Vorweg gleich mal die schlechte Nachricht: Wer sich jetzt noch schnell einen Van oder ein Wohnmobil für den Sommerurlaub kaufen oder mieten möchte, der wird keine Chance haben. „Wenn man jetzt ein Wohnmobil mieten möchte, muss man ein Jahr im Voraus buchen“, sagt Thomas Lengsfeld. „Wenn man eins kaufen möchte, wartet man aktuell 13 bis 14 Monate.“ Denn: Camping boomt.

Thomas Lengsfeld ist 51 Jahre alt. Brille, angegrauter Bart, kräftige Statur und ein freundliches Gesicht. Auf den ersten Blick sieht der Blumberger nicht aus wie der typische Influencer auf YouTube oder Instagram. Und doch ist er es.

Als VanFan Acky hat er inzwischen 20.000 Abonnenten auf seinem YouTube-Kanal. Er stellt Wohnmobile vor, testet und nimmt seine Fans mit auf seine Touren durch Schottland, Skandinavien, das Allgäu und den Schwarzwald. Fernsehsender haben ihn schon für Camping-Dokus angefragt. Er hat bisher immer abgelehnt.

Inzwischen hat der Blumberger rund 20.000 Abonnenten auf seinem YouTube-Kanal. In seiner Branche gehört er damit zu den Top fünf bundesweit.
Inzwischen hat der Blumberger rund 20.000 Abonnenten auf seinem YouTube-Kanal. In seiner Branche gehört er damit zu den Top fünf bundesweit. | Bild: Thomas Lengsfeld

Lengsfeld ist ein bodenständiger Typ. Gescheit, humorvoll und eben reiseverrückt. Man versteht, warum die Fans ihn mögen. Inzwischen hat er so einen netten Nebenverdienst zu seinem eigentlichen Job als Einkäufer für eine amerikanische Firma in der Schweiz generiert.

Im Folgenden gibt er Antworten auf sechs Fragen, die man beantworten sollte, bevor man sich als Camping-Neuling für einen Urlaub im Wohnmobil oder Van entscheidet.

1. Selber bauen oder mieten/kaufen?

„Selber bauen rentiert sich nur, wenn man ein leidenschaftlicher Handwerker ist“, sagt Lengsfeld. Mit allen Kosten sei man am Ende auch bei 35.000 Euro. Ab 45.000 Euro bekommt man einen nagelneuen Kastenwagen von der Stange. Die sind perfekt geeignet für Familien mit einem Kind. „Für Familien mit zwei Kindern rate ich immer: Mietet euch einen Alkoven“, sagt Thomas Lengsfeld.

Wer mietet, muss mit Kosten zwischen 80 und 120 Euro pro Tag rechnen. Dabei ist dann das Equipment wie Grill, Campingstühle und Tisch. „Man muss eigentlich nur seine Kleider und Lebensmittel mitnehmen.“

Ein sogenanntes teilintegriertes Wohnmobil kostet neu ab 65.000 Euro. Gebrauchte gibt es kaum. Ist aber auch nicht nötig, findet Lengsfeld. Denn anders als bei einem Neuwagen ist der Wertverlust bei Wohnmobilen marginal.

Lengsfeld und seine Lebensgefährtin stehen nie länger als eine Nacht an einem Ort (hier beispielsweise in Italien). Ein Wohnmobil oder ...
Lengsfeld und seine Lebensgefährtin stehen nie länger als eine Nacht an einem Ort (hier beispielsweise in Italien). Ein Wohnmobil oder ein Kastenwagen sind für so ein Reiseverhalten die beste Wahl. | Bild: Thomas Lengsfeld

Er rät grundsätzlich dazu, wenn man eines kauft, dann neu kaufen. „Der Wiederverkaufswert ist so extrem. Das ist fast schon eine Investition.“

2. Ab wann lohnt sich ein Kauf?

Damit sich der Kauf eines Wohnmobils lohnt, sollte man es 40 bis 45 Tage im Jahr nutzen. Außerdem rentiert es sich nur, „wenn man abenteuerlustig ist und von Ort zu Ort reist“. Wer zwei oder drei Wochen am Strand stehen will, für den ist ein Wohnwagen die bessere Option.

