St. Georgen Was Badegäste freut, nämlich angenehme Temperaturen des Klosterweihers von über 20 Grad, treibt Bürgermeister Michael Rieger Sorgenfalten auf die Stirn. Die Ursache für beides ist – der Biber.
Seit vielen Jahren versucht die Stadt zu erreichen, dass der Zulauf des Klosterweihers mit Frischwasser aus dem Sommeraubach versorgt werden darf. Dazu müsste ein Bypass um die Biberdämme herumgeleitet werden. Dagegen sträuben sich jedoch die Umwelt- und Naturschutzbehörden bislang vehement. Das Nagetier, das sich im Biotopbereich hinter dem Klosterweiher niedergelassen hat, genießt von Seiten der Behörden nahezu uneingeschränkten Schutz. Selbst die Bemühungen seitens der Landespolitik stoßen bislang auf Granit.
„Es ist ein sehr leidiges Thema“, so Bürgermeister Michael Rieger auf die Nachfrage, ob in Sachen Biber Bewegung kommt. Seitens der Stadtverwaltung wurden in den vergangenen Jahren mehrere Millionen Euro in die Entschlammung des Klosterweihers investiert, um die Wasserqualität des Badesees für die Zukunft zu erhalten. Diese Bemühungen könnten für die Katz gewesen sein, wenn dem Weiher nicht genügend Frischwasser zugeführt werde. „Unser limnologisches Gutachten sagt aus, dass nach der Aussaugmaßnahme dringend der Frischwasserzulauf gewährleistet sein muss“, so Rieger. Er sagt deutlich: „Der Biber muss entfernt werden, ansonsten hilft die Schlammentfernung nicht viel. Wir möchten kaltes und sauerstoffreicheres Frischwasser aus den beiden Zulaufbächen direkt in den Weiher leiten und nicht das abgestandene warme Wasser aus dem Biberstau.“
Glücklicherweise habe es im Juli viel geregnet. „Hätte es im Juli nicht geregnet, hätten wir die Algenblüte bekommen. Es war wohl ziemlich knapp.“ Dass der Biber von den Behörden derart geschützt und die Belange der Bevölkerung und der Stadt unberücksichtigt bleiben, verärgert Rieger sehr. „Es kann nicht sein, dass uns zugemutet wird, einen Naturbadesee mittels elektrischer Pumpen unter hohem Stromverbrauch zu belüften, um Sauerstoff ins Wasser zu bekommen. So etwas ist in Deutschland wahrscheinlich einmalig. Hauptsache, der Biber kann ungestört seine Runden drehen.“ Die Stadt müsse einen Gewässerentwicklungsplan vorlegen, der trotz Förderung erheblichen Aufwand und finanziellen Eigenanteil erfordere. Dabei müsse auch der Bereich der Brigach unterhalb des Weihers berücksichtigt werden, da auch dort das Wasser deutlich zu warm sei. Das sei aber dem Biberstau geschuldet. „Der Weiher hatte bei genügend Frischwasserzufuhr so gut wie nie ein Temperaturproblem“, so Rieger.
Etliche Politiker haben sich schon die Problematik vor Ort erläutern lassen. Neben der damaligen Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer 2020 waren dies im vergangenen Jahr die FDP-Landtagsabgeordneten und Mitglieder des Naturschutzausschusses, Klaus Hoher und Frank Bonath. Im Januar dieses Jahres waren die Landtagsabgeordneten Martina Braun (Grüne) und Frank Bonath (FDP) sowie Staatssekretär Andre Baumann (Grüne) vor Ort. Jetzt wartet Rieger dringend auf einen Rückruf des Staatssekretärs, der bei seinem Besuch zugesagt hatte, dass ab Herbst Frischwasser abgeleitet werden dürfe.