Die 23 Jahre alte Bingjie Wu stammt aus Shanghai und verbringt insgesamt zwei Jahre in Schwenningen, um International Business Management an der Hochschule Furtwangen University (HFU) zu studieren. Dieser Studiengang wird komplett auf Englisch abgehalten, was für sie einen großen Vorteil darstellt, da ihre Zweitsprache Englisch ist.
Wu ist total begeistert von den Dozenten und dem von ihr gewählten Studiengang. „Die Professoren sind fantastisch und absolut top auf ihrem Gebiet“, schwärmt die Chinesin.
„Was mir nicht gefällt ist, dass die Qualität der Studierenden generell abnimmt, das heißt sie sind nicht so fleißig. Das ist vor allem ein Problem bei Gruppenarbeiten. Meine Kommilitonen kommunizieren nicht untereinander und die Resultate sind schlecht. Es gibt auch gute Studierende, allerdings sind diese sehr selten anzutreffen“, beklagt sich die ambitionierte Studentin.
Aus Shanghai in den Schwarzwald
Was ihr jedoch an den Menschen hier in der Gegend gefällt ist, dass sie alle sehr höflich sind, vor allem gegenüber Fremden. „Sogar im Supermarkt. Die Kassierer grüßen einen, was in China nicht der Fall ist. Dort gibt es keine Kommunikation zwischen Fremden“, sagt Bingjie Wu.
Trotz der großen Unterschiede der beiden Städte hatte die Studentin dennoch keinen Kulturschock: „Ich bin in Shanghai aufgewachsen, einer extrem modernen Stadt. Jeder um mich herum kann fließend Englisch sprechen. Wir essen deutsches Essen, wie Schweinehaxen, und wir haben eine Fülle an italienischen Restaurants. Shanghai ist durch die Kolonialisierung sehr westlich, sogar die Gebäude sehen sehr westlich aus.“
Was ihr an Schwenningen gefällt, ist, dass die Stadt nicht wie die Metropole Shanghai mit Menschen überfüllt ist. Sie genießt die Ruhe. Das ist auch der Grund, warum sie sich entschieden hat, im Schwarzwald zu studieren.
Ursprünglich dachte sie, dass sie einen Studienplatz in Furtwangen bekommen hätte und war etwas enttäuscht, als sie festgestellt hatte, dass sie in Schwenningen studiert. Bingjie Wu hat sich mittlerweile sehr gut eingelebt und hat viele deutsche Freunde gefunden.
Aus Italien nach Schwenningen
Die 21-jährige Anita Mentasti kommt aus dem italienischen Varese und studiert im vierten Semester International Business Management an der HFU am Standort Schwenningen. Sie ist seit Oktober 2021 in Schwenningen und studiert hier noch für eineinhalb Jahre, bis sie ihren Bachelor in der Tasche hat.
Die Studentin wollte in Deutschland studieren, da sie Deutsch-Kurse in Italien belegt hatte und sie hier die Möglichkeit hat ihr Deutsch zu verbessern. Zudem bieten ihrer Meinung nach deutsche Universitäten und Hochschulen mehr als italienische, vor allem durch praktische Anwendungen und das Praxissemester, das sie entweder in Frankfurt oder in Zürich absolvieren möchte.
Im Kurs International Business Consulting hat Anita Mentasti zwei Projekte in Kooperation mit Firmen gemacht, wodurch sie viel dazu lernen konnte. Für Schwenningen hat sie sich entschieden wegen dem Studiengang, da es ihr leichter fällt auf Englisch zu lernen und ihr der Aufbau der Kurse gefällt. Außerdem wollte sie nicht an einer Universität studieren, da ihr Universitäten zu theoretisch aufgebaut sind.
Ein weiterer Pluspunkt ist für die Italienerin, dass sie mit dem Auto nur vier Stunden braucht, um in ihre Heimat zu fahren. Die Corona-Pandemie war während des Bewerbungsprozesses bereits in vollem Gange. Der Anerkennungsprozess sei in Baden-Württemberg auch einfacher für italienische Studierende als im Rest der Bundesländer. Sie ist sehr dankbar für die Möglichkeiten, die ihr hier geboten werden.
Nebenbei arbeitet Anita Mentasti seit vier Monaten in einer Firma, in der sie sich entfalten kann. An Schwenningen gefällt ihr vor allem „das Grün“. Sie sagt: „Ich mache viele Spaziergänge im Schwarzwald und ich mag das Schwenninger Moos. Von dort aus kann man auch überall hinlaufen in die Natur.“
Emotionslose Deutsche
Ein weiterer Vorteil einer kleineren Stadt wie Schwenningen sieht Mentasti darin, dass alles einfacher ist: „Wenn ich einkaufen gehen muss, kann ich laufen. Auch zur Uni laufe ich nur fünf Minuten. Ich finde das bequemer, aber es gibt nicht so viel Leben wie in einer Großstadt“.
Der größte Unterschied zu Italien sei die Kultur: „Ich weiß nicht, ob das nur wegen Corona war, aber ich finde Deutsche sind einfach anders. Sie sind sehr introvertiert und emotionslos im Gegensatz zu Italienern. Wir sprechen mit Händen und Füßen und sind einfach offener.“ Dennoch ist sie froh in Schwenningen zu sein, denn Anita Mentasti hat viele Kontakte zu Deutschen und schätzt die Möglichkeiten, die sich ihr hier bieten.