Ob Forstarbeiterin ein passender Beruf für sie sein könnte? Eivilya Erol aus VS-Schwenningen packt einfach mal zu und fällt mit einer Kettensäge einen Baum – allerdings nur virtuell, versteht sich.

Die kleine Simulation beim Rundgang über die Messe Jobs for Future auf dem Schwenninger Messegelände ist natürlich nicht maßgeblich für eine Berufsentscheidung. Aber immerhin: „Es ist toll, dass man hier verschiedene Dinge erklärt bekommt und ausprobieren kann“, sagt sie.

Ob sie später wirklich einen handwerklichen Beruf etwa im Forst ergreifen will, weiß Eivilya Erol noch nicht. „Vielleicht mache ich eher etwas im Bereich Berufskolleg.“

Eivilya Erol fällt zumindest virtuell einen Baum mit einer Kettensäge. Ob sie später mal was Handwerkliches machen will, weiß sie noch ...
Eivilya Erol fällt zumindest virtuell einen Baum mit einer Kettensäge. Ob sie später mal was Handwerkliches machen will, weiß sie noch nicht. „Aber eine gute Erfahrung, so etwas mal ausprobiert zu haben.“ | Bild: Sprich, Roland

Interesse wecken, in Kontakt kommen, Infos über Berufschancen und Karrierewege an Schüler und baldige Schulabgänger weitergeben oder neue Fachkräfte werben: Darum dreht sich derzeit viel auf der Jobs for Future, der großen Regionalmesse für Aus- und Weiterbildung.

Zur Eröffnung der Messe gab es von den Vertretern von Unternehmen und Verbände deutliche und mahnende Worte an die Politik, damit Deutschland als starker Wirtschaftsstandort gegenüber anderen Ländern nicht den Anschluss verliert.

„Wir stehen vor einer Zeitenwende, was die Entscheidung für die jungen Menschen bei der Berufswahl nicht einfacher macht.“
Werner Rottler, Präsident Handwerkskammer Konstanz

Dass es aus Unternehmenssicht um den Arbeitsmarkt schlecht bestellt ist und Fachkräfte quer durch so ziemlich alle Branchen fehlen, verdeutlichten Handwerkskammerpräsident Werner Rottler und die Präsidentin der Industrie- und Handelskammer (IHK), Birgit Hakenjos.

„Wir stehen vor einer Zeitenwende, was die Entscheidung für die jungen Menschen bei der Berufswahl nicht einfacher macht“, so Rottler. Laut einer Umfrage seien mehr als die Hälfte der jungen Menschen bei der Berufswahl aktuell überfordert.

Der oberste Handwerker der Regionappellierte an die Eltern, ihre Kinder auch bei der Suche nach einem Handwerksberuf bestmöglich zu unterstützen. „Nicht jeder ist für ein Studium geeignet.“

Umdenken bei Abiturienten?

IHK-Präsidentin Birgit Hakenjos brach eine Lanze für den ausbildenden Mittelstand in der Region. Es sei erfreulich, dass inzwischen die Hälfte eines Abiturjahrgangs eine berufliche Ausbildung anstrebe. „Hier findet offensichtlich mittlerweile ein Umdenken statt.“

Ein Defizit gebe es bei jungen Leuten mit Hauptschulabschluss. Hier müsse man ein besonderes Augenmerk haben. „Niemand darf verloren gehen.“

Auf der Jobs for Future stellen sich Unternehmen und Hochschulen mit Aktionen zum Anfassen vor. Hier erläutert Anja Bieber von der HFU ...
Auf der Jobs for Future stellen sich Unternehmen und Hochschulen mit Aktionen zum Anfassen vor. Hier erläutert Anja Bieber von der HFU Furtwangen einen Roboter. Die Gäste Niko Reith (von links), OB Jürgen Roth, Werner Rottler und Birgit Hakenjos sind fasziniert. | Bild: Sprich, Roland

Villingen-Schwenningens Oberbürgermeister Jürgen Roth bezeichnete die Jobs for Future als „absolut notwendigen Chancenpool“ für die Unternehmen in der Region.

Buhlen um Aufmerksamkeit

Beim Rundgang wurde deutlich, wie die Unternehmen um die Gunst und Aufmerksamkeit der überwiegend jugendlichen Besucher buhlen. Sie locken mit Aktionen an ihre Stände, um mit den jungen Menschen ins Gespräch zu kommen – so wie Eivilya Erol mit der virtuellen Baumsäge-Aktion.

Eine ruhige Hand und ein präzises Auge braucht man, wenn man wie Justin Steinbach Uhrmacher werden will. Die Berufschancen sind ...
Eine ruhige Hand und ein präzises Auge braucht man, wenn man wie Justin Steinbach Uhrmacher werden will. Die Berufschancen sind glänzend. Viele angehende Uhrmacher bekommen bereits während der Ausbildung attraktive Jobangebote. | Bild: Sprich, Roland

Und wie finden die Besucher das? „Ich finde diese Messe sehr gut, man kann direkt vor Ort mehrere Firmen vergleichen und hat sofort einen persönlichen Ansprechpartner“, sagt Luis Brochowski aus Rottweil.

Konkret auf der Suche nach einem Unternehmen, bei dem er die Ausbildung zum Techniker vollenden kann, war Samir Sayed aus VS-Schwenningen. „Ich komme mit meinen Kollegen von der Feintechnikschule und wir suchen gezielt Unternehmen, bei denen wir unsere Technikerarbeit fertig machen können.“ Die Jobs for Future sei hierbei eine optimale Gelegenheit.