Die Farbe des Anoraks von Schulkindern gab in den 1960er-Jahren häufig Auskunft darüber, welche Arbeitsstelle die Eltern der Heranwachsenden besuchten. Das war auch in Villingen der Fall. Aber wieso war das so? Und wo? Auskunft darüber hat das Erzählcafé zur Saba-Geschichte im Foyer des Franziskanermuseums gegeben.

Wie ein roter Faden zog sich das besondere Betriebsklima und das soziale Engagement der Inhaberfamilie durch die Erzählungen der Protagonisten auf dem Podium. Bestens moderiert von Friedhelm Schulz wussten Thomas Moser, Herbert Cerny und Wilhelm Grießhaber ihre ganz persönlichen Saba-Geschichten zum Besten zu geben.

Hinzu gesellten sich mit Hans Pfitzer und Dietmar Steinkamp zwei weitere Sabanesen, die kurzweilig und detailreich von ihren Erlebnissen zu berichten wussten. Als besonderer Gast wurde Simon Haas begrüßt.

Abiturarbeit über Saba
Viel zu jung um je bei der Saba gearbeitet zu haben, stellte sich der 19-jährige Abiturient der Waldorfschule Schwenningen in seiner Abiturarbeit der Saba-Geschichte. Mit den Auskünften seines Großvaters und umfangreicher Archivrecherche erstellte der angehende Medienstudent ein Kompendium zur Sozialgeschichte rund um den Elektronikkonzern Saba.

Dieses, auch von ihm beschriebene, besondere Betriebsklima in der Saba führte seinerzeit dazu, dass die Kinder der Betriebsangehörigen anlässlich großartiger Weihnachtsfeiern ihre Geschenke natürlich am nächsten Tag auf der Straße trugen. „Ein derartiges Zusammengehörigkeitsgefühl wie bei der Saba seinerzeit, ist heute unvorstellbar“, sagte Thomas Moser, dessen Vater ebenfalls beim größten Arbeitgeber der Stadt beschäftigt war.
Saba-Fußballmannschaft
Für Herbert Czerny war es wichtig, über die Freizeitaktivitäten der Saba zu berichten. Nicht nur eine berühmt-berüchtigte Fußballmannschaft nannte der Radiohersteller sein eigen. In legendären Spielen gegen hochkarätige Prominentenmannschaften wurden bisweilen 5000 Zuschauer ins Friedensgrund-Stadion gelockt.

54er Weltmeister vor Ort
Mit schwärmerischer Stimme erinnerte sich Czerny an Begegnungen mit den Granden der 1954er-Weltmeistermannschaft anlässlich eines Benefiz-Spiels. Der Saba-Veteran Grießhaber mutmaßte auch, dass das sportliche Engagement von Firmenchef Hermann Brunner-Schwer neben diesem auch der Präsentation des Firmenlogos auf möglichst vielen Trikots galt.
„Das war perfektes Marketing“, so Czerny. Neben dem Fußball sorgte auch die Betriebs-Volleyballmannschaft sowie eine Box-Staffel unter der Saba-Flagge für Furore. Vor gut 350 Zuschauern in der alten Tonhalle trat Horst Rascher gegen einen Boxer aus Basel an. „Es muss nicht unbedingt Sportliches zu sehen sein. Wir wollen Theater sehen“, soll Trainer Werner Jörres dem Saba-Boxer ins Ohr geflüstert haben. Willy Grießhaber erzählte, dass der Freiburger Volleyball-Papst Gerhard Dürrwächter die Saba-Mannschaft 1964 zur südbadischen Meisterschaft geführt hatte.
Nachtschicht rettete viele Leben
Grießhabers erste Erinnerungen an die Saba galten den Kriegsereignissen am 19. April 1945, als eine Fliegerstaffel die Region bombardierte und der Saba-Bau 40 zerstört wurde. Czerny wusste auch, weshalb es bei diesem Tagangriff keine Toten im Bau 40 zu beklagen gab: „Man hatte kurz zuvor auf Nachtschicht umgestellt. Das hat vielen das Leben gerettet.“

Rakete für die Katzenmusik
Da in Villingen die Fasnet einen besonderen Stellenwert genießt, gehörte das Engagement der Inhaberfamilie Brunner-Schwer natürlich auch diesem Kulturgut. „Durch die Saba hat die Katzenmusik viel erreicht“, so Moser mit einem Schmunzeln im Gesicht. Und Czerny ergänzte: „Die Saba hatte einmal für die Katzenmusik eine Rakete gebaut und ich sollte den russischen Kosmonauten Juri Gagarin spielen. Weil ich aber keinen Raumanzug hatte, zog ich kurzer Hand den Mantel vom Knecht Ruprecht aus der Nikolausfeier an.“

Hans Pfitzer erinnerte in seinen Erzählungen auch an das legendäre Saba-Ferienheim in Meersburg und an die auf das Alter der Kinder abgestimmten Weihnachtsgeschenke aus der Hand vielgepriesene Saba-Mutter Gretel Scherb. „Die ausgesprochen wertvollen Spielzeuggeschenke besorgte sie auch schon mal auf der Nürnberger Spielwarenmesse“, so Pfitzer.
Von Hannover nach Villingen
Als gebürtiger Hannoveraner kam Ingmar Steinkamp 1957 nach Villingen, heuerte bei der Saba an und musste feststellen, dass seine Hochsprache ein großes Handicap im Umgang mit seinen Kollegen war. Es galt den Villinger Dialekt zu verstehen, so der 88-jährige. „Eigentlich wollte ich nur ein Jahr in Villingen bleiben. Die familiäre Geschäftsführung bei Saba hatte mir gefallen. Dann gab es ein Problem: Ich lernte meine Frau hier kennen und so blieb ich hier“, erinnert sich Steinkamp unter manchem Lacher der Zuhörer.

Der zur großen Saba-Familie gehörende rasende Betriebsreporter Herbert Schroff fand ebenso bei allen Beteiligten Erwähnung. So berichtete Grießhaber: „Gretel Scherb fragte bei Herbert an: ‚Können Sie Schreibmaschine schreiben?‘ Schroff: ‚Nein!‘ ‚Können Sie Steno?‘ Schroff: ‚Nein!‘ ‚Können sie telefonieren?‘ Schroff: ‚Ja!‘ ‚Können Sie Auto fahren?‘ Schroff: ‚Ja!‘ Scherb: ‚Ab sofort sind Sie Betriebsreporter!‘“
Schroffs legendäre Bildersammlung gehört ebenso zum Geschichtserbe, wie dieser Erzählnachmittag, der per Video festgehalten wurde und dem Stadtarchiv übergeben wird.