Ein kleiner Bagger schaufelt auf dem Höhenzug Länge bei Hüfingen in einer etwa drei Meter tiefen Grube. Gelegentlich kommt ein Lastwagen dazu, der Kies ablädt. Ein paar hundert Meter weiter im etwa 3300 Hektar großen Waldstück das gleiche Bild.

Schon bald wird jedoch schwereres Gerät anrücken. Denn hier soll bis Sommer 2026 der neue Windpark Länge mit sechs Windrädern entstehen.

Nach mehr als einem Jahrzehnt ist der Weg für das Projekt nun endgültig frei, weil sich das Singener Betreiber-Unternehmen Solarcomplex im November 2024 mit der Naturschutz-Initiative (NI), einem rheinland-pfälzischen Umweltverband, auf einen Vergleich einigte. Der Verband hatte zuvor vor dem Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg gegen den Bau geklagt.

Das könnte Sie auch interessieren

Nach dem Frost kann es losgehen

„Mit dieser Einigung können wir jetzt arbeiten“, sagt Solarcomplex-Chef Bene Müller und kritisiert zudem den langen Prozess bis zur endgültigen Genehmigung: „Wenn wir 2026 in Betrieb gehen, dann hatte das Projekt 13 Jahre Vorlauf. Wenn das das Tempo der Energiewende ist, dann sieht es nicht gut aus.“

Solarcomplex-Chef Bene Müller auf der Baustelle des Windparks Länge bei Hüfingen.
Solarcomplex-Chef Bene Müller auf der Baustelle des Windparks Länge bei Hüfingen. | Bild: Daniel Vedder

Bis die sechs Windräder aufgestellt werden können, müssen die Bagger zunächst noch die Fundamente ausheben. Für zwei Anlagen sei dies laut Bene Müller bereits geschehen. „Sobald der Frost dann weg ist, fangen wir an, die Fundamente zu gießen.“

Aktuell heben Bagger Fundamente für die Windräder aus Video: Daniel Vedder

Das kann aber noch ein wenig dauern: „Bis die Löcher alle ausgehoben sind, ist es aber locker Mitte Februar“, so Bene Müller zum weiteren Ablauf.

Offene Baustelle könnte im Sommer stattfinden

Sobald die Fundamente gegossen sind, sollen dann auch Stück für Stück die großen Baustellenfahrzeuge anrücken. Die Stellflächen für die Kräne sind vorbereitet und auch die Kabel unter dem künftigen Windpark liegen schon.

Die Fundamente für zwei Windräder sind bereits ausgehoben.
Die Fundamente für zwei Windräder sind bereits ausgehoben. | Bild: Daniel Vedder

Wenn dann auch die ersten großen Fortschritte auf der Baustelle erkennbar sind, will Solarcomplex Anwohner und Interessierte zu Tagen der offenen Baustelle einladen, um die Baustelle vor Ort zu besichtigen. Das werde laut Bene Müller allerdings nicht passieren, ehe der erste Turm steht. „Mir ist wichtig, dass die Menschen dann auch etwas sehen können.“

So hoch wird die Anlage

Allein die Gondel, an der später die Rotorblätter montiert werden, soll demnach 164 Meter hoch stehen. Mit den Blättern sollen die Anlagen je 245 Meter groß sein.

Das könnte Sie auch interessieren

Einen genauen Terminrahmen kann Bene Müller für die mögliche Baustellenbesichtigung bisher nicht nennen. Möglicherweise könnte sich jedoch im August oder September ein Fenster dafür ergeben.

Das könnte Sie auch interessieren

Ein Windrad bekommt Zwangspausen

Sollten die sechs Anlagen dann wie geplant ab Sommer 2026 in Betrieb gehen, gibt es im Zuge des Vergleichs mit der Naturschutz-Initiative jedoch eine Einschränkung. In der Einigung ist laut Bene Müller festgeschrieben, dass ein Windrad je zwischen 15. März und 15. Juli tagsüber abgeschaltet werden muss – zum Schutz des Rotmilans, der im Gebiet des Windparks lebt.

Ein Windrad von einem privaten Betreiber steht bereits auf der Länge.
Ein Windrad von einem privaten Betreiber steht bereits auf der Länge. | Bild: Daniel Vedder

Die Naturschutz-Initiative sieht jedoch nicht nur den Rotmilan durch die Rotorblätter gefährdet. Der Umweltverband befürchte durch die drei in einem Vogelschutzgebiet geplanten Anlagen auch eine „Zunahme der Schlagopfer beim allgemeinen Vogelzug“, der gerade bei Kleinvögeln „kaum in der richtigen Größenordnung nachweisbar ist“, sagt Immo Vollmer von der NI.

Andere lokale Arten wie etwa Wespenbussarde oder die Waldschnepfe könnten laut Vollmer ebenfalls von Rotorblättern erfasst oder durch die Veränderung des Lebensraums vertrieben werden.

Initiative kündigt Kontrollen an

Auch wenn der Bau des Windparks Länge nun endgültig ist, will die Naturschutz-Initiative weiter ein Auge auf das Projekt werfen: „Die Regionalgruppe wird periodische Zustandskontrollen vornehmen und fallweise Auswertungen machen, aufgetretene Schäden dokumentieren und die zuständigen Behörden informieren, wenn wir Handlungsbedarf zum Schutz der Arten sehen“, sagt Immo Vollmer.