„Mir war immer klar, dass ich das machen will“, sagt Anna Raab. Die 30-Jährige und ihr 36-jähriger Mann Erik aus Königsfeld haben am 15. Juni 2019 kirchlich geheiratet. Bevor das geschehen konnte, absolvierten beide aber den eintägigen Ehevorbereitungskurs des katholischen Dezernats Schwarzwald-Baar. Im SÜDKURIER-Gespräch erzählt das Ehepaar von seinen Beweggründen und Erfahrungen.
„Ich bin katholisch aufgewachsen. Die Religion war immer ein Bestandteil meines Lebens“, sagt Anna Raab, Lehrerin für Religion, Sport und Englisch. Anders ist das bei ihrem Mann, Lehrer für Mathematik, Sport sowie für Alltagskultur, Ernährung und Soziales: „Ich bin Atheist. Ich kannte die Kirche mit ihren Abläufen und Ritualen nicht.“ Seiner Frau zuliebe und weil er wissen wollte, wie die katholische Kirche zum Thema Ehe und Partnerschaft steht, willigte Erik Raab ein, den Kurs zu besuchen.
Durch den Tag geführt wurden die beiden und ein paar andere Paare von Dorothea Hofmann, Referentin beim katholischen Dekanat Schwarzwald-Baar. „Wir haben eine Übung gemacht, bei der wir unseren bisherigen, gemeinsamen Lebensweg mit Holz, Knete und anderen Materialien gestalten sollten“, erzählt Anna Raab. Während sie ein Haus, Schlüssel und Babys baute, war sie überrascht von dem Ergebnis ihres Mannes: „Er hat zuerst Figuren geknetet. Ich hatte mich gefragt, was er denn da macht. Irgendwann merkte ich, dass er unser erstes Treffen in der Pädagogischen Hochschule in Freiburg nachbaute.“ Das hatte sie überrascht.
Kopf- gegen Gefühlsmensch
Genau so wie der Spruch, der ihr Mann sich aus einer Reihe von Sprüchen zum Thema Ehe aussucht. „Er hat ein Zitat ausgewählt, das die Themen Sturm und Liebe beinhaltete“, erzählt Anna Raab. Darüber hätten beide wahrscheinlich nicht im Alltag geredet. Als sie das aber während des Kurses gemacht haben, stellten sie Unterschiede fest. Während es für Anna schwer sei, mit einem Partner das ganze Leben zusammen zu sein und man daran immer arbeiten müsse, sei es für Erik leicht und fast selbstverständlich. „Ich glaube, dass irgendwann mal eine größere Krise auf uns zukommt. Erik macht sich eher weniger Gedanken darüber. Er sagt, dass man sich einfach lieben müsse, dann würde das schon gehen“, sagt die 30-Jährige. Ihr Mann ergänzt: „Sie ist ein Kopf- ich eher ein Gefühlsmensch. Das hat der Kurs bestätigt.“
Anna und Erik Raab sind froh, den Ehevorbereitungskurs bei der katholischen Kirche gemacht zu haben. Mitgenommen haben sie beispielsweise elf Regeln, die sie während des Tages aufgestellt haben. „So etwas hätten wir niemals gemacht. Jetzt hängen die Sätze in unserem Schlafzimmer und erinnern uns von Zeit zu Zeit daran, wie wir weiter an der Beziehung arbeiten können“, sagt Anna Raab.
„Ich hatte vor dem Kurs nicht gedacht, dass wir so tiefgründig über unsere Beziehung sprechen“, sagt Erik Raab. Auch alle andere Paar seien sehr offen gewesen.
Dass die Ehevorbereitung der katholischen Kirche noch mindestens ein Jahr später Thema ist, dafür sorgt ein ganz besonderes Schriftstück. „Wir sollten uns gegenseitig einen Brief schreiben und darin dem anderen mitteilen, wie man sich das Leben in zwei Jahren vorstellt“, sagt Anna Raab und ergänzt, dass sie schon ganz gespannt darauf ist, was ihr Mann geschrieben hat. Er weiß dagegen gar nicht mehr so genau, was er verfasst hat.
Homosexuelle Paare
Den Ehevorbereitungskurs würden die Raabs wieder machen. Und sie würden sich auch wünschen, dass homosexuelle Paare an den Kursen teilnehmen und letztlich kirchlich heiraten dürften. „Ich glaube nicht, dass jemand wie Jesus einem homosexuellen Menschen die kirchliche Heirat verweigern würde“, sagt Anna Raab.
Neben dem Tag, der Paare auf die Ehe vorbeiten soll, bietet die Kirche auch Kurse für bereits Verheiratete an. „Wir können und durchaus vorstellen, die Hilfe der Kirche etwa in Krisenzeiten anzunehmen“, sagt Anna Raab. Bis dahin arbeiten beide zusammen am gemeinsamen Leben.
„Ein Mädchen“
Gemeinsame Wünsche, die beide vor der Ehe formuliert hatten, haben sie sich schon erfüllt beziehungsweise werden sie sich erfüllen. „Wir haben in der Zwischenzeit ein Haus gebaut. Und ich bin schwanger“, verrät Anna Raab. „Es wird ein Mädchen“, ergänzen beide zusammen.