Solarkollektoren aufs Dach? Jawohl! Das neue Auto fährt elektrisch? Aber klar. Und beheizt wird jetzt via Wärmepumpe – fast schon logisch. Klimaschutz ist seit ein paar Jahren in und auch in der Region wollen immer mehr Menschen mitmachen. Einer, der mit dem Thema jedoch schon seit Jahrzehnten auf Du und Du steht, ist Klaus Dold. Der Mediziner ist der Klimapionier von VS.

Das laute Brummen macht eine Unterhaltung ein wenig schwierig. An diesem Vormittag ist das Geräusch besonders intensiv, der Grund dafür: das Wetter. In Klaus Dolds Wasserkraftwerk laufen gerade beide Turbinen auf Volldampf, weil die Brigach nach den Regenfällen der vergangenen Tage gut Wasser führt. Ja, es ist ein guter Tag in Sachen umweltfreundliche Stromerzeugung.

Idyllisch gelegen: das Wasserkraftwerk von Klaus Dold.
Idyllisch gelegen: das Wasserkraftwerk von Klaus Dold. | Bild: Burger, Tatjana

Hier, idyllisch an der Feldner Mühle gelegen, hat sich der Villinger Mediziner vor über einem Vierteljahrhundert einen Traum erfüllt. An der Stelle, an der 1927 die alte Getreidemühle abgebrannt war, ließ er 70 Jahre später den kompletten Neubau eines Durchlaufwasserkraftwerks errichten.

Durchlaufkraftwerk bedeutet, dass nur das Wasser verarbeitet wird, das der Fluss führt, aufgestaut wird nicht. Die generalüberholten Maschinen sind hier über 100 Jahre alt. „Ich bin stolz darauf, seit 25 Jahren 60 Haushalte mit Strom versorgen zu können“, sagt Klaus Dold.

Das könnte Sie auch interessieren

Bis es so weit war, musste – wie man so schön sagt – erst einmal viel Wasser die Brigach hinunterfließen. Oder ein treffenderes Bild: musste Klaus Dold eine Menge Steine aus dem Weg räumen. Die Bank wollte das Risiko nicht eingehen, die Fischer waren skeptisch, die Behörden schickten die ersten Antragsunterlagen für eines der ersten regenerativen Energieprojekte in der Region einfach zurück. „Damals hat man noch auf die Atomkraft gesetzt“, erinnert sich Klaus Dold. Zwei Jahre sollte es dauern, bis schließlich die Genehmigung vorlag.

2024 wird ein gutes Stromjahr

Heute produziert das Wasserkraftwerk von Klaus Dold Strom für zig Haushalte pro Jahr. Zum Vergleich: Die Solaranlage, die er vor einigen Jahren auf dem Süddach des Kraftwerkgebäudes installiert hat, versorgt durchschnittlich gerade einmal zwei Haushalte. 2024, das weiß er jetzt schon, wird ein gutes Strom-Jahr für ihn. 2023 dagegen, mit dem sehr trockenen Sommer, war das genaue Gegenteil. Ein Großteil des Stroms, so erklärt es der Fachmann, wird hier an der Feldner Mühle im Frühjahr und Herbst produziert.

Blcik in eine der Turbinen der Feldner Mühle.
Blcik in eine der Turbinen der Feldner Mühle. | Bild: Klaus Dold

Neben der Feldner Mühle gibt es hier heute noch zwei weitere solcher Wasserkraftanlagen in Villingen-Schwenningen, erklärt Oliver Bauer, Pressesprecher der Stadtwerke Villingen-Schwenningen (SVS). Und was bringen sie der Region? „In Summe haben die drei Wasserkraftanlagen vergangenes Jahr 113.193 Kilowattstunden eingespeist“, so Bauer. Im gesamten Schwarzwald-Baar-Kreis sind laut Heike Frank, Sprecherin des Landratsamtes, derzeit 46 Wasserkraftanlagen in Betrieb. Bei 37 von ihnen handle es sich um sehr kleine Anlagen, ein Großteil werde durch Privatleute betrieben.

