603 Menschen haben sich am Samstag, 9. November, in der Glühwürmchen-Kita in Schwenningen als mögliche Stammzellenspender für Nina Brugger typisieren lassen. Zusätzlich wurden an diesem Tag vor Ort auch noch 3700 Euro für die Aktion gespendet.

„Ich bin echt überwältigt, wie viele Menschen heute hergekommen sind“, sagt Marc Mehne. Seine ältere Schwester Nina Brugger ist im Alter von 36 Jahren vor wenigen Wochen schwer an einer Akuten Myeloischen Leukämie (AML) erkrankt und wird in der Freiburger Uniklinik behandelt. Eine erste Chemotherapie hat leider nicht geholfen und ihre Krankheit ist inzwischen weit fortgeschritten. Ihre letzte Hoffnung ruht jetzt auf einer Stammzellentransplantation.

Marc Mehne (33), der Bruder von Nina Brugger, freut sich riesig über den Zuspruch der Aktion.
Marc Mehne (33), der Bruder von Nina Brugger, freut sich riesig über den Zuspruch der Aktion. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Um einen genetischen Zwilling dafür zu finden, nimmt das Freiburger Klinikpersonal von den Spendern Genproben, um diese in einer weltweit verfügbaren Datenbank zu katalogisieren. Diesen Vorgang nennt man Typisierung. Dabei ist dieser erste Schritt noch der einfachste: Spendenwillige geben ganz unkompliziert eine kleine Speichelprobe ab. Das dauert keine drei Minuten.

Gemeinsam mit Ehemann Marc und vielen Freunden hatte die Familie den Werks-Kindergarten der Firma Waldmann, wo Nina Brugger auch arbeitet, dafür gewinnen können, ihre Räume am Samstag für die Typisierung zur Verfügung zu stellen.

Zahlreiche Menschen lassen sich am Samstag für die Typisierungs-Aktion regisrieren. Sie alle wollen Nina Brugger helfen.
Zahlreiche Menschen lassen sich am Samstag für die Typisierungs-Aktion regisrieren. Sie alle wollen Nina Brugger helfen. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Womit keiner gerechnet hatte, war, dass so viele Menschen kommen würden. Die Schlange vor der Kita war zum Teil über 50 Meter lang und die meisten mussten über eine Stunde geduldig anstehen, bevor sie das kleine Wattestäbchen im Mundraum für eine Minute herumrühren und zusammen mit ihren persönlichen Daten abgeben konnten.

Teilnahme an einer Typisierung

Die administrative Leiterin der Freiburger Stammzellendatei erklärt den Vorgang so: „Wir suchen in vielen Tausend Genen nach zehn ganz spezifischen, sogenannten HLA-Merkmalen.“ Diese lassen sich von einem Fachlabor dann innerhalb von vier Wochen bestimmen und in der Datenbank speichern. Dieser Datenpool steht dann weltweit zur Verfügung.

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Das heißt: Auch wenn in Schwenningen kein Spender für Nina Brugger gefunden wird, so kann doch ein potenzieller Spender für jemand ganz anderen irgendwo auf der Welt identifiziert werden. Und genau so hofft natürlich Nina Brugger, eventuell einen Spender in der Datenbank zu finden.

Julia Braun ist die administrative Leiterin der Stammzellendatei in Freiburg.
Julia Braun ist die administrative Leiterin der Stammzellendatei in Freiburg. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Wird ein Treffer gefunden, muss in einem zweiten Schritt das Blut des Spenders und vieles mehr untersucht werden. Wenn dann immer noch alles passt, werden dem Spender in einer aufwändigen Prozedur die begehrten Stammzellen entnommen.

Blutwäsche ist kein Risiko für den Spender

Das geschieht bei einer Art Blutwäsche, die rund fünf Stunden dauert, für den Spender ansonsten kein Risiko oder gar körperliche Eingriffe bedeutet. Ganz anders beim Empfänger: Die Patienten müssen sich einer langen und risikobehafteten Vorbereitung unterziehen, die vergleichbar ist mit einer Chemotherapie. Und am Ende ist auch der Erfolg längst nicht garantiert. Dennoch ist es für viele Patienten wie Nina Brugger die letzte Möglichkeit.

Ein Zeichen der Hoffnung aus VS

Auch Ehemann Michael Brugger war von der Resonanz der Spendenwilligen total überrascht: „Das ist der Hammer, wie viele Menschen unserem Aufruf gefolgt sind und sogar die lange Wartezeit vor der Kita für Nina in Kauf nehmen.“ Den ganzen Tag über macht er Fotos von der Aktion und schickt sie zu seiner Ehefrau in die Freiburger Klinik. „Das baut sie wenigstens etwas auf. Sie kann es fast nicht glauben, auf den Fotos so viele Freunde wiederzuerkennen“, berichtet er.

Lebensretter werden, das ist das Anstehen wert

Auch Nina Kohler ist mir ihrer Tochter gekommen und lange angestanden: „Ich kenne Nina von früher her und wollte einfach helfen. Selbst wenn meine Gene vielleicht nicht für Nina passen, so können meine Stammzellen irgendwann einmal jemand anderen auf der Welt retten, das allein schon ist es wert“, sagt sie.

Auch die Erzieherinnen der Kita waren im Dauereinsatz. Sie betreuen zwei von Nina Bruggers drei Kindern und haben am Samstag eine große Kuchen- und Kaffeetheke für die Wartenden aufgebaut.