Nach der Fasnet heißt es fasten. Ob christlichen Glaubens oder nicht, viele Menschen nutzen die Wochen bis Ostern, um bewusst auf die unterschiedlichsten Angewohnheiten zu verzichten. Derzeit scheint es allerdings so, als ob viele Menschen in der Region es eher unfreiwillig ruhig angehen lassen. Seit Tagen liegen sie krank im Bett. Und das geht zumindest vielen so.

1,5 Meter Abstand, regelmäßiges Lüften und das Tragen einer Maske waren das Gebot der Stunde, als die Coronazahlen in den vergangenen Jahren immer wieder in die Höhe schnellten. Nun sind Corona-Regularien aus dem Alltag der meisten Menschen wieder verschwunden. Schon in der Fasnetszeit 2023 wurde wieder miteinander geschunkelt, das Lüften interessierte niemanden mehr und die Masken, die an der Fasnet üblicherweise getragen werden, haben sicherlich nichts mit dem Schutz vor Viren zu tun.

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Vor und nach der Fasnet

Doch auch schon vor dem Ende der fünften Jahreszeit in diesem Jahr, die auch wieder unter normalen Bedingungen stattfand, hielt sich bei Vielen der Eindruck, dass der Krankenstand in der Region besonders hoch sei. Die Befürchtung, die feucht-fröhliche Fasnetzeit würde die Krankensituation verstärken, liegt nahe. Schon 2023 konnte die Fasnet ohne Pandemiebeschränkungen stattfinden, damals schrieb das Ärzteblatt, die Krankenstände hätten sich in Baden-Württemberg in den Tagen nach der Fasnet verdoppelt.

Waren dies vielleicht zu der Zeit noch Auswüchse der Corona-Pandemie? Wie stellt sich die aktuelle Situation denn wirklich dar und wie wirkt sich die fünfte Jahreszeit in diesem Jahr auf den Krankenstand in der Region aus? Der SÜDKURIER fragt bei Ärzten und auch Arbeitgebern aus der Region nach ihrer Wahrnehmung der Situation.

Hausärzte und das Klinikum

Die subjektive Einschätzung vieler bestätigen kann die Hausärztin Susanne Gretz. In ihrer Praxis in Donaueschingen beobachtete sie schon vor und während der Fasnet ein erhöhtes Aufkommen von Magen-Darm und Atemwegserkrankungen. Laut ihrer Einschätzung wird die Fasnetzeit vor allem für einen Anstieg der Atemwegserkrankungen in nächster Zeit führen.

Vor allem Kinder betroffen

Auch das Schwarzwald-Baar-Klinikum kann einen Hochstand der Erkrankungen in der Region bestätigen. So gibt es laut Sandra Adams, Pressesprecherin des Hauses, zurzeit viele kranke Menschen. „Im Klinikum selbst sind es zum Beispiel viele Erwachsene mit Influenza-Erkrankung“, so Adams.

Sandra Adams, Pressesprecherin Schwarzwald-Baar-Klinikum.
Sandra Adams, Pressesprecherin Schwarzwald-Baar-Klinikum. | Bild: Schwarzwald-Baar-Klinikum

Sie hebt aber vor allem die außergewöhnliche Belastung der Kinderklinik hervor. So seien die dortigen Kinder insbesondere mit dem RS-Virus angesteckt. Etwa 30 bis 40 Kinder sind aktuell im Klinikum deswegen stationär in Behandlung, davon liegen mehrere auf der Intensivstation.

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Ungünstiger Zeitpunkt

Laut gesammelter Erfahrungen rechnet das Klinikum nach der Fasnet mit einer Zunahme des Krankheitsgeschehens, viele Veranstaltungen und viele aufeinander treffende Menschen seien die Gründe. In den kommenden Tagen und Wochen wird sich zeigen, in welchem Ausmaß die fünfte Jahreszeit die derzeitige Situation verstärkt.

Wie sehr sich die Situation auf die Arztpraxen in der Region auswirkt, zeigt sich etwa auch bei der Bräunlinger Praxis Stephan Dold. Dort werden aktuell mehrere andere Praxen vertreten. Viel Zeit für anderes neben der Behandlung bleibt da nicht.

Arbeitgeber aus der Region

Betroffen von einem hohen Krankenstand sind auch die Arbeitgeber in der Region. Die ebm-Papst Unternehmensgruppe beschreibt den Krankenstand auf Anfrage hin als im Normalbereich liegend.

Am vergangenen Jahresende wäre allerdings ein erhöhtes Krankheitsaufkommen zu beobachten gewesen. „Im Dezember 2023 hatten wir innerhalb der ebm-Papst Unternehmensgruppe einen erhöhten Krankenstand, insbesondere durch Covid- sowie Influenza-Erkrankungen“, heißt es aus der Pressestelle des Unternehmens. Die Zahlen für den Monat Februar und damit auch die Zahlen zu Erkrankungen während und nach der Fasnet lägen allerdings noch nicht vor.

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Was den Krankenstand bei IMS Gear betrifft, bezeichnet Thomas Schröter von der Unternehmenskommunikation des größten Donaueschinger Arbeitgebers diesen als normal für die Monate und Wochen rund um die Fasnet. Es sei kein signifikanter Anstieg zu erkennen.

Die unterschiedliche Wahrnehmung von Unternehmen und Ärzten könnte seinen Ursprung in der Überlastung des Gesundheitssystems haben. So gibt es für Unternehmen vielleicht zurzeit keinen für sie ungewöhnlich hohen Krankenstand. Das Gesundheitssystem nimmt dies mit all seinen Engpässen aber anders wahr.

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