Ein Goldesel ist es nicht

Gutes Jahr, schlechtes Jahr – ein Goldesel ist ein Kraftwerk wie die Feldner Mühle in keinem der Fälle. „Man muss schon sehr technikbegeistert und fasziniert sein von den Elementen, um ein solches Kraftwerk zu betreiben“, sagt Klaus Dold. Er hat sich alles Wissen einst selbst angelesen. Fast jeden Tag ist er bis heute vor Ort und prüft, ob alles in Ordnung ist.

Immer wieder machen zum Beispiel große Äste im Bachbett Probleme. Oder die kleinen Stückchen von Weiden, die die Biber abbeißen und die so fein sind, dass sie es durch den großen Rechen der Anlage schaffen und dann die Turbinen verstopfen. Dann muss Klaus Dold in seinen hohen Fischerstiefeln auch mal in den engen, wassergefüllten Turbinenschacht steigen und die Stücke entfernen. „Das ist nicht bei jedem Wetter prickelnd“, weiß er. Abgeschreckt jedoch, das hat es ihn nie.

Wenn größere Äste im Wasser treiben, muss Klaus Dold mit dem Rechen Hand anlegen und sie herausfischen.
Wenn größere Äste im Wasser treiben, muss Klaus Dold mit dem Rechen Hand anlegen und sie herausfischen. | Bild: Burger, Tatjana

Dass sich die Welt in Sachen regenerative Energien in den vergangenen Jahren grundlegend gewandelt hat, bestätigt Pionier Klaus Dold in seinem Tun. „Jetzt zeigt sich, dass doch viel geht“, freut er sich. Und fragt sich gleichzeitig: „Wo würden wir heute stehen, wenn wir viel früher angefangen hätten?“

Ein Rat an die Neu-Klimaschützer

Was rät der Mann mit der jahrzehntelangen Erfahrung eigentlich Menschen, die sich erst seit kurzem mit dem Thema Klimaschutz beschäftigen? Dass nicht jeder sein eigenes Wasserkraftwerk bauen kann, ist klar. „Ein großes Potential liegt in der Solarenergie, das kann in viel größerem Umfang ausgebaut werden“, sagt er. Als wichtigen Punkt nennt Klaus Dold aber auch Stromeinsparungen. Große Möglichkeiten hierbei biete die Gebäudetechnik.

Für die Wartung der über 100 Jahre alten Maschinen braucht es auch ordentliches Werkzeug, wie Klaus Dold hier zeigt.
Für die Wartung der über 100 Jahre alten Maschinen braucht es auch ordentliches Werkzeug, wie Klaus Dold hier zeigt. | Bild: Burger, Tatjana

3.469 Photovoltaikanlagen hat die SVS laut Marktstammdatenregister aktuell in ihrem Netzgebiet registriert, außerdem zwei Windkraftanlagen. Der Anteil der Windkraftanlagen an der gesamten Einspeisung aus Erneuerbaren Energien im Netzgebiet der SVS habe vergangenen Jahr 2023 2,8 Prozent betragen, so Oliver Bauer. Die PV-Anlagen hatten 2023 einen Anteil von 70,8 Prozent.

Klimawandel macht Probleme

Zurück am Wasserkraftwerk Feldner Mühle. Dort hat der Klimawandel das Leben inzwischen schon ein Stück weit schwieriger gemacht. Die Extreme, sie haben zugenommen, bestätigt Klaus Dold. „Es gibt häufiger Starkregen, aber auch lange trockene Phasen“, erzählt er. Für heute laufen die Turbinen aber beide rund. Klaus Dold kann jetzt wieder losfahren – in seinem Diesel, auf dessen Technik er übrigens auch bis heute schwört.

Das könnte Sie auch interessieren