Das Areal der ehemaligen Tonhalle in VS-Villingen ist ein Ort der geplatzten Träume. Seit dem Abriss 1998 ist die Fläche zwischen Kaiserring, Postgasse, Bertholdstraße und Brigachstraße verwaist.
Verschiedene Unternehmen und Projektentwickler versuchten sich daran, die 8200 Quadratmeter mit neuem Leben zu füllen. Zuletzt scheiterte die S&P Commercial Development GmbH mit einer Planung, die Einzelhandel, Hotel und Wohnungen vorsah.
Was bleibt, ist ein Neubau für das Amtsgericht, der etwa 3200 Quadratmeter belegen wird. Aber was wird aus den noch freien 5000 Quadratmetern? Wir hatten in der Redaktion einen Strauß sinnvoller bis kurioser Vorschläge zusammengebunden. Unsere Leser ließen sich davon zu eigenen Ideen inspirieren.
Naheliegend und voll im Trend
Klarer Favorit ist ein Wohnmobilstellplatz. Hans Stefan aus Villingen weist darauf hin, dass der Wohnmobiltourismus seit der Corona-Pandemie massiv zugenommen hat. Er findet: „Der geplante Platz auf der Brigachinsel ist klein, nicht so stadtnah, und nicht erweiterbar.“
Statt dieser Insellösung könnten auf der Tonhallen-Brache mit relativ wenig Aufwand schnell Einnahmen realisiert werden Und: „Der Tourismus für die Innenstadt wird gefördert“, begründet Stefan seinen Vorschlag.
Spielen die Innenstadtbewohner mit?
Den gleichen Einfall hat auch Heinrich Rott. „Das wäre der ideale Wohnmobilstellplatz“, ist er sich sicher. „Nur sollte er entsprechend ausgerüstet sein, damit er Bad Dürrheim das Wasser reichen könnte.“
Ob das in Villingen möglich sein könnte, bezweifelt Rott allerdings. „Denn die Leute sollen das Geld mit den Bankgebühren überweisen, keinen Müll produzieren und das Städtli nicht mit ihrer Anwesenheit stören.“

Als Haupthindernis für eine Lösung auf dem Tonhallenareal identifiziert er Villinger „Dünkel“. Aus diesem Grund laufe eine Investition auf dem Filet-Stück auch ins Leere. „Z‘Villinge i de Narrestadt“, schreibt Rott, dem sei nichts hinzuzufügen.
Bleibt immer noch der Notnagel
„Ich glaube nicht, dass ich es erleben werde, dass aus dieser Wiese was wird“, lautet jedenfalls das Fazit des 77-Jährigen. „Vielleicht wird es ein Rummelplatz für ein Frühlings- und Herbstfest.“
Der gebürtige Oberpfälzer lebt seit 50 Jahren in Villingen und glaubt allerdings selbst nicht daran: „Würde man auf die Villinger Stadtmauer eine Käseglocke setzen, würden sich die Alt-Villinger sicher darunter wohl fühlen.“

Ein Hauch von Frankreich am Brigachufer
Aber es gibt auch Nutzungs-Ideen, die ein echte Bebauung der Fläche vorsehen. Auf Mehrwert für die Einwohner hofft beispielsweise Michael Tonn aus Villingen.
Er fände eine schöne Markthalle an dieser Stelle schön. „So wie man sie aus vielen französischen Städten kennt“, schreibt er in seiner E-Mail an die Redaktion. Vielleicht mit viel Glas.

Und mit einem Marktcafé mit einem Balkon, der über die Brigach ragt, beschreibt Tonn seinen Vorschlag. „Dann wäre Villingen nicht mehr die einzige mir bekannte Stadt, die nix aus ihrer Lage am Fluss macht“, kritisiert er den Staus quo. Nur, um dann noch nachzulegen: „Und dann könnte man auch noch die erste zivilisierte öffentliche Toilette Villingens dort integrieren.“
Muss es immer Kommerz sein?
Ebenfalls an die Einheimischen denkt Gottfried Schmidt. Der Kreisvorsitzende der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), einer Vereinigung innerhalb der CDU, wünscht sich einen Mehrgenerationenpark mit einem Mehrgenerationenhaus.

