Vorsichtig nimmt Martine Jouniaux ein hauchdünnes Ensemble aus hellem Stoff mit goldenen Fäden und zeigt es. „Das nähe ich gerade“, sagt sie und zeigt ein Foto mit einem Entwurf des französischen Art Deco Modeschöpfers Paul Poiret. So soll das mal werden, sagt die Französin.

Mit dem Kostüm wird sie singen. Entweder im Zähringer Chörle in Villingen, wo sie seit 2005 ihre Stimme einbringt, oder im Oratorienchor in Villingen. Dort wirkt sie seit 2006 mit. Und wenn Kantor Roman Laub sie braucht, dann singt Martine auch in einem kleinen Chor mit, der Capella Nova. Zum Beispiel die Schubert-Messe an Ostern.

Tolle Chorgemeinschaft

Beim Zähringer-Chörle fühlt sie sich wohl. „Die Gesellschaft ist toll. Das Zähringer-Chörle ist wie eine Familie „, sagt die 64-Jährige. Als sie 2005 als Grundschullehrerin der französischen Garnison nach Donaueschingen kam, fragte sie beim Chörle nach, ob die eine Sängerin gebrauchen könnten. Und sie konnten.

Martine Jouniaux (Zweite von links) im März 2023 bei einem Ausflug mit ihrem geliebten Zähringerchörle nach Sigmaringen.
Martine Jouniaux (Zweite von links) im März 2023 bei einem Ausflug mit ihrem geliebten Zähringerchörle nach Sigmaringen. | Bild: Manfred Klostermeier

„Ich war die Einzige, die 2005 in diesem Chor niemanden kannte und trotzdem aufgenommen wurde“, sagt sie stolz. Denn der Chor sei eigentlich von Freunden gegründet worden. Ausflüge, gemeinsame Feiern und Wochenendproben mit dem Chörle genießt sie.

Sie will hier nicht mehr weg

„Ich gehöre hier hin und ich will hier nicht mehr weg“, sagt Martine Jouniaux. Die Französin lebt seit 2012 in Unterkirnach und ist jetzt auch Mitglied im Vorstand des Orchestrionvereins dort. Den hat sie sozusagen zum Singen gebracht.

Auch im Unterkirnacher Verein für Heimat- und Orchestriongeschichte ist Martine Jouniaux (Dritte von links) aktiv dabei – hier im März ...
Auch im Unterkirnacher Verein für Heimat- und Orchestriongeschichte ist Martine Jouniaux (Dritte von links) aktiv dabei – hier im März 2023 mit Wolfgang Armbruster (von links), Roland Dufner, Martine Jouniaux, Michael Weißer, Andreas Braun, Uwe Kreuzpointner, Manfred Ragg und Hugo Weißer. | Bild: Heimatverein

Nach dem großen Erfolg des Adventscafés mit dem Singen von Weihnachtsliedern im vergangenen Dezember, als die Tische und Stühle nicht reichten und sogar Chorsänger aus Villingen mit Familien nach Unterkirnach kamen, ist jetzt am 28. April erneut gemeinsames Singen angesagt.

Das Weihnachtssingen am zweiten Advent 2023 in Unterkirnach: Viele Menschen kommen zu der Veranstaltung unter der Leitung von ...
Das Weihnachtssingen am zweiten Advent 2023 in Unterkirnach: Viele Menschen kommen zu der Veranstaltung unter der Leitung von Chorsängerin Martine Jouniaux (rechts). | Bild: Felicitas Schück

„Überall wo ich war, habe ich gesungen“, erzählt Martine, die in den Ardennen nahe Belgien geboren ist und eigentlich überall in Frankreich mal gewohnt hat, zum Beispiel in Toulon am Mittelmeer. Oder in Reims in der Champagne.

Zwei Jahre in Afrika gelebt

Mit ihrer Tochter als Kleinkind lebte sie zwei Jahre in Afrika, Elfenbeinküste. Dorthin war sie ihrem damaligen Mann gefolgt und arbeitete in Afrika als Näherin. Das Nähen hatte Martine von ihrer Mutter gelernt.

Aber eigentlich war sie schon damals Grundschullehrerin. Nach einer, wie sie erzählt, nicht unbedingt heiteren Kindheit und dem französischen Abitur studierte Martine Mathematik und Physik, bevor sie an der pädagogischen Hochschule eine Ausbildung zur Grundschullehrerin begann.

In Donaueschingen die Region lieben gelernt

Mit ihrer Tochter reiste sie sehr gerne nach Deutschland. Als dann eine Stelle für die französische Beamtin in Donaueschingen vakant wurde, griff sie zu und wohnte zunächst in der französischen Garnison.

„Plötzlich habe ich gespürt, ich gehöre hier hin.“
Martine Jouniaux

Von dort erkundete sie die Gegend, war oft alleine im Wald. „Plötzlich habe ich gespürt, ich gehöre hier hin“, erzählt sie.

Und das Gefühl blieb, als die Beamtin nach drei Jahren zurück nach Frankreich musste und dort eine Stelle in Hagenau (Haguenau) im Elsass bekam.

Pendeln zwischen Frankreich und Deutschland

Sie mietete ein Zimmer fürs Wochenende in Schwenningen, bevor sie 2012 eine Wohnung in Unterkirnach erwarb und pendelte zwischen Frankreich und Deutschland. „Ich bin viel gewandert“, sagt Martine Jouniaux.

So erkundete sie die Orte im Schwarzwald und findet: „Das beste Dorf ist Unterkirnach“. Was ihr dort so gefällt? „Das Licht, die Luft, die Ruhe, die Stille“, sagt sie begeistert.

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Dass es an dem kleinen Ort eine Post, einen Arzt, eine Apotheke und einen Einkaufsmarkt gibt, findet sie großartig. Ja, Schönwald gefällt ihr auch, aber der Ort ist 16 Kilometer entfernt von Villingen. Ihre beiden Brüder kommen gerne zu Besuch nach Unterkirnach.

Begeistert von der Freundlichkeit

Sie ist begeistert. „Hier sind die Leute so freundlich, sie grüßen und lächeln, sie sind sehr angenehm und offen. Ich habe nur gute Erfahrungen gemacht.“

In Unterkirnach hat Martine schon Kostüme für andere genäht, zum Beispiel eine mittelalterliche Tracht für Mühlenführungen.

Nach einem schweren Motorradunfall als junge Frau kann Martine Jouniaux ihre Hände nicht mehr aufstützen. Deswegen hat sie sich ein besonderes E-Bike mit drei Rädern gekauft. Mit dem markanten Gefährt ist Martine im Sommer unterwegs im Wald, fährt bis Villingen oder Schönwald.

Mit ihrem E-Dreirad kurvt Martine Jouniaux gerne durch den Schwarzwald, hier bei einer Ausfahrt 2018 in Villingen.
Mit ihrem E-Dreirad kurvt Martine Jouniaux gerne durch den Schwarzwald, hier bei einer Ausfahrt 2018 in Villingen. | Bild: Roland Dürrhammer

Bis zu diesem Unfall war sie aktive Sportlerin, danach engagierte sie sich für die Musik. Und zwar für den Chorgesang. „Da kann man mit anderen zusammen ein Ziel erreichen“, schildert sie. Sie hat noch mehr Pläne für die Zukunft, die sie aber jetzt noch nicht verraten will.