nicht gerechnet. Es waren viele kleine Beträge dabei, aber auch größere Summen.“

Die Resonanz auf den Aufruf für Sachspenden war ebenfalls enorm. Die drei Bewohner hatten in den Flammen fast all ihr Hab und Gut verloren. Klamotten, Einrichtungsgegenstände und vieles, was man im Alltag benötigt. „Am Sonntag wurden ersten Sachen bei meinen Eltern abgegeben.“
Einiges davon sei bereits von den Betroffenen abgeholt worden, die vorerst bei Verwandten in einer benachbarten Stadt vorübergehend Unterschlupf gefunden hätten, berichtet Grabs weiter.
Spendenkonto bei einer Bank wird eingerichtet
„Ich bin überwältigt. Diese große Hilfsbereitschaft hat mich überrascht“, sagt Ortsvorsteher Robert Schey, der im engem Kontakt mit der Familie Grabs die Hilfsaktion unterstützt. Was ihn besonders freut ist, dass sich so viele junge Menschen an der Spendenaktion beteiligt hätten, selbst mit kleinen Beträgen.
„In der Not merkt man, was ein Dorf wert ist“, versucht er den Zusammenhalt zu beschreiben, der bereits während den Löscharbeiten am Samstagabend sichtbar wurde. Er selbst hatte die Halle für Anwohner geöffnet, die ihre Häuser verlassen mussten und Getränke für Rettungskräfte organisiert.
Aber auch Gastronomen und Privatpersonen blieben nicht untätig, packten mit an und halfen, wo sie konnten. „Die Zusammenarbeit war super“, lobt der Ortsvorsteher alle Beteiligten.

Damit diese Hilfe in den kommenden Tagen und Wochen nicht verebbt und weitere Menschen spenden können, die kein Paypal haben, war Robert Schey am Montag bei einer Bank, um ein Spendenkonto einzurichten. Außerdem ist er auf der Suche nach Wohnraum für die Brandopfer, hat bereits erste Gespräche geführt. In den kommenden Tagen ist ein Wohnungsinserat geplant.
In den sozialen Medien wurde derweil eine Küche zur Abholung angeboten. Andere brachten Einrichtungsgegenstände direkt vorbei. Es ist deutlich, dass die Riedöschinger alles dafür tun, dass ihre Mitbürger schon bald wieder in den Ort zurückkehren können. Einen besonderen Lichtblick lässt der Ortsvorsteher verlauten: Seinen Informationen zufolge habe der schwer brandverletzte Mann die Intensivstation wieder verlassen können.
Was mit den Geldspenden passiert
Und was passiert jetzt mit dem Geld, das die Menschen gespendet haben? Das kann Max Grabs aktuell nicht beantworten. Nur soviel: „Sobald die Betroffenen das Geld für irgendetwas benötigen, kann ich es ihnen sofort auszahlen.“
Nur zwei Tage nach dem Brand ist es wohl aber noch etwas früh für konkrete Pläne. Es gibt noch viele offene Fragen, die Betroffenen haben andere Sorgen und der Schock sitzt noch tief. Sicher ist: Die Spendensumme und die Hilfsbereitschaft im Rücken, wird helfen, den Betroffenen in dieser schwierigen Zeit wieder etwas Sicherheit und eine Zukunftsperspektive zu geben.