Eine solche Begegnungsstätte für einsame Menschen jedes Alters zu etablieren, sei an seinem Wohnort Schwenningen nicht gelungen.
Jetzt sieht er das seit Jahrzehnten leerstehende Tonhallenareal als Chance. „Es ist sicherlich keine gewinnbringende Idee von mir – aber es wäre ein Zeichen der Solidarität gegenüber einsamen Menschen“, schreibt Schmidt.

Und er sieht es so: „Die lange Zeit der Brachliegung zeigt, dass es offensichtlich wenig Bedarf an zusätzlichen Verkaufsflächen in unserer Stadt gibt.“ Er sei sich aber sicher, dass es einen großen Bedarf an Mitmenschlichkeit und gegenseitigem Austausch gebe. „Das wäre ein echtes Leuchtturm-Projekt“, findet der CDA-Vorsitzende.
Treffpunkt für eine ganz andere Klientel
Einen einfach und schnell umsetzbaren Vorschlag hat Sarah Nows. „Ein eingezäunter Hundespielplatz“, schwebt ihr vor. Die Innenstadt-Hundebesitzer ziehen ihrer Meinung nach nämlich den kürzeren, wenn sie schnell mal mit dem Hund rausmüssen.
„Es herrscht natürlich überall Leinenpflicht und wenn man die kleinen Energiebündel mal austoben lassen möchte, muss man sich eigentlich immer ins Auto setzen und irgendwo in den Wald fahren“, sagt sie. Es gebe in Villingen einige Hunde, die sich freuen würden, wenn sie sich direkt vor der Haustüre mit ihren Hunde-Freunden treffen könnten.

„Die Hunde-Geschäft-Mach-Situation wäre einfacher und man hätte eine zentrale Anlaufstelle“, sagt Nows. Ohne dass die Hunde Gefahr liefen, mit Glasscherben, Müll und halb vergammelten Essen gesundheitsgefährdenden Situationen ausgesetzt zu sein.
Eine Sportstätte für Zweibeiner
Statt einem Sportplatz für Tiere schwebt Mark Schultz einer für Herrchen oder Frauchen vor. „Prädestiniert wäre hier doch die Nutzung mit diversen sportlichen Spielfeldern wie Basketball, Streetsoccer, Beachvolleyball sowie eine Freestyle-Bahn für Roller/MTB“, schreibt er in seiner E-Mail.

Das wäre eine Variante bei der Socialising – also alles von Geselligkeit bis Kennenlernen – verbunden werde mit dem Thema Bewegung für Jung und Alt. „Müsste natürlich eingezäunt und eine tägliche Nutzungsdauer definiert sein“, findet Schultz, der sich außerdem eine kleine Bar oder ein Cafe als Treffpunkt vorstellen könnte.
Blödeln bringt Villingen nicht weiter
Eine Lösung für Menschen einer ganz bestimmten Altersgruppe, die ebenfalls gerne mit ihren Freunden spielen, hat hingegen Stephan Marintschak im Auge, der seit 20 Jahren in Villingen lebt.
„Die Vorschläge haben sich sehr lustig gelesen, bringen Villingen nur nicht weiter“, attestiert er den redaktionellen Ideen in unserem ursprünglichen Artikel. Lob und Kritik liegen da schmerzhaft eng beieinander.
Was der Stadt eindeutig fehlt
„Wie wäre es mit etwas ganz Einfachem?“, leitet er ein und holt zum Paukenschlag aus: „Kindergarten.“ Es gebe eine gute Verkehrsanbindung und genügend Platz, es sei somit alles vorhanden für einen Kindergarten auf diesem Gelände, begründet er seinen Vorschlag.

Dass dafür großer Bedarf herrscht, wissen Marintschak und seine Frau aus eigener leidvoller Erfahrung. „Wir warten auch auf einen Platz für unser zweites Kind“, schreibt der Vater. Und mit ihnen fast 500 weitere Eltern. Aber wer weiß: Vielleicht lässt sich mit so einer Idee ja der Fluch der geplatzten Träume durchbrechen. Für die Zukunft der Stadt und der Kinder.
Welche Vorschläge haben die Leser?
Welche Ideen haben Sie für das Gelände der ehemaligen Tonhalle? Was halten Sie von den Vorschlägen der anderen Leser für die Villinger Brachfläche? Wir veröffentlichen die besten Einfälle zum Thema. Schreiben Sie uns, bitte mit vollständigem Namen, an: villingen.redaktion@suedkurier.de
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