Zwischen acht und zehn Paare sitzen jedes Jahr im kleinen Saal des Villinger Münsterzentrums zusammen. Angeordnet sind die Teilnehmer im Stuhlkreis. Sie alle verbindet der Plan, bald heiraten zu wollen – und sich vorher den Rat der katholischen Kirche einzuholen. Am 25. April hätte ein solcher Vorbereitungskurs stattfinden sollen. Wegen Corona wurde er abgesagt.
„Früher mussten Paare, die katholisch heiraten wollten, vor der Hochzeit solche Kurse machen. Heutzutage ist das natürlich nicht mehr verpflichtend“, sagt Dorothea Hofmann. Sie ist Referentin beim katholischen Dekanat Schwarzwald-Baar und leitet Ehevorbereitungskurse seit dem Ende der 80-er Jahre. Die Inhalte, die vermittelt werden sollen, kommen von der Kirche. Hofmann und alle anderen, die die Kurse leiten,
Eintägiger Kurs
Im eintägigen Kurs gehe es um zwei große Themenbereiche, sagt Hofmann: „Wir sprechen über die Beziehung der Paare und über das heilige Sakrament der Ehe.“ Der Kurs dauert von 10 bis 17 Uhr.
Er beginnt mit einer Auswahl von Sprüchen zur Ehe, die jeder Partner auswählt und vorliest. „Mein Schwiegervater hat immer gesagt: Heiraten und Schlittenfahren müssen schnell gehen“, sagt Hofmann und lacht. Die Spruchauswahl dient zu Beginn dazu, den Gesprächsfaden aufzunehmen.
Anschließend müssen die Paare ihren bisherigen gemeinsamen Lebensweg mit bestimmten Materialien auf einem Tisch auflegen – ohne miteinander zu sprechen. Das diene dazu, Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauszuarbeiten. Impulsfragen im Anschluss sollen aufzeigen, wo es Schwierigkeiten auf diesem Weg gab, wo Positives geschah und welche Menschen für das Paar auf dem gemeinsamen Weg wichtig waren.
„Am Schluss dieser Einheit vervollständigt jeder Partner dann den Satz ‚Unsere Ehe gelingt, wenn...‘ und schreibt ihn auf einem Kärtchen auf „, sagt Hofmann, „das Thema Gott kommt in der Regel auf diesen Karten nicht vor. Da komme ich ins Spiel.“
Denn: Paare, die katholisch heiraten, müssen sich auch dazu bekennen, eine Familie gründen zu wollen, insofern das medizinisch möglich ist. Die Grundsätze der Kirche sind laut Hofmann: „Ich heirate nur dich und keinen anderen. Das soll die Einzigartigkeit der Liebe ausdrücken. Ich heirate und habe dabei den Willen zum Kind. Das ist das Bekenntnis zur Familie und das Versprechen, die Kinder im Geiste Christi und der Kirche zu erziehen.“ Im vergangenen Jahr sei es so gewesen, dass Paare in ihren Feedback-Bögen angegeben hatten, dass sie gerne mehr über Gott gesprochen hätten.
Die Familienplanung sei aber auch der einzige Aspekt, bei dem das Thema Sex gestreift werde. „Wenn sich das Gespräch in diese Richtung entwickelt, werde ich das nicht bremsen. Grundsätzlich finde ich aber, dass es auch nicht mehr braucht“, sagt die Dekanatsreferentin. Die Meinung der katholischen Kirche beim Thema Sex sei ohnehin klar.
Paare, die offen sagen, sie wollten keine Kinder, habe Hofmann noch nie erlebt. Wenn das aber vorkommen sollte, wäre die Ehe aus katholischer Sicht ungültig.
„Stinksauer“
Die allermeisten Paare gehen laut Hofmann gemeinsam aus dem Kurs – und heiraten: „Es ist aber auch schon passiert, dass ein Paar während der Sitzung in Streit geraten war. Ob die zusammengeblieben sind, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass die Frau damals stinksauer auf ihren Verlobten war.“
Der eintägige Ehevorbereitungskurs ist nur eine Möglichkeit für Paare, sich mit der katholischen Kirche auf die Ehe vorzubereiten. Daneben gibt es auch dreitägige Kurse, in denen Paare etwa ihre eigenen Ringe selbst schmieden können, gemeinsam Bier brauen lernen oder auf dem „Boat2love“ eine Kanu-Tour machen.