Der diesjährige Fastnachtsumzug wird einer der größten, den es in St. Georgen je gab. 75 Narrengruppen und Musikvereine werden durch die Straßen ziehen. Allerdings nicht am Rosenmontag. Wann der Umzug stattfinden wird – und warum die Narren am Rosenmontag selbst gar nicht in der Stadt sind -, erläutern die Vertreter der St.Georgener Narrengemeinschaft in einem Pressegespräch.
Die St. Georgener Narren standen nämlich vor einer schwierigen Frage: Was tun, wenn man für den Fastnachtsumzug am Rosenmontag fast keine Gastgruppen bekommt, weil diese schon andere Verpflichtungen haben? Die pragmatische Antwort: Man verlegt einfach den Umzug auf einen anderen Termin und kann sich damit vor Anfragen kaum retten.
Einer der größten Umzüge
Mit diesem Kniff organisieren die Vertreter der St. Georgener Narrenzünfte und-Gruppierungen in diesem Jahr einen der größten Fastnachtsumzüge in der Geschichte der St. Georgener Fasnet.
Weshalb die Narren auf einen großen Umzug setzen, erläutert Alexandra Pies, Zunftmeisterin der Narrenzunft.
„Der Aufwand, einen Umzug mit 70 Gruppen zu organisieren, ist der gleiche, wie einen Umzug mit 20 Gruppen zu organisieren“, erklärt Pies. Auch die Kosten, etwa für die Herstellung der Infrastruktur mit mobilen Toiletten, für die Beschallungsanlage für die Moderation an der Umzugsstrecke, für Gema- und verschiedenen Genehmigungsgebühren, seien im Wesentlichen gleich hoch, ob viele oder wenige Gruppen den Umzug gestalten.

„Wir sprechen da von rund 5000 Euro, die ein Umzug pro Jahr kostet“, gibt Pies einen Einblick. Um wenigstens einen Teil der Kosten refinanzieren zu können, verkaufen die Gruppen Umzugspins. „Und wir bitten die Besucher, die an der Umzugsstrecke stehen, doch freundlich darum, ein Abzeichen für drei Euro zu erwerben“, sagt Jaqueline Eisele, Zunftchefin der Weiher-Hexen.
Umzug daheim und die Folgen
Dass am Rosenmontag, abgesehen von Narrenhochburgen, immer weniger Veranstalter einen passablen Umzug auf die Beine gestellt bekommen, hat laut Sascha Trubarac, Vizezunftmeister der Narrenzunft, mehrere Gründe. Einer davon ist ganz schlicht, dass eben viele Zünfte ihre eigenen Umzüge an diesem Tag machen.
Und: „Viele Unternehmen haben am Rosenmontag nicht mehr automatisch geschlossen.“ Das bedeute einerseits, dass man weniger Zuschauer am Straßenrand habe, weil viele Menschen für die Fasnet keinen Urlaubstag opfern wollten.
Andererseits werde auch in den eigenen Reihen das Datum zunehmend zum Problem, weil nicht jeder Hästräger freinehmen könne. Das mache sich wiederum mit der schrumpfenden Zahl an Helfern bemerkbar, die hinter den Kulissen für einen reibungslosen Ablauf sorgten. „Wir bekommen am Rosenmontag unsere Arbeitslisten nicht mehr voll“, sagt Alexandra Pies.
Narrengemeinschaft diskutierte
Das Abrücken vom Rosenmontagsumzug war innerhalb der Narrengemeinschaft, in der alle St. Georgener Gruppierungen wie Narrenzunft, Engelegoaschter Peterzell, Nesthexen, Howalddeufel&Wälderschnäpf, Guggenmusik Bergstadtfetzer, Schofstriezis und Weiher-Hexen vertreten sind, aber alles andere als eine klare Sache.
„Wir haben intern schon intensiv diskutiert. Es gab durchaus Stimmen, die am Rosenmontag festhalten wollten, aus Gründen der Tradition“, so Pies. Letzt fiel die Entscheidung dann aber doch mehrheitlich dafür aus, einen anderen Termin zu finden.
Mitte Februar – Fasnetglück komplett
Der Umzug findet jetzt am Sonntag, 16. Februar, statt. Der Wechsel auf einen anderen Tag zahlt sich aus. „Wir haben jetzt 75 Anmeldungen von Gruppen, und wir hätten noch einmal so viele Gruppen annehmen können“, freut sich Trubarac.
Das heißt, dass an dem Umzugstag rund 3500 Hästräger in der Bergstadt unterwegs sein werden. Je nach Wetter rechnen die Narren mit gut 5000 Zuschauern, die an der Umzugsstrecke stehen werden.
Narren am Rosenmontag auswärts unterwegs
Der Umzug beginnt in Höhe des Technologiezentrums in der Sommerauer Straße und führt die Hauptstraße entlang, am Rathaus vorbei, am Bärenplatzkreisel in die Bahnhof- und in die Gewerbehallenstraße, biegt in den verkehrsberuhigten Bereich der Gerwigstraße und endet vor der Gerwigschule.
Dort, im oberen und unteren Schulhof der Schule, befindet sich nach dem Umzug das Narrendorf, „hier feiern Narren und die Besucher dann gemeinsam“, sagt Trubarac.
Übrigens werden die St. Georgener Narren am Rosenmontag, wenn in St. Georgen keine närrische Veranstaltung stattfindet, dennoch nicht zu Hause sitzen. „Wir nehmen als Narrengemeinschaft alle zusammen an einem auswärtigen Umzug teil“, verrät Nesthexenchef Alessandro Semeraro.
Und jetzt hoffen sie in St. Georgen, dass der Schachzug auch anderweitig aufgeht: Eine solche Premiere mit einem vorverlegten Fastnachtsumzug kann die fastnetfreudige Region nur einmal erleben. Für Publikum gibt es ausreichend Platz ...