Nach drei Jahren intensiver Planung ist es so weit: Das Schwarzwald-Baar-Klinikum erhält einen zusätzlichen Strahlenbunker. Damit wird der Tatsache Rechnung getragen, dass die Zahl der Patienten in der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie seit Jahren zunimmt.

2026 soll der Betrieb losgehen

Wenn alles nach Plan verlaufe, soll der Anbau im Jahr 2026 in Betrieb gehen, sagte Villingen-Schwenningens Oberbürgermeister Jürgen Roth, der zusammen mit Landrat Sven Hinterseh Vorsitzender des Aufsichtsrats ist.

Erste größere Baumaßnahme seit der Eröffnung

Klinik-Geschäftsführer Matthias Geiser zitierte in seiner Begrüßung einen Kollegen, wonach eine „Klinik ohne Kran auf dem absteigenden Ast“ sei. Darum muss sich das 2013 eröffnete Klinikum – immer noch häufig als Neubau bezeichnet – keine Sorgen machen. Der Neubau des Strahlenbunkers ist nun die erste größere Baumaßnahme seit der Inbetriebnahme, sagte Landrat Sven Hinterseh. Schon in den Planungen im Jahr 2009 habe man die freie Fläche im Bereich der Strahlenklinik berücksichtigt, um einen Anbau bei Bedarf zu ermöglichen.

Sie machen den Anfang mit Spaten, bald graben hier die Bagger: Bauleiter Christian Keck, Klinik-Geschäftsführer Matthias Geiser, ...
Sie machen den Anfang mit Spaten, bald graben hier die Bagger: Bauleiter Christian Keck, Klinik-Geschäftsführer Matthias Geiser, Oberbürgermeister Jürgen Roth, Landrat Sven Hinterseh, Professor Stephan Mose und Manfred Alraun (von links) beim Spatenstich für den neuen Strahlenbunker am Schwarzwald-Baar-Klinikum. | Bild: Göbel, Nathalie

Dieser Weitblick zahlt sich nun aus: Der neue, 400 Quadratmeter große Strahlenbunker schließt direkt an das bestehende Gebäude an. Die Investitionskosten liegen bei rund sieben Millionen Euro, wovon 4,5 Millionen Euro auf die Baukosten und 2,5 Millionen Euro für den Linearbeschleuniger entfallen.

Derzeit hat die Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie zwei solcher Geräte im Einsatz, sagte Professor Stephan Mose, Direktor der Klinik. Diese seien täglich 20 bis 21 Stunden im Einsatz und stoßen damit an ihre Kapazitätsgrenzen. „Wir bestrahlen täglich im 1,5-Schichtbetrieb von 6 bis 21 Uhr“, sagt der Mediziner.

Mehr geht nicht: „Wir können die Patienten ja nicht um zwei Uhr nachts zur Bestrahlung einbestellen.“ Die meisten Patienten werden ambulant bestrahlt. Da die Bestrahlung vergleichsweise schonender und nebenwirkungsärmer sei, sei eine stationäre Aufnahme nicht vorgesehen.

Sie freuen sich über die große Investition zum Wohle der Patienten: Medizinphysiker Manfred Alraun, Klinikgeschäftsführer Matthias ...
Sie freuen sich über die große Investition zum Wohle der Patienten: Medizinphysiker Manfred Alraun, Klinikgeschäftsführer Matthias Geiser, Landrat Sven Hinterseh, der Direktor der Strahlenklinik Stephan Mose und Oberbürgermeister Jürgen Roth. | Bild: Nathalie Göbel

Pro Tag betreue man rund 120 Patienten. Die eigentliche Bestrahlung dauert dabei nur wenige Minuten. „Mit An- und Ausziehen sind die Patienten etwa nach 15 Minuten fertig“, so Mose.

Die Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie wurde 1987 eröffnet; 400 Patienten wurden damals pro Jahr behandelt. 2004 wurden 950 Patienten behandelt, 2019 waren es 2200 Patienten.

Bestrahlung wird oft besser vertragen

Die Zunahme der Zahlen liege zum einen an der älter werdenden Bevölkerung und zum anderen daran, dass Tumore durch verbesserte Diagnostik schneller erkannt werden und die moderne Strahlentherapie zunehmend zur Heilung beitrage, erläuterte Stephan Mose. Auch werde die Bestrahlung im Alter oft besser vertragen als beispielsweise eine Chemotherapie.

Otto Pravida ist Geschäftsführer der Pravida Bau GmbH, die den neuen Strahlenbunker errichtet.
Otto Pravida ist Geschäftsführer der Pravida Bau GmbH, die den neuen Strahlenbunker errichtet. | Bild: Nathalie Göbel

Einer, der schon damals mit an Bord war, ist der Leitende Medizinphysiker Manfred Alraun. Auch diese Erweiterung wird er begleiten. Von den Planungen zeigt er sich begeistert: Die bestehende Logistik werde eingebunden, der neue Bereich sehr übersichtlich, was letztlich den Patienten zugutekomme.

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Erstellt wird der Strahlenbunker von der Firma Pravida Bau GmbH aus dem bayrischen Pressath. Die 400 Meter überbaute Fläche enthält neben dem Raum für den neuen Linearbeschleuniger auch weitere Behandlungsräume und einem Physikerraum.

Bauweise erleichtert eines Tages den Rückbau

Erstellt werde der Bunker in der so genannten Forster-Sandwich-Bauweise, die sich dadurch auszeichne, dass die Wände relativ dünn sind und die Zwischenräume mit einer Mineralstoffmischung gefüllt wird. Unter anderem wird dafür Magnetit und Elektroofenschlacke verwendet. Diese Bauweise habe den Vorteil, dass sie bei Bedarf eines Tages sehr einfach rückbaubar sei.

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