Baarfood, dieses Kunstwort steht für „Essen aus der Baar“. Unter diesem Namen betreibt der gleichnamige Verein in Überauchen auf einer Fläche von 1,6 Hektar Gemüseanbau. Das Besondere daran: Der Verein mit seinen 300 Mitgliedern betreibt dort eine sogenannte solidarische Landwirtschaft. Das geht so: Die Mitglieder bezahlen einen fest vereinbarten Jahresbetrag und erhalten dann das Jahr über regelmäßig anteilig frisches Gemüse aus der Ernteertrag.

Was und wie viel jede Woche geerntet und verteilt werden kann, hängt dabei von der Jahreszeit und dem Wettergeschehen ab. Dieses Jahr stöhnte die Landwirtschaft lange Zeit unter dem vielen Regen. Und das trifft natürlich auch auf den Baarfood-Verein zu. Das bestätigt auch Lisa Hahn, eine von drei gleichberechtigten Vorständen des Vereins, im Gespräch mit dem SÜDKURIER.

Viel Unkraut und Schnecken

„Der viele Regen hat uns dieses Jahr mehr Unkraut und noch viel mehr Schnecken beschert“, schildert Lisa Hahn, die selbst auf dem Gemüsefeld aktiv mitarbeitet. Und da der Verein ökologisch arbeiten will, verzichtet er auf den Einsatz von Chemie, um den Schnecken entgegenzuwirken.

Das feuchte Frühjahr und der Frühsommer haben der Gemüseernte ziemlich zugesetzt. Inzwischen sieht es besser aus.
Das feuchte Frühjahr und der Frühsommer haben der Gemüseernte ziemlich zugesetzt. Inzwischen sieht es besser aus. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Auch die Bodenbearbeitung war durch die nasse Erde erschwert und erst spät möglich. Diese Konstellation hatte Folgen: „So haben wir dieses Jahr leider viel weniger Zucchini ernten können als erwartet“, berichtet Lisa Hahn. Außerdem war es im Frühjahr einfach noch zu lange kälter als erwartet. Die fehlende Sonne hat dem Gemüseanbau ebenfalls sehr zugesetzt.

Blick in eines der Gewächshäuser des Baarfood-Vereins.
Blick in eines der Gewächshäuser des Baarfood-Vereins. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Jedes Jahr im November müssen sich die Mitglieder des Vereins entscheiden, ob sie sich für das folgende Jahr an den Produktionskosten beteiligen wollen und dafür regelmäßig einen Ernteanteil erhalten und abnehmen. Dieses Jahr machen 85 Mitglieder aktiv mit.

Es wird verteilt, was da ist

Da niemand den genauen Ernteverlauf des kommenden Jahres vorhersagen kann, gibt es weder einen Anspruch auf bestimmte Gemüsesorten noch auf die Mengen. Es wird geerntet, was reif ist und zu gleichen Teilen verteilt. „Das wissen und verstehen alle Mitglieder und somit gibt es auch keine Missverständnisse, wenn der aktuelle Ernteverlauf anders verläuft, als vielleicht erwartet oder erhofft“, erklärt Hahn das Prozedere.

Auf diesen Feldern bei Brigachtal-Überauchen produziert der Verein „Baarfood“ sein Gemüse. In diesem Jahr war die Ernte anfangs ziemlich ...
Auf diesen Feldern bei Brigachtal-Überauchen produziert der Verein „Baarfood“ sein Gemüse. In diesem Jahr war die Ernte anfangs ziemlich mäßig. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Generell gibt es aber auch dieses Jahr genug frisches Gemüse für alle. Und wenn es manchmal gar zu viel von einer Sorte ist, helfen sich manche Mitglieder untereinander bei der Abnahme aus.

Derzeit reifen tolle Tomaten

Derzeit wachsen im Gewächshaus die Tomaten und lassen auf eine vielversprechende Ernte hoffen. In diesem Fall ist die Hochebene der Baar gegenüber Regionen wie dem Bodensee sogar im Vorteil, berichtet Lisa Hahn. Traditionell sei es auf der Baar etwas kälter und die Natur erblüht im Jahresverlauf immer etwas später. Und genau das, so erklärt sie, passt jetzt für die Tomaten. Denn gerade, weil sie später dran sind, passt jetzt gerade das aktuelle Wetter, um perfekte Tomaten reifen zu lassen.

Hier gedeihen derzeit prächtige Tomaten.
Hier gedeihen derzeit prächtige Tomaten. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Für Lisa Hahn ist aber klar: Der Klimawandel trifft den Baarfood-Verein genau so wie alle anderen. Wo es dieses Jahr bis vor kurzem der viele Regen war, so war es in den Jahren davor die eher zu trockenen und zu heißen Perioden. Im Verein versucht man sich so gut wie möglich den veränderten Klimabedingungen anzupassen.

Am Ende landen Gemüse, Kräuter und Salate in der Kiste. Und diese gehen an die Mitglieder.
Am Ende landen Gemüse, Kräuter und Salate in der Kiste. Und diese gehen an die Mitglieder. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Im Verein wird nichts verschwendet

„Und unser Vorteil ist ja, dass wir ernten und verteilen, was bei uns wächst und nicht bestimmten Marktanforderungen genügen müssen“, erläutert sie. Mit anderen Worten: Wo der normale Landwirt das anpflanzen und verkaufen muss, was der Markt fordert und honoriert, kann Baarfood auch mal kleineres und nicht so perfekt geratenes Gemüse an seine Mitglieder abgeben, ohne finanzielle Verluste zu erleiden. „Eine krumme Karotte schmeckt genauso gut, wie eine gerade und wird nicht weggeworfen. Auch das schätzen unsere Mitglieder“, unterstreicht Hahn.

Das Konzept scheint zu funktionieren. Der Verein steht stabil da und seine Mitglieder halten ihm die Treue. Für sie ist es vor allem auch ein klares Bekenntnis zur solidarischen Landwirtschaft. Vor allem wird hier auch gar nichts verschwendet oder gar weggeworfen. Dennoch ist für Lisa Hahn klar: „Der Klimawandel setzt uns unter Druck, es wird nicht einfacher und wir müssen uns anpassen, so gut es geht“.

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