3. Worauf muss man beim Kauf achten?

Drei Grundregeln hat Thomas Lengsfeld hier.

  • Erstens: „Erkundigt euch, was es für Grundrisse gibt.“ Wer eher kräftig gebaut ist, braucht vielleicht ein großes Bad. Wer groß ist, braucht ein langes Bett – also kein Querbett, sondern ein Längsbett.

    Wer viel auf Campingplätzen steht, braucht kein großes Bad, weil er dafür die Duschen auf der Anlage nutzen kann. Dafür braucht er aber eher einen großen Wohnbereich. Wer viel unterwegs ist und autark steht, braucht ein größeres Bad, aber dafür reicht ein kleinerer Wohnbereich.
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  • Zweitens: „Checkt euer Campingverhalten.“ Wer beispielsweise Action mag, viel wandern geht, Städte anschaut – für den rentiert sich eher ein Kastenwagen oder ein Teilintegrierter (also ein Wohnmobil mit separater Fahrerkabine). Damit ist man flexibler und findet auch mal in der Stadt einen Parkplatz. Wer lieber zwei Wochen am Strand verweilt, fährt besser mit einem Wohnwagen.
  • Drittens: „Erstmal mieten.“ Und schauen, ob man mit dem gewählten Grundriss überhaupt zurechtkommt.

4. Welchen Schnickschnack braucht man nicht?

„Viele Verkäufer“, sagt Lengsfeld, „angeln Kunden mit viel Zubehör.“ Navigationssystem zum Beispiel, Solaranlage, Außendusche oder eine Sub-Anlage mit Fernseher.

Seine Meinung: „Zubehör würde ich mal gar keins mitnehmen.“ Das meiste sei unnötig und werde so in den Preis eingerechnet, dass man am Ende gar nicht mehr sehe, was es wirklich kostet.

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Sein Tipp: „Schaut erst einmal, was ihr wirklich braucht. Und kauft es dann nach und nach.“ Wer viel am Strom hängt beispielsweise, braucht keine Solaranlage. Wer viel unterwegs ist, braucht keinen Fernseher.

5. Was ist wirklich wichtig in der Ausstattung?

  • Heizung: Ist sie mit Diesel oder Gas betrieben? „Fahr ich auf Campingplätze – Gasheizung. Fahr ich in die Pampas und stehe viel autark – Dieselheizung.“
  • Pferdestärken: Mindestens 140 PS sollte es schon haben.
  • Technik: Hier sind alle Fahrzeuge heutzutage gut ausgestattet.
  • Klimaanlage: Wer mit Kindern und Tieren reist, für den ist eine Klimaanlage zwingend nötig. Die ist nicht standardmäßig dabei und kostet zwischen 2000 und 3000 Euro.
  • Kühlschrank: Darauf achten, dass ein Kompressor-Kühlschrank (läuft mit Strom und ist viel effizienter und effektiver) verbaut ist und kein Absorber-Kühlschrank (läuft mit Gas).
  • Stauraum: Sich vorher fragen: Wie viel Stauraum brauche ich?

6. Mit welchen Kosten muss ich neben dem Auto rechnen?

  • Das Camping-Equipment: Campingstühle, Grill, Unterlegkeile für die Räder, Kabel, Adapter, Besteck, Gasflaschen (eine kostet etwa 30 Euro). Etwa 1000 Euro, sagt Thomas Lengsfeld, müssen für die Ausstattung gerechnet werden.
  • Versicherungen: Eine Wohnmobilversicherung ist unverzichtbar und kostet etwa 500 Euro im Jahr.
  • Garage für die Zeit, in der das Wohnmobil nicht genutzt wird: mindestens 100 Euro im Monat.

Fortsetzung folgt:

Wie man am besten freie Stellplätze findet – ob in Skandinavien, im Allgäu oder für ein Wochenende auf dem Land. Worauf man bei der Reiseplanung wirklich achten muss. Welche überraschenden Reiseziele in Deutschland sowie weltweit sich wirklich lohnen und welche man getrost links liegen lassen kann: Das erfahren Sie in der kommenden Woche im zweiten Teil.