Pilze, Pilze, überall Pilze: Wälder, Wiesen und Gärten im Schwarzwald-Baar-Kreis sind in diesem Herbst voll von den kleinen Hutträgern in allen Formen und Farben. Die Region erlebt derzeit ein Super-Super-Pilzjahr.

Das steckt hinter den Pilz-Massen

Edgar Riehle ist ausgewiesener Pilz-Experte – und bestätigt eine wirklich außergewöhnliche Saison. „Das sind echt Massen im Moment“, sagt der Villinger. Der Grund dafür? Ganz klar die Witterung, erklärt der Fachmann. „Wir haben viel Feuchtigkeit, dazu keinen Frost, das begünstigt das Wachstum natürlich sehr“, sagt er.

Edgar Riehle, hier auf einem Archivbild vom Herbst 2022, ist ausgewiesener Pilz-Experte.
Edgar Riehle, hier auf einem Archivbild vom Herbst 2022, ist ausgewiesener Pilz-Experte. | Bild: Hanna Mayer

Gelb, braun, weiß, orange oder rot. Groß und rund, winzig klein, mit hohem Hütchen oder auch flache, breite Exemplare. Einzelgänger und ganze Großfamilien mit hunderten Mitgliedern – auch die Vielfalt der Schwammerl, die beispielsweise Waldspaziergängern derzeit begegnen, ist aktuell riesig. Teils wachsen sie gar bis in die Wege hinein.

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„Wir haben hier sehr viele Pilzarten“, bestätigt Edgar Riehle. Dass diese sich so offensiv präsentieren, sei jedoch schon etwas Besonderes. „Sonst bekommt man in Sachen Artenvielfalt vielleicht die Hälfte zu sehen“, so der Experte.

Welcher Pilz gerade die Oberhand hat? Ende September beispielsweise habe es sehr gute Steinpilzvorkommen gegeben. Aktuell ist unter anderem der Reizker dran, dessen Hut einen Durchmesser von bis zu 20 Zentimetern erreichen kann. „Das sind momentan unglaublich viele“, so Edgar Riehle.

Hallo Fliegenpilz! Auch Schülerin Sophia freut sich über den bunten Fund im Wald.
Hallo Fliegenpilz! Auch Schülerin Sophia freut sich über den bunten Fund im Wald. | Bild: Burger, Tatjana

Auch in den Gärten machen sich die Hutträger derzeit in großen Mengen breit. So mancher Hobbygärtner blickt derzeit morgens mit leichter Verzweiflung aufs gepflegte Grün, wo sich manchmal quasi über Nacht eine ganze Pilz-Kolonie breitgemacht hat. Den einen oder anderen packt bei dem Anblick gar das leichte Gruseln. Doch für die besorgten Gartenfreunde gibt es Entwarnung.

Keine Gefahr für den schönen Rasen

„Ruhe bewahren“, sagt Elke Pfau, ihres Zeichens Pilzcoach beim Obst- und Gartenbauverein Mönchweiler. Denn: „Pilze zerstören keine Rasen“, stellt sie klar. Im Gegenteil sogar – wer die Gewächse stehen lässt, könne sich im kommenden Jahr über umso prachtvolleres Grün freuen. Und wenn die Witterung dann trockener sei, bleibe ein Großteil der Pilze im nächsten Herbst ohnehin weg.

Fast in Reih und Glied wachsen diese Hutträger im Villinger Germanswald.
Fast in Reih und Glied wachsen diese Hutträger im Villinger Germanswald. | Bild: Burger, Tatjana

„Pilze sind echte Gartenhelfer und ganz wichtig für den Kulturkreislauf“, erklärt Elke Pfau. Als Beispiel nennt sie den aufgeregten Anruf eines Gartenfreundes vor einigen Tagen: Der hatte Sorge, weil sich auf einem abgesägten Baumstumpf plötzlich eine Menge Pilze angesiedelt hatte. Elke Pfau konnte gleich Entwarnung geben: „Der Pilz zersetzt jetzt in ein paar Jahren den Baumstumpf, den sonst ein Gartenbauer für viel Geld hätte entfernen müssen.“

Wichtig sei einfach, nicht jedes Exemplar gleich in den Mund zu stecken. Anfassen sei aber immer gefahrlos möglich, Kontaktgifte haben die Hutträger keine. „Die Leute haben oft viel zu viel Angst vor Pilzen, sie sollten lieber ihre Pracht und Vielfalt genießen“, sagt die Expertin.