Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung die Sanierung des "Roten Löwen" beschlossen. Diese Entscheidung hat das Gremium getroffen, nachdem erstmals Zahlen zu den Kosten des Projekts auf dem Tisch lagen. Demnach ist mit Gesamtkosten von rund 4,3 Millionen Euro zu rechnen. Ein erheblicher Anteil von bis zu 54 Prozent der genannten Summe ist über Fördermittel abgedeckt. Für die Stadt bleibt eine Investitionssumme von gut zwei Millionen Euro. "Als Gesamtergebnis ist festzuhalten, dass es sich beim "Roten Löwen" um eine gut sanierungsfähige, aber jetzt auch dringend sanierungsbedürftige Bausubstanz handelt", sagte der Architekt Stefan Blum.

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Kosten viel diskutiert

Mit der Entscheidung hat sich der Gemeinderat trotzdem nicht leichtgetan. Zwölf Mitglieder stimmten für die Sanierung unter den genannten Bedingungen, fünf dagegen und zwei haben sich ihrer Stimme enthalten. Vor allem die Kosten, die die ohnehin knappe Kasse zusätzlich belasten, waren am meisten diskutiert worden. Viele fürchteten auch, dass es zu Kostensteigerungen kommen könnte. Und das, obwohl Stefan Blum in seinen Aussagen so deutlich wurde, wie es zu diesem Zeitpunkt nur möglich ist. "Das Kostenvolumen stimmt einfach", sagte er in der Sitzung. Ihm sei bei diesem Sanierungsprojekt in keiner Weise bange.

Besonders die Westseite, in Richtung der evangelischen Kirche, hat witterungsbedingt in den vergangenen Jahrzehnten stark gelitten.
Besonders die Westseite, in Richtung der evangelischen Kirche, hat witterungsbedingt in den vergangenen Jahrzehnten stark gelitten. | Bild: Ganter, Patrick

Diese klaren Aussagen zeigten Wirkung bei den meisten der Gemeinderäte. "Mich beruhigt die detaillierte Herangehensweise", sagte beispielsweise Oliver Freischlader (SPD). Hansjörg Staiger (SPD) sagte: "Ich möchte dafür werben, dass wir den "Roten Löwen" einer nachhaltigen Nutzung zuführen." Daraufhin schloss Manfred Scherer (CDU) an, dass er in dieser Sache ebenfalls mitwerben möchte. Nicht mitwerben wollte Patrick Hilpert (FW), er sprach sich am klarsten gegen die Sanierung aus: "Ich kann mich mit den 4,3 Millionen Euro nicht anfreunden", sagte er. Vorrang sollten die Schulen, der Breitbandausbau und der restliche Teil der Innenstadtsanierung haben, meinte er. Er bat die Kollegen im Gremium, vor der Abstimmung noch einmal in sich zu gehen.

Später wie ein Neubau

Der "Rote Löwen" wird, wenn er saniert ist, in Sachen Statik, Konstruktion und Bauphysik später Neubaustatus haben, so der Architekt weiter. Die genannten Punkte waren auch die wesentlichen Aspekte der vorgetragenen Machbarkeitsstudie. In der Holzkonstruktion wurden diverse Schäden festgestellt. "Die Schäden selbst gehen zurück auf Pilze und Insekten", so Blum. Sie seien aber überschaubar, die Ursache läge vor allem darin, dass das Holz feucht wurde. Die Statik des Gebäudes, die ebenfalls untersucht wurde, funktioniert – und zwar seit 1866. Es sei bei derlei Bauten nicht so selten, so Blum, dass die Statik von vornherein nicht funktioniere. Das sei den Bauleuten damals allerdings gelungen, obwohl das keine leichte Aufgabe gewesen sei, weil das Dach einen großen Grundriss abzudecken hatte.

Diese grünen Kästen, die in Richtung Stadtmitte vor dem Gebäude stehen, waren ebenfalls Thema. Sie sollen, so das Ziel, nach der ...
Diese grünen Kästen, die in Richtung Stadtmitte vor dem Gebäude stehen, waren ebenfalls Thema. Sie sollen, so das Ziel, nach der Sanierung verschwinden. | Bild: Ganter, Patrick

Der "Rote Löwen" ist nach der Sanierung als Anlaufpunkt für soziale Einrichtungen gedacht. Das ist auch die Bedingung für eine Förderung aus dem Investitionspakt "Soziale Integration im Quartier", für den man einen Antrag gestellt hat. Unter anderem könnte die Wirkstatt einziehen, auch ein Kultur-Café ist angedacht. Ebenso ist geplant, Beratungsstellen dort zu bündeln – etwa den Integrationsbeauftragten und die Behindertenbeauftragte. Im Dachgeschoss entsteht ein Veranstaltungsraum mit Dach-Verglasung für bis zu 200 Personen.

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Eine Zeitachse – von der Klosterzeit bis zur anstehenden Sanierung

Das Gebäude des „Roten Löwen“ steht seit Jahrhunderten in St. Georgens Mitte. Es hat viele unterschiedliche Nutzungen erfahren.

  • Anfänge im 16. Jahrhundert: Der älteste Nachweis für den „Roten Löwen“ stammt aus dem Jahre 1548. Als sogenannte Klosterbannwirtschaft wird er in einer Urkunde erwähnt. Am 5. September 1572 beantragt der Wirt Hans Engelhör, einen Keller bauen zu dürfen. „Damit der Wein im Winter nicht gefriert und im Sommer nicht verdirbt“, heißt in dem Buch „Historischer Stadtführer St. Georgen“.
  • Ein Haus mit großen Privilegien: Später, bereits Ende des 17. Jahrhunderts, war der „Rote Löwen“ ein Gasthaus mit großen Privilegien. So hätten beispielsweise alle Hochzeiten nur in diesem Gasthaus stattfinden dürfen.
  • Es geht bergab: Im Jahre 1848 verlor der Löwen seine Vorteile. In der Folge ging es mit dem Gasthaus steil bergab.
  • Großbrand in St. Georgen: Beim Großbrand 1865 wurde auch der historische „Rote Löwen“ ein Raub der Flammen, wurde aber ein Jahr später in gleicher Größe mit Brauerei wieder aufgebaut.
  • Als Feuerwehrhaus: In den letzten Jahrzehnten gab es viele Nutzungen. Als Feuerwehr-, Gast- und Kaufhaus. Es diente auch als Begegnungsstätte für Vereine.
  • Start für Sanierung: Die Sanierung des Gebäudes beginnt noch in diesem Jahr. Eine Million Euro ist dafür im Haushaltsplan eingestellt. Der Großteil der Arbeiten folgt im kommenden Jahr, dann sind weitere drei Millionen Euro veranschlagt. (